Nürtingen. Noch sind nicht alle Kartoffeln geerntet. Bis Anfang Oktober werden die Maschinen die Knollen noch einsammeln. Dennoch lässt sich jetzt schon abschätzen: die Kartoffelernte 2013 fällt schlecht aus.
Schuld daran ist das Wetter. Wegen des langen und kalten Frühlings konnten die Kartoffeln erst mehrere Tage später gesteckt werden, stellenweise verzögerte sich das Anpflanzen sogar um mehrere Wochen, wie Andreas Munk vom Lauterhof in Owen berichtet. Er habe seine Kartoffeln mit einer Verzögerung von vier Wochen angepflanzt. Nach dem kalten Frühling kam im Juni und Juli eine Phase mit Temperaturen über 30 Grad. Kartoffeln vertragen aber keine große Hitze. „37 Grad sind einfach zu heiß“, sagt Andreas Munk. Die Kartoffeln hören auf zu wachsen und der innere Reifungsprozess der Knolle wird vollendet. Wegen der Wetterverhältnisse konnten die Kartoffeln also erst spät gepflanzt werden und mussten dann in zu kurzer Zeit reifen. „Das Problem ist nicht die Anzahl der Kartoffeln, sondern dass diese zu klein sind“, erklärt die Landwirtin Christine Ruopp aus Altdorf.
Das hat auch Auswirkungen auf die Kartoffelpreise. Hansjörg Güthle vom Landwirtschaftsamt in Nürtingen geht von einer Preissteigerung um 75 Prozent aus. Der Preis für einen Doppelzentner Kartoffeln sei auf dem Großmarkt von 20 Euro im Vorjahr auf 35 Euro angestiegen. Natürlich versuche man, den Ertragsverlust durch eine Preissteigerung auszugleichen. Allerdings gehe er nicht davon aus, dass die Kartoffelpreise ins Uferlose steigen werden. Etwa 1,80 Euro müssen Verbraucher auf dem Wochenmarkt aktuell für ein Kilo Kartoffeln bezahlen.
Laut Hansjörg Güthle wachsen normalerweise etwa 50 Tonnen Kartoffeln pro Hektar. Dieses Jahr seien es 20 bis 30 Tonnen. Michael Kuch vom Sulzburghof in Unterlenningen rechnet mit einem Verlust von 30 bis 40 Prozent bei den Frühkartoffeln, bei den Spätkartoffeln seien es ungefähr 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Juni musste er sogar bewässern, das sei sonst noch nie vorgekommen. Auch Andreas Munk hat Verluste zu beklagen: „Höchstens 60 Prozent der geplanten Kartoffelernte ist auch wirklich gewachsen.“
Ein weiteres Problem waren die Regenfälle der vergangenen Wochen. Wegen der Nässe treiben viele Kartoffeln noch einmal aus. Dadurch entstehen zusätzliche Ansätze und Beulen an der Knolle. Die sogenannte Kindelbildung verändert aber nicht nur das Äußere der Kartoffel, sondern bewirkt auch noch einen Qualitätsunterschied. Wenn die eigentliche Kartoffel reif ist, dann ist der Auswuchs noch nicht so weit entwickelt. Somit geht die Qualität der Kartoffel verloren und sie wird unbrauchbar. „Diese Kartoffeln können wir nicht mehr verkaufen“, erklärt Andreas Munk. Ein Teil seiner Ernte ist von solchen Missbildungen betroffen. Den Verlust, der dadurch entsteht, schätzt er auf etwa 20 Prozent.
Dennoch ist die Lage nicht katastrophal. Christine Ruopp ist zuversichtlich. Sie will ihre Kunden über die besondere Situation informieren. Ansonsten könne man mit dem Schaden umgehen. Laut Hansjörg Güthle wird es nicht zu Kartoffelengpässen kommen: „Wenn die Kartoffeln in dieser Saison zu teuer sind, dann steigen die Leute vielleicht auf Nudeln um.“