Im August sollen die Bauarbeiten für die ICE-Trasse zwischen Wendlingen und Ulm starten
Käthchen kommt nach Kirchheim

Die Hochgeschwindigkeitstrasse nach Ulm führt direkt an Kirchheim vorbei. Für mehrere Jahre müssen die Anwohner mit Einschränkungen rechnen.

Kirchheim. Eine „Baustelle wie Kirchheim sie noch nie gesehen hat“ nennt Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker das, was in den kommenden Monaten und Jahren auf die Stadt zukommt. Im Zuge von Stuttgart 21 wird zwischen Stuttgart und Ulm eine Hochgeschwindigkeitstrasse gebaut, die die Fahrzeit quasi halbieren soll. Ein Teil davon führt ganz nah an Kirchheim vorbei: Zwischen Wendlingen und der Oberen Gießnau wird der 8,2 Kilometer lange Albvorlandtunnel gebaut. Ab der Oberen Gießnau führt eine freie Strecke direkt an Jesingen und Nabern vorbei. Schon in wenigen Wochen soll es losgehen.

Dass so ein gigantisches Bauvorhaben Auswirkungen auf die Stadt hat, lässt sich kaum vermeiden. „Wir dürfen nicht null Belastung erwarten“, sagt Bürgermeister Günter Riemer. Rund 500 Lkws werden in der Hochphase täglich von der Baustelle am Kirchheimer Tunnelportal Geröll abtransportieren, die Vortriebsmaschine im Tunnel arbeitet rund um die Uhr, einige Wege werden als Betriebsstraßen genutzt und für die Öffentlichkeit gesperrt. So muss auch der Naberner Radweg verlegt werden.

Die bisherige Rad- und Fußgängerbrücke über die Autobahn wird während der Bauarbeiten als Baustraße genutzt. Etwa hundert Meter westlich errichtet die Bahn eine provisorische zweite Brücke, die nicht von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt werden kann, wie es auf der alten Brücke üblich war. Außerdem kreuzt der Weg, der eine beliebte Schulroute ist, einmal eine Baustraße. Eine Ampel soll den Verkehr dort regeln.

Für die Verkehrsbelastung glaubt der Projektleiter des Kirchheimer Abschnitts, Jens Hallfeldt, eine annehmbare Lösung gefunden zu haben: Durch die zusätzlichen Autobahnauffahrten Nabern Süd und Nord sowie Zufahrtstraßen zur B 465 sollen die Transporter schnell im Alltagsverkehr der großen Routen untergehen. Der Umweltschutz hat dabei das Nachsehen. Dafür wird der Kirchheimer Stadtverkehr nicht zusätzlich belastet. „Diesmal ist die Entscheidung zugunsten der Menschen ausgegangen“, formuliert es Jens Hallfeldt. Eine frühere Idee war es laut Günter Riemer gewesen, den Verkehr einfach über das Kirchheimer Gewerbegebiet rund um die Tannenbergstraße abzuführen. Dieser war jedoch schnell vom Tisch.

Die heiße Phase in Kirchheim beginnt, wenn die zehn Meter hohe Tunnelbohrmaschine, eine Schwester von „Käthchen“ aus dem Boßlertunnel, den Vortrieb startet. Das wird nach den Plänen der DB im Mai kommenden Jahres passieren. Dann werden minütlich Lkws ein und ausfahren: In Hochphasen kann sich die Maschine etwa um 40 Meter am Tag durch die Erde graben. Das ganze Geröll muss vom Ostportal des Tunnels in Kirchheim zu Deponien gefahren werden. Der Konzern Implenia aus der Schweiz hat den Auftrag für den Tunnelbau bekommen. Die Firma war unter anderem auch schon am Gotthardtunnel in Sedrun aktiv.

Östlich des Ostportals sollen die ICEs in Zukunft wieder das Tageslicht erblicken. Sie begleiten die Autobahn bis nach Aichelberg – getrennt durch einen Damm, der Kollisionen vermeiden soll. Auch hier müssen zeitweise Unterführungen unter der Autobahn gesperrt werden.

Die Beeinträchtigungen rund um die Baustelle der Neubaustrecke muss Kirchheim bis 2020 in Kauf nehmen. Trotzdem ist Angelika Matt-Heidecker froh, dass die aufwendigere Lösung mit Tunnel umgesetzt wird. „Der Bauzustand ist ja nicht dauerhaft.“ Letztlich sei er auf Dauer zum Wohle der Stadt.

 

Wenn Probleme mit der Baustelle auftreten, können Anwohner sich unter der Telefonnummer 01 63/8 50 85 44 melden. Für allgemeine Fragen zum Projekt ist die Bauinfo Stuttgart-Ulm unter der Nummer 07 11/21 32 12 12 oder per Mail an bauen@stuttgart-ulm.de erreichbar.