Verband Südwestmetall warnt vor zu hohem Tarifabschluss – Planungssicherheit
Kein „Konsumbonus“

Im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie wirbt der Arbeitgeberverband Südwestmetall weiter für einen moderaten Tarifabschluss: „Für einen Konsumbonus gibt es keinen Raum“, sagt der Vorsitzende der Bezirksgruppe Neckar-Fils, Martin Peters.

Kreis Esslingen. Die Gewerkschaft fordert ein Lohnplus von 5,5 Prozent, die Arbeitgeber bieten derzeit 2,3 Prozent. Aus Sicht von Martin Peters ein faires Angebot: „Das bedeutet ein ordentliches Plus bei den Reallöhnen“, sagte der Geschäftsführende Gesellschafter des Automobilzulieferers Eberspächer bei einem Pressegespräch in Esslingen. Einen höheren Abschluss würden viele Betriebe aus der Branche aus seiner Sicht nicht verkraften. Zwar gebe es einige, vor allem größere Firmen, denen es relativ gut gehe: „In der Breite der Industrie ist der Aufschwung aber noch nicht angekommen.“ Als Beleg nennt Peters eine Umfrage, die die Südwestmetall-Bezirksgruppe unter ihren 114 Mitgliedern durchgeführt hat. Demnach rechnen rund 80 Prozent der Betriebe in den kommenden sechs Monaten mit stagnierenden oder sogar rückläufigen Auftragseingängen. „2013 wird kein schlechtes, aber ein eher durchwachsenes Jahr“, sagt etwa Gerhard Reiner, Kaufmännischer Leiter bei Heller. Der Nürtinger Maschinenbauer rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang von zehn Prozent und steht damit nicht alleine da. „Die wirtschaftliche Situation in den Betrieben entwickelt sich mehrheitlich seitwärts, und das auf niedrigem Niveau“, so Peters, der auch Mitglied der Tarifkommission ist. Die Forderung der Gewerkschaft hält er deshalb für „überzogen, erst recht bei einer Laufzeit von zwölf Monaten“. Verhandlungsspielraum sieht der Arbeitgebervertreter allenfalls, wenn die Gewerkschaft einem Abschluss über zwei Jahre zustimmt: „Das würde den Unternehmen Planungssicherheit geben.“ Allerdings müssten in diesem Fall Ausnahmeregelungen für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten gelten.

Einen „Konsumbonus“, der die Kaufkraft steigern und so die Wirtschaft ankurbeln soll, wollen die Arbeitgeber nicht bezahlen: „Das würde sogar kontraproduktiv wirken, denn ein höherer Abschluss kostet Arbeitsplätze und schwächt damit die Kaufkraft der Bevölkerung“, so Peters. Der Bezirksgruppenvorsitzende erinnerte zudem an das Lohnplus von 4,3 Prozent aus dem vergangenen Jahr: „Dieser Abschluss war für unsere Mitglieder extrem teuer. Manche Betriebe rennen dem heute noch hinterher.“ Südwestmetall-Geschäftsführer Rüdiger Denkers verwies außerdem auf das ohnehin schon hohe Lohnniveau in der Branche. Selbst in der untersten Entgeltgruppe liege der Stundenlohn bereits bei 14,55 Euro, das Gros der Beschäftigten verdiene sogar weit über 20 Euro pro Stunde. „Vom Kampf ums Überleben sind wir hier sehr weit entfernt“, so Denkers.

Und so zeigen sich die Arbeitgeber vor den anstehenden Tarifrunden angriffslustig: „Wir sind auch bereit, in einen Arbeitskampf zu gehen, um Forderungen abzuwenden, die unseren Betrieben nachhaltig schaden würden“, sagt der stellvertretende Bezirksgruppenvorsitzende Bernd Flohr, der im Vorstand des Geislinger Haushaltswarenherstellers WMF sitzt. Noch setzen die Arbeitgeber aber auf Verhandlungen und Einsicht auf der Arbeitnehmerseite. Schon heute sei die Produktion im Ausland sehr viel profitabler als im Inland, erklärt Martin Peters. „Ein zu hoher Abschluss würde den Trend, die Produktion in die Absatzmärkte zu verlegen, noch beschleunigen.“