Zell. An den hellen Wänden lehnen große Wollfilzrollen in Naturfarben. Die Fäden auf den Spulen leuchten in der Sonne grün, pink oder gelb und warten auf das einsetzende Rattern der Nähmaschine. Die Regale
sind mit einem bunten Allerlei von Stoffen, Produktmustern und detailreichen Applikationen gefüllt. Aus diesen Zutaten kreiert Nicole Röper Einzelstücke mit Charme und Charakter.
„Es sind kleine Unikate, die nach Kundenwunsch mit viel Gefühl fürs Detail gefertigt werden“, beschreibt sie ihr Kunsthandwerk. Aus hochwertigem Wollfilz macht die 36-Jährige seit drei Jahren Karten, Taschen und U-Heft- oder Mutterpasshüllen. Vor allen Dingen versucht sie aber, die Wünsche ihrer Kunden wahr zu machen. „Das entwickelt sich immer weiter“, sagt die gelernte Dekorateurin und merkt an, dass das Sortiment sich laufend erweitert. Mittlerweile gibt es auch bunte Filz-Glückskekse, Schultüten, einen Adventskalender und Impfpasshüllen für Hunde.
„Angefangen hat alles mit Weihnachtskarten“, erzählt sie und weist auf die bestickten Grußkarten. Daher auch der Name „La Cartolina“, italienisch für Kärtchen. „Ich habe aus Freude begonnen“, berichtet sie. Dann ging alles ganz schnell: Von Karten für Bekannte und Freundes-Freunde über Sortimenterweiterungen und einen Online-Shop bis hin zur Kooperation mit Firmen.
Trotzdem bleibt Nicole Röper ihren Grundsätzen treu. „Ein Faible fürs Handwerk hatte ich schon immer“, verrät sie. Keine Massenproduktion, sondern Handarbeit und Qualität sind oberstes Gebot. „Wollfilz hat tolle Eigenschaften und ist eigentlich unverwüstlich“, findet Nicole Röper.
Für ihre Produkte arbeitet sie mit einer Stickmaschine, die auch eigene Kreationen auf den Filz bringt. Am Computer können gemalte Kunstwerke der Kleinen, Zeichnungen, Handschriften und sogar Fotos digitalisiert und in Stickdateien umgearbeitet werden. Sind die erst einmal auf die Stickmaschine übertragen, sind der Kreativität von Nicole Röper und dem Ideenreichtum ihrer Kunden fast keine Grenzen gesetzt.
Am liebsten berät die Zellerin persönlich: „Man lernt die unterschiedlichsten Leute kennen“, freut sie sich. Umgeben von Näh- und Stickmaschine wird ihr gemütliches Arbeitszimmer zur Kreativzone. Nach und nach kommen das passende Produkt, die richtige Größe, der liebste Stoff sowie Stickereien und Applikationen zusammen. Bei „La Cartolina“ gibt es alles nach Maß: Je nach Belieben wird mit Format, Material oder Farbe gespielt. Um die Entscheidung zu erleichtern, fertigt Nicole Röper Probemodelle an: „Wenn es erst einmal genäht ist, sieht man viel besser, wie Stoff oder Farben wirken.“ Je nach Arbeitsaufwand sind die fertigen Handarbeiten innerhalb von einer oder zwei Wochen beim Kunden.
„Es ist immer schön mit den Leuten“, sagt Nicole Röper, die Spaß am gemeinsamen Werkeln hat. Die Arbeit liegt ihr am Herzen: „Ich finde es toll, dass ich die Leute damit begeistern kann“, sagt sie lächelnd. „So entstehen immer kleine Handarbeitsstücke und Unikate“, erzählt die 36-Jährige, die sich das Nähen selbst beigebracht hat.
„Für mich ist ,La Cartolina‘ ein guter Ausgleich zum Berufsalltag“, sagt Nicole Röper, die jetzt im Finanzbereich tätig ist. „Diese Kreativität ist schön, aber ich kann nicht auf Knopfdruck produzieren“, begründet die Mutter, dass sie ihr Handwerk als Ergänzung zum Job sieht. „Vielleicht bin ich auch zu sehr ein Sicherheitsmensch, aber wenn ich nur noch das mache, dann kommt auch die Existenzangst“, fürchtet sie um die Leichtigkeit und Freude, die sie mit dem Kunsthandwerk verbindet.
Trotz ihrer Berufstätigkeit nimmt sich Nicole Röper viel Zeit für Feinheiten: „Es gibt Wochen und Tage, da sitze ich jeden Abend hier“, sagt sie und weist auf ihren Nähtisch, „ohne meinen Mann könnte ich das nicht mehr schaffen.“ Während sie näht, arbeitet er an den Stickdateien. Wenn die Aufträge in Hochzeiten dann doch zu viel werden, holt sich die Berufstätige beim Besticken Hilfe ins Boot. „Solange es geht, mache ich aber alles selbst“, erklärt sie.
Doch auch geschickte Kunden dürfen bei Nicole Röper selbst an Filz und Stoff: „Ich gebe auch gerne Unterstützung“, sagt die Zellerin. Dann schneidet sie bereitwillig zu, näht vor und erklärt die Arbeitsschritte. „Bestickt wird aber hier“, sagt sie lachend.
Bei Eigenleistung sinkt der Preis, den Nicole Röper an Material und Arbeitsaufwand ausrichtet. „Nach oben ist alles offen“, merkt sie mit einem Augenzwinkern an. „Ich bin um faire Preise bemüht, aber man muss das Handwerk natürlich schätzen“, weiß die fitte Bastlerin.
Am Ende zählt die „schöne Einzigartigkeit“ der Stücke. Egal, ob als persönliches Geschenk oder für sich selbst gekauft, „es entsteht etwas, das dem Kunden am Herzen liegt“, sagt sie lächelnd. Denn „jedes Teil hat seine Geschichte“ und die vergisst auch Nicole Röper nicht.