Sommerserie
Kart und Fun: Wo die Luft nach echtem Rennsport riecht

Freizeit Im Kart und Fun in Neckartenzlingen wird seit 28 Jahren mit Benzinmotoren gefahren. Der Teckbote drehte einige Testrunden und stellte fest: Für das nächste Mal Nacken und Arme trainieren. Von Thomas Zapp

In Neckartenzlingen gibt es eine Kart-Bahn? Diese Frage hört der Autor und Testfahrer häufiger, als er für die „Urlaub-Daheim“ Tipp die Fahrt an die südwestliche Landkreisgrenze antritt. Ja, die gibt es, und zwar seit 28 Jahren. Tatsächlich bringt die Anfahrt zum Kart-Erlebnis schon die erste Herausforderung, allerdings weniger in punkto Geschwindigkeit sondern eher in Bezug auf die Orientierung: Denn wer im Kreisel auf der B297 in das Industriegebiet abbiegt, ist noch nicht am Ziel. Es mag auch am Fahrer liegen, aber die ersten Runden dreht er schon jetzt: Immerhin kommt dann dann doch das Ziel in Sicht und die Backstein-Halle vermittelt direkt das richtige Gefühl für Rennsport, das sogleich vom Geruchssinn ergänzt wird: Der Duft nach Benzin und Motoröl hängt in der Halle, nun fehlen nur noch quietschende Reifen und das Adrenalin.

Das Kart und Fun setzt auf Tradition: Während andere Strecken auf Elektro oder Gasantrieb umgestellt haben, wird hier noch authentisch mit Benzin gefahren. Fahrer oder Fahrerin haben den Plastiktank zwischen den Füßen und auch die Nase teilt einem mit: Hier sind Verbrennermotoren am Start.

Die Einweisung gehört natürlich dazu wie der Helm und die Sturmhaube: „Gas rechts, Bremse links, am besten nicht gleichzeitig drücken“, erklärt Leon Losch, der für den Service und die Sicherheit auf der Piste zuständig ist. Wichtig ist auch der Hinweis auf die gelben Warnleuchten, die sich drehen, wenn ein Auto auf der Strecke liegen geblieben ist.

Nach einem kräftigen Zug am Seilzugstarter geht es aus der Boxengasse auf die Piste, und schon in der ersten Kurve ist klar: Der Grip auf der Bahn ist tatsächlich gut, das hatte der Experte vorher versprochen. Der Kurs ist anspruchsvoll aber nicht zu kompliziert, und das Sliden ist wegen der guten Haftung nicht zu extrem. Die Spur lässt sich gut halten, aber das geht in die Arme! 

 

Hobby zum Beruf gemacht

Dafür dass der Benzin-Geruch nicht zu penetrant wird, sorgen vier großzügig dimensionierte Luftabzugsschächte, die über den 315 Meter langen Kurs verteilt sind. Bis zu zehn Karts können hier gleichzeitig auf Punktejagd gehen. Je nach Alter und fahrerischem Können stehen drei verschiedene Rennkart-Typen bereit: Die gelben Kinder-Carts mit 6,5 PS, die grünen Standard-Carts mit 9 PS und die Rennversion mit 13 PS. „Dafür muss man einen Lizenz machen, die wir nach einem Kurs ausstellen“, erklärt Leon Losch. Der gut gelaunte Mitarbeiter ist mit der Kart-Bahn quasi groß geworden und hat sein Hobby 2017 zum Beruf gemacht. Und noch etwas verbindet ihn mit der Piste: „Meine Eltern haben sich hier kennengelernt“, erzählt er lachend. 

Zurück zum fahrenden Verfasser des Textes: Erstaunlich ist, wie schnell sich 40 Stundenkilometer anfühlen, wenn man so dicht über dem Boden sitzt. Mit zunehmender Rundenzahl werden die Manöver waghalsiger, das T-Shirt nasser, die Arme schwerer und die Rundenzeit besser: 37,79 Sekunden steht auf der digitalen Anzeigentafel, vorher waren es knapp 40 Sekunden. Ein Hochgefühl stellt sich ein, das müsste ja nahe am Rundenrekord sein! 

Im Ziel angekommen, fällt die Antwort des Profis ernüchternd aus: „Der Rekord liegt bei 26 Sekunden.“ Ok, keine Ahnung wie das möglich sein soll. Aber vermutlich muss man einfach häufiger in den Südwesten des Landkreises fahren und trainieren, vor allem den Nacken und die Arme, denn die spürt man besonders – dort wo die Luft nach Benzin und Gummi riecht.

 

Info Buchbar sind 10, 20 oder 30 Minuten oder Rennpakete ab fünf Teilnehmern: die umfassen eine achtminütige Quali und ein 18 Minuten Rennen. Das reicht auf jeden Fall, um die Arme zu spüren. Kinder müssen eine Mindestgröße von 1,25 Meter haben, wer nicht alleine fahren will, kann auch einen Doppelsitzer nehmen.