Kirchheim. „Wenn man nicht im Kleinen anfängt, dann kann das Große nicht gelingen“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei der Auftaktveranstaltung zum Klimaschutzkonzept Kirchheims am Donnerstagabend in der Freihof-Realschule. Der Gemeinderat habe beschlossen, dass die Teckstadt mit den Unternehmen Green City Energy AG und KlimaKom eG mit Sitz in München sowie mit der Bürgerschaft ein solches Konzept erarbeiten soll. „Er hat sich dazu entschieden, Verantwortung zu tragen und Maßnahmen vor Ort auf den Weg zu bringen“, ergänzte die Stadtchefin. Dies sei überaus wichtig, denn der Klimaschutz und die Energiewende zählten zu d e n „Megathemen“ unserer Zeit.
Ein besonderes Anliegen sei es dem Gemeinderat, dass die Bürger an dem Konzept mitarbeiten. An zwei Samstagen, 4. Mai und 22. Juni, finden deshalb jeweils von 9 bis 18 Uhr in der Freihof-Realschule „Klimaschutzkonferenzen“ statt. Dabei sollen die Bevölkerung und einige Experten in Arbeitsgruppen Vorschläge und Empfehlungen erarbeiten und einen konkreten Aktionsplan entwickeln.
Ideen, aber auch Hürden konnten die rund 40 Anwesenden schon am Donnerstagabend zu Papier bringen. Sie waren aufgerufen, ihre Gedanken zu den Themenblöcken Siedlungsentwicklung und Bauleitplanung, energetische Sanierung im öffentlichen und privaten Bestand, Erneuerbare Energien, Energieeinsparung und -effizienz bei Unternehmen, Mobilität sowie Bewusstseinsbildung und Verbraucherverhalten in kurzen Stichworten zu notieren. Häufig erwähnt wurde dabei ein Nahwärmekonzept für das Wohngebiet Schafhof. Aber auch über mögliche Belohnungen für Unternehmen, die das Thema Energieeinsparung angehen, und Förderungen vonseiten der Stadt für energetische Sanierungen wurde nachgedacht. Weitere Überlegungen betrafen die Auslobung eines kommunalen Umweltpreises, eine Biogasanlage am Kompostwerk, Solarthermie und eine bessere Aufklärung von Hauseigentümern über energetische Sanierungen. Außerdem wurde vorgeschlagen, Plastiktüten in Kirchheim zu verbieten sowie einen vegetarischen Tag einzuführen, um damit den CO2-Ausstoß zu vermindern (bei der Produktion und der Verarbeitung von Fleisch entsteht mehr CO2 als beim Gemüse).
Bei den Hürden nannten die Anwesenden zum Beispiel die Themen Finanzierung und Wirtschaftlichkeit, Konflikte mit dem Fachwerk im Stadtkern und dem Natur- und Landschaftsschutz, aber auch Berührungsängste der Menschen, Bequemlichkeit und fehlendes Wissen.
Bevor es ans Ideensammeln ging, hatten Simone Brengelmann von der Green City Energy AG und Willi Steincke von der KlimaKom eG die Ergebnisse einer energiewirtschaftlichen Datenerhebung in Kirchheim präsentiert. Demnach entfallen nur zwei Prozent des Energieverbrauchs auf die städtische Verwaltung. Die privaten Haushalte verbrauchen 30 Prozent der Energie und die Wirtschaft 36 Prozent. Auf den Verkehr (Treibstoffverbrauch aller Fahrzeuge) entfallen 32 Prozent. Den Bürgern und Unternehmern müsse klar gemacht werden, dass Investitionen sinnvoll seien und einen Nutzen erbringen, betonte Willi Steincke. So könne ein Umdenken in den Köpfen der Menschen gelingen. „Je früher man die Beteiligten einbindet, desto einfacher ist es.“
Simone Brengelmann berichtete, dass die Stadt Kirchheim bei der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien pro Einwohner unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt. „Im Wärmebereich liegt Kirchheim aber darüber“, ergänzte sie. Die Solarenergie könne noch mehr genutzt werden, sowohl bei der Photovoltaik als auch bei der Solarthermie. Potenziale gebe es außerdem beim Biogas und bei Wärmepumpen in privaten Haushalten.
„Im Wärmebereich geht es vor allem um Einsparungen durch energetische Sanierungen“, informierte die Expertin weiter. Beim Thema Windkraft sei zu beachten, dass die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten in Kirchheim „nicht super“ seien. „Man muss immer schauen, was vor Ort realisierbar ist.“ Überstülpen dürfe man einer Kommune jedenfalls nichts.
Sie und Willi Steincke lobten, dass Kirchheim nun das Klimaschutzkonzept auf den Weg bringen will: „Für eine Stadt in dieser Größenordnung ist das nicht selbstverständlich.“