Im Januar wollen viele ihre Pfunde loswerden – „Ungünstige Gewohnheiten“ ablegen
Kampf den Kilos

Weihnachtsgans, Silvester-Fondue, Gutsle und Christstollen: Im Dezember schlemmen viele, was das Zeug hält. Umso größer ist der Wunsch im Januar, die angefutterten Pfunde wieder loszuwerden. Das bekommen auch die Fitnessstudios in der Region zu spüren: Ihre Anmeldezahlen schnellen zum Jahresbeginn in die Höhe.

Kirchheim. „Ich will abnehmen und mehr Sport treiben“: Das ist alle Jahre wieder einer der meist gefassten Vorsätze zum neuen Jahr. Darüber freuen sich vor allem die Fitnessstudios: Sie werden im Januar geradezu überrollt.

„Schon am 2. Januar war bei uns die Bude voll“, sagt beispielsweise Sabine Brandner vom Kirchheimer Studio „Asahi“. Die Zahl der Anmeldungen sei im Januar doppelt so hoch wie in anderen Monaten. Auch die Kirchheimer Fitnessstudios „SL Sports“ und „Lightlife“ verzeichnen dieser Tage zahlreiche neue Kunden: „Der Januar ist der stärkste Monat. Die Anmeldezahlen steigen dann um 50 Prozent“, sagt Marco Unverdruß, Inhaber der beiden Einrichtungen.

Doch wie schafft man es, das „Hüftgold“ loszuwerden und den inneren Schweinehund zu besiegen? „Beim Thema Bewegung sollte man einfach etwas ausprobieren und sich dabei nicht unter Zeitdruck setzen“, empfiehlt Jutta Hansen, Ernährungsberaterin der AOK Neckar-Fils in Kirchheim. Dadurch könne jeder für sich herausfinden, welche Ausdauersportart ihm wirklich Spaß macht. „Denn nur dann hat sie eine Chance, dauerhaft in den Alltag integriert zu werden“, weiß Jutta Hansen. Wie oft und wie lange man sich jeweils bewegen soll, sei ganz individuell zu entscheiden. Als Richtwert nennt Jutta Hansen zwei Bewegungseinheiten pro Woche zu je einer halben Stunde. „Aber das gilt nicht für alle. Es kommt auch darauf an, ob man zuvor schon Sport getrieben hat oder nicht.“ Wichtig sei grundsätzlich, sich nicht zu viel vorzunehmen. „Wenn das Ziel zu hoch gesteckt ist, dann verliert man es ganz schnell wieder aus den Augen.“

Das Thema Abnehmen hat für Jutta Hansen nichts mit einer Diät zu tun, die meist mit dem ungewollten Jojo-Effekt einhergeht. Vielmehr sei eine dauerhafte Änderung von „ungünstigen Gewohnheiten“ vonnöten, um die Pfunde purzeln zu lassen. „Das sind oft kleine Dinge, wie das süße Stückle am Nachmittag oder das Glas Rotwein am Abend.“ Diese lieb gewonnenen Gewohnheiten solle man Schritt für Schritt reduzieren beziehungsweise ganz einstellen. „Dabei sollte man aber nicht mit dem beginnen, das einem am schwersten fällt“, rät Jutta Hansen.

Bei der Ernährung empfiehlt sie eine „normale Mischkost“. „Alles ist erlaubt – es ist nur eine Frage der Menge.“ Die Ernährungsberaterin betont, dass man sich nicht entmutigen lassen soll, wenn es mit dem Abnehmen nicht sofort klappt: „Wenn sie aktiv werden, merken viele, dass sie sich wohler fühlen, das Gewicht aber nicht so reagiert wie gewünscht.“ Das hänge damit zusammen, dass man durch den Ausdauersport Fett ab- und gleichzeitig Muskeln aufbaue. Jutta Hansen betont, dass die Waage nicht das alleinige Kriterium sein darf. Viel entscheidender seien körperliche Fitness, Leistungsfähigkeit und Freude am Leben.

Das bestätigt Marco Unverdruß: „Wichtig ist, sich gut und gesund zu fühlen.“ Viele Abnehm-Empfehlungen von angeblichen Experten seien Unsinn. Die Folge seien immer mehr Menschen, die unter Essstörungen leiden. „Wir müssen wieder lernen, das Essen zu genießen und es nicht länger als Feind zu betrachten, der dick macht“, ist Unverdruß überzeugt.

Der entscheidende Punkt sei, „den Schalter zu finden, der den Stoffwechsel aus dem Sparmodus holt“. „Ein hoher Stoffwechsel ist wie ein loderndes Feuer: Da kann man reinwerfen, was man will – es verbrennt alles“, unterstreicht Unverdruß. Das Abnehmen habe also nichts mit dem Essen an sich zu tun, sondern damit, wie der Körper mit dem Essen umgeht und wie man den Stoffwechsel ankurbelt. Dies und damit ein besseres Körper- und Lebensgefühl erreiche man durch regelmäßige Bewegung und Muskelaufbau.

Keine Diät beginnen, sondern sich Zeit nehmen und Schritt für Schritt schlechte Gewohnheiten ablegen: So lautet auch der Rat von Sabine Brandner vom „Asahi“. Sie empfiehlt den Dreiklang aus einem individuellen Ernährungskonzept, Bewegung und positivem Denken. Mindestens zwei Mal in der Woche solle man jeweils eine Stunde lang auf eine Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining setzen. Entscheidend sei die Langfristigkeit: „Man muss dran bleiben, um den Jojo-Effekt zu verhindern.“

Beim Abnehmen dürfe man sich im Übrigen nicht kasteien. Zum Beispiel ein Stück Schokolade sei auf jeden Fall ab und an drin. „Nur beim Alkohol muss man aufpassen. Wer abnehmen will, sollte darauf verzichten.“

Auch Marcus Kinkelin vom Kirchheimer Studio „Körperwerk“ schwört auf Krafttraining und gibt zu bedenken: „Alkohol ist tabu, wenn die Kalorien purzeln sollen.“ Kohlenhydraten am Abend erteilt er ebenfalls eine klare Absage. „Morgens und mittags sind sie wichtig, um Energie zu bekommen. Aber abends sind sie tödlich.“ Anstatt einer Scheibe Brot empfiehlt er abends ein Steak, Salat, Geflügel oder ein Omelett mit Gemüse. Seine Essgewohnheiten umzustellen, sei freilich nicht gerade die einfachste Übung, räumt Kinkelin ein. „Man muss dabei hart an sich arbeiten. Und ohne einen festen Willen geht es nicht.“

 

AOK-Ernährungsberaterin Jutta Hansen empfiehlt allen Abnehmwilligen die Homepage der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Auf www.dge.de sind Tipps zu Lebensmitteln und zum Abnehmen zu finden. Hilfreich seien auch spezielle Apps für Smartphones: So gibt es beispielsweise die Applikation Endomondo, mit der sich ein Fitnesstagebuch erstellen lässt.