Owen. Michael Künschner vom Dettinger Büro infra-teck definierte im Owener Gemeinderat das „Fremdwasser“ als „Wasser, das nicht in den Kanal gehört und das auch nicht gereinigt werden muss“. Es handle sich also um „unerwünschtes Wasser in einem Entwässerungssystem“. Die zuständige Fachbehörde im Esslinger Landratsamt sei stark daran interessiert, dass in jeder Gemeinde etwas gegen dieses Fremdwasser unternommen werde.
Im konkreten Fall geht es um den Knick der Schießhüttestraße am nordwestlichen Ortsrand Owens, „wo es zum Eichholz hochgeht“. An dieser Stelle gebe es ein Areal, das etwa sechseinhalb Hektar umfasst. Dort laufe das Regenwasser auf einen Tiefpunkt zu, von wo aus es nicht mehr ablaufen könne. Bei besonders starken Regenfällen – wie zum Beispiel Anfang Juni 2013 – fließe das Wasser über ein bislang unbebautes Grundstück zur Schießhüttestraße, wo es schließlich über die Schächte in den Abwasserkanal gelange.
Um zu verhindern, dass dieses saubere Wasser unnötig in der Kläranlage gereinigt werden muss, und um die damit zusammenhängenden Kosten zu sparen, soll nun an dem Tiefpunkt, wo sich das Wasser ohnehin sammelt, eine Mulde geschaffen werden. Von dort lasse sich das Wasser in Richtung Lauter ableiten – nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell, sodass es zu keinen zusätzlichen Überflutungen kommt.
Rund 88 000 Euro sind für die entsprechenden Bauarbeiten veranschlagt. Laut Bürgermeisterin Verena Grötzinger ist das „nicht ganz wenig“. Aber dafür handle es sich um eine realistische und marktgerechte Kostenschätzung. Außerdem könnten diese Kosten gegengerechnet werden mit rund 70 000 Euro, die die Stadt Owen vom Land als Rückerstattung für die Abwasserabgabe aus den Jahren 2012 und 2013 erhalten könne: „Wenn wir nichts machen, würde uns dieses Geld verloren gehen, ohne dass wir einen Nutzen davon hätten.“
Nach dem tatsächlichen Nutzen fragte Stadtrat Bernhard Carrle, angesichts der Tatsache, dass an dieser Stelle einmal die Ortsumfahrung Richtung Beuren vorbeiführen könnte: „Was ist, wenn wir da jetzt fast 100 000 Euro reinstecken, und nachher ist alles Makulatur?“ Bürgermeisterin Grötzinger versicherte, dass das sehr wohl bedacht worden sei: „Wenn die Umgehung in fünf oder in zehn Jahren gebaut wird, dann hätten wir jetzt natürlich 100 000 Euro irgendwie zum Fenster rausgeschmissen.“
Aber erstens sei noch überhaupt nicht klar, ob und gegebenenfalls wann diese Umfahrung kommt, und zweitens handle es sich in diesem Fall ja auch um Hochwasserschutz. Schließlich soll das Grundstück, über das bis jetzt noch das Wasser zur Schießhüttestraße gelangt, in Bälde bebaut werden: „Und wenn wir dann einen großen Schaden durch Hochwasser hätten, bevor die Umfahrung gebaut ist, dann wären diese 100 000 Euro gut investiert, um genau diesen Schaden zu vermeiden.“
Wegen der Dringlichkeit dieser Arbeiten war der Bereich Schießhüttestraße im Gemeinderat vorgezogen worden. Das Gremium hat denn auch – bei nur einer Enthaltung – beschlossen, die Arbeiten auszuschreiben, sodass Ende 2014 bereits damit begonnen werden kann. Über die gesamte Fremdwasserkonzeption dagegen soll nach der Sommerpause der neue Gemeinderat entscheiden.
Dennoch wollte Stadtrat Ulrich Raichle jetzt schon wissen, was da so alles auf die Kommune zukommen könne. Bei sechs Flächen, für die Handlungsbedarf bestehe, und rund 80 000 Euro Kosten pro Fläche, kam er auf Gesamtkosten von fast einer halben Million Euro, die zur Vermeidung von Fremdwasser im Kanalsystem auszugeben seien.
Michael Künschner konnte ihn in dieser Hinsicht beruhigen. So gehe es in der Schießhüttestraße eben nicht nur um Fremdwasser, sondern auch um mögliches Hochwasser, was sich entsprechend auf die Kosten auswirke. An den anderen Stellen, die auf seiner Karte rot gekennzeichnet waren, genüge es vielleicht schon, mit wesentlich günstigeren Gräben das Fremdwasser in Richtung Lauter zu lenken. Außerdem gehe es immer auch um die richtige Verhältnismäßigkeit: zwischen einerseits den Kosten, die für diese Entwässerung zu zahlen sind, und andererseits den Kosten, die sich dadurch einsparen lassen. Und schließlich sei Owen gut aufgestellt: Überwiegend weise die Fremdwasserkarte grüne Flächen auf, an denen nichts mehr zu tun ist.