Pädagogisches Fachseminar veranstaltet zum Abschluss „Sommer-Event“ im Kirchheimer Schlosshof
„Jetzt sind wir Bildungsspezialisten“

Kirchheim. „Dreh dich nicht um“, den Titel des Musicals hätten die Zuschauer wohl besser beherzigen sollen, denn ansonsten entging ihnen


Victoria Pardey

die entscheidende Szene: der Mord. Vor 150 Gästen führten die Fachlehreranwärter und Lehrkräfte des Wahlprofils „Theater“ eine Kriminalkomödie auf. Auch eine Videoinstallation und Kunstausstellung gehörten zum Programm des „Sommer-Events“ des Pädagogischen Fachseminars Kirchheim im Schlosshof.

An Verstrickungen und Kreativität mangelte es dem Musical nicht: Schauplatz des Mordes war die geplante Abschlussfeier des Fachlehreranwärters Joachim, der leider zum dritten Mal durch die Prüfung gefallen war. Doch wer hat die Sekretärin umgebracht? Joachims Schwester, ihr untreuer Freund oder der Hausmeister? Ein Motiv hatten alle, denn die Tote war keine Sympathieträgerin, dafür aber außerordentlich attraktiv. Neben Liebe und Bestechung fand selbst der übertriebene schwäbische Ordnungssinn seinen Platz unter den potenziellen Beweggründen.

Die Kommissarin war eigentlich die Pizzabotin, die Betrogene die Betrügerin und beide gleichzeitig auch noch Geliebte der Toten. Da hieß es für die Zuschauer, die auch mal verdächtigt wurden, Überblick bewahren. Klar, dass es eigentlich keine einfache Lösung geben konnte. Welche mit Sympathie ausgetragene „Fehde“ zwischen den Fachseminaren Kirchheim und Schwäbisch Gmünd aber besteht oder ob überhaupt, dass gerade Letztere zu Mördern wurden, blieb bis auf Spekulationen Geheimnis des Drehbuchschreibers.

Zuschauer mit Insiderwissen waren eindeutig im Vorteil, denn sonst entging einem allzu leicht die eine oder andere Anspielung im Stück, Der Fachlehreranwärter Matthias Knierim hatte es für sich und seine Mitseminaristen geschrieben. Viel Selbstironie und Charme zeigten die angehenden Lehrer, die mit Beginn der Sommerferien ihre zweijährige Ausbildung in Kirchheim abschließen. Lachern konnten sie sich dabei sicher sein mit Textpassagen wie „Schüler sind wie Töpfe, beide kann man wunderbar „le(h)ren“.

Auch in der Schule geht es beim Theaterspielen nicht nur um Spaß, sondern ebenso um Kompetenzen. Elke Gicquel, Lehrkraft am Seminar und mitverantwortlich für das Wahlprofil, fasst es prägnant zusammen: „Jedes Kind sollte erlebt haben, wie es ist, auf einer Bühne zu stehen.“ Dass es dafür gut ausgebildeter und engagierter Pädagogen bedarf, scheint klar. Das Fachseminar in Kirchheim versucht dieser Anforderung mit seinen Wahlprofilen zu begegnen. Damit war der Abend auch Bestandteil der Ausbildung am Seminar, denn die Verantwortung lag bei den Fachlehreranwärtern, die später vielleicht selbst einmal Schüleraufführungen organisieren werden.

Musikalisch war Matthias Knierim ebenfalls federführend. Er schrieb nicht nur die Musik für Band und Chor, sondern spielte auch im Vorfeld ein Playback ein. Somit war es möglich, Organisation und Proben für die Aufführung innerhalb von zwei Projektwochen durchzuführen. Dem Theologen und früheren Busfahrer war dabei wichtig – wie er selbst sagt – mit seinem Engagement dem Fachseminar etwas zurückzugeben. Selbstverständlich sei eine vom Land bezahlte Umschulung nicht, aber eine große Chance.

Im Anschluss an das Musical zeigten die angehenden Lehrer des Wahlprofils „Kulturelle Bildung“ noch eine Lichtshow. An die Innenmauern des Schlosses wurde eine Videoinstallation geworfen, die die vier Elemente aufgriff. Der Puls des Lebens schien im Hof zu schlagen, als Keimlinge sprossen oder Enten über die Mauern schwammen, die sich längst in einen großen See verwandelt hatten. Gänsehautstimmung kam auf ,während die Zuschauer zu Coldplays „Viva la vida“ die Macht des Feuers anerkennen mussten, das mit gewalttätiger Kraft auch Leben nehmen kann.

„Ein gelungener Abend, ein richtiges Gemeinschaftsprojekt der Anwärter.“ Die Zuschauer waren sich im Schlosshof einig: „Die kann man schon Lehrer werden lassen.“