Basketball
Jetzt heißt es Ruhe bewahren

Basketball Die Knights machen gegen Trier vieles richtig, vergessen aber, sich für gute Defensivarbeit zu belohnen. Der Trainer sieht Fortschritte und wirbt weiter um Geduld. Von Bernd Köble

Nein, von Verhältnissen wie in der Fußball-Bundesliga, wo in Stuttgart und München am Wochenende die Erde bebte, ist man im Kirchheimer Basketball noch ein ganzes Stück weit entfernt. Die Saison ist deutlich jünger, und den Spielern in den gelben Leibchen wird noch immer zugeschrieben, was man den Kickern mit dem roten Brustring und ihrem Trainer am Sonntag absprach: eine gemeinsame Perspektive. Dass die Knights auch im zweiten Spiel am Samstag ohne Zählbares vom Parket schlichen, zerrt zwar zunehmend am Nervenkostüm, ein Indiz für fehlende Qualität in der Mannschaft ist es momentan zumindest nicht. Um es in Worten von Knights-Sportchef Chris Schmidt auszudrücken: „Wir hatten die Chance, eine der Topmannschaften der Liga zu schlagen und sie nicht genutzt. Deshalb ist die Niederlage umso ärgerlicher.“

Eine Niederlage, die immerhin wach hält. Bei Kirchheims Headcoach Mauricio Parra jedenfalls lief auch Sonntagfrüh um fünf noch der Analyse-Scanner vor dem inneren Auge. Zwei Partien, zwei Schlussphasen, in denen die spielerische Linie verloren ging, null Punkte. Parra spricht zwar vom „Worst Case“, den man unbedingt vermeiden wollte. Er weiß: Gegen heimstarke Hagener am Samstag, und gegen einen völlig unbekannten Aufsteiger aus Rostock eine Woche später wird es nicht wesentlich einfacher.

Trotzdem war die knappe Niederlage gegen den Angstgegner aus Trier aus seiner Sicht ein Schritt nach vorn. Parra gilt in puncto Defensive als Verfechter kompromissloser Disziplin. Das weiß spätestens seit Mitte des zweiten Viertels am Samstag jeder. Wie der Coach seinem langjährigen Schützling Kevin Wohlrath nach dessen Patzer die Leviten las, so etwas muss man erst einmal wegstecken. Wohlrath zeigte Nehmerqualitäten und war am Ende Topscorer mit 18 Punkten.

Parra hatte das Augenmerk im Training unter der Woche auf eine funktionierende Zonen-Presse gelegt. Nach der völlig verkorksten und von Nervosität geprägten Anfangsphase gegen Quakenbrück waren die Knights diesmal tatsächlich hellwach und defensiv deutlich besser organisiert. Eine Tatsache, die den Trainer die Ruhe bewahren lässt: „Wenn wir pro Spiel 90 Punkte kassiert hätten“, sagt er, „wäre ich in Sorge.“ So sind es weniger als 70 im Schnitt gegen zwei ehemalige Erstligisten.

Defensiv scheint vieles zu passen, offensiv eher nicht. 18 Punkte eines Newcomers wie Wohlrath konnte auch Parra nicht auf dem Zettel haben. Dabei erarbeiteten sich die Gastgeber, wie schon zuletzt gegen die Artland Dragons, durchaus freie Würfe. Bloß: sie fielen nicht. Schwache 19 Prozent betrug die Dreierquote im ersten Spiel, am Samstag waren es immerhin 33. Tim Koch mit mehr guten Gelegenheiten als Erfolgserlebnissen, Caleb Oetjen mit solidem Einstand aber ohne Punkte und Rhondell Goodwin mit einer Mittelohrentzündung erst gar nicht auf dem Spielfeld - gegen erstligaerfahrene Kräfte wie Simon Schmitz oder Jermaine Bucknor, die in den letzten knapp fünf Minuten maßgeblichen Anteil am spielentscheidenden 13:5-Lauf der Trierer hatten, war das schlicht zu wenig.

„Wir werden von Woche zu Woche besser“, versucht Mauricio Parra die Gemüter zu beruhigen. Dass die Mannschaft auf gutem Weg ist, allerdings Zeit braucht, wird an vielen Stellen deutlich. Keith Rendleman erledigte nach einer fast trainingsfreien Woche wegen Nackenproblemen einen bravourösen Job unterm Korb, rieb sich gegen Ende allerdings zusehends auf, Andreas Kronhardt findet nach wochenlanger Verletzungspause nur mühsam den Weg zurück zu alter Form und Caleb Oetjen kämpft zwei Wochen nach seiner Ankunft im Spielaufbau noch mit den üblichen Abstimmungsproblemen.

Parra weiß: Irgendwann muss er liefern. Am besten schon am Samstag in Hagen. Für den 46-Jährigen wäre es ein ganz persönlicher Triumph. Zwar kennt er die Feuervögel nur aus Berliner Zeiten in der BBL, doch auch Topklubs haben Angstgegner. Fünfmal in Folge verlor er als Assistantcoach mit Alba in der Hagener Krollmann-Arena. Gelegenheit also für den ersten Sieg dort als Cheftrainer. Danach stünde es ihm frei, die Mannschaft mit dem zu belohnen, was zuletzt nur als erfolgsabhängige Option in Kursivschrift auf dem Wochenplan stand: Montagmorgen trainingsfrei.