Kirchheim. Den Kommunen wird mit dem Gesetz die Möglichkeit gegeben, ihre Friedhofssatzungen so zu ergänzen, dass Grabsteine und Steine aus Kinderarbeit nicht zulässig sind. Verpflichtend ist dies allerdings nicht.
„Ein entsprechendes Signal haben wir bereits bei der ersten Lesung des Gesetzentwurfs vor Pfingsten klar zum Ausdruck gebracht“, so der Kirchheimer CDU-Abgeordnete Karl Zimmermann. Allerdings wollte sich der Abgeordnete vor der abschließenden Abstimmung ein direktes Bild vor Ort machen und besuchte den Steinmetzbetrieb Volker Hahnel in Owen. Das Familienunternehmen blickt auf eine über hundertjährige Tradition zurück und fertigt unter anderem Grabsteine.
Bei der Firma Hahnel liegt der Anteil der importierten Steine aus Fernost etwa bei zehn Prozent, berichtete Volker Hahnel. Es gebe allerdings auch Betriebe, die bis zu 95 Prozent hochglanzpolierte Steine vertreiben würden. Hochglanzware sei zumeist ein indisches Produkt. Stark zurückgegangen ist die deutsche Produktion, denn Abbau von Granit im Bayerischen Wald finde heute kaum mehr statt.
Die Preisspannen seien nicht unerheblich, erfuhr Zimmermann. So gebe es Preisunterschiede von 30 bis 50 Prozent zwischen der heimischen Produktion und der Produktion in Indien oder China. Allerdings sei Kinderarbeit im größeren Umfang schwer vorstellbar, so Volker Hahnel, der auch 27 Jahre lang Innungsobermeister war. Das ergebe sich aus dem schweren Arbeitsgerät, insbesondere den großen Sägen. Steinplatten werden heutzutage überwiegend mit hochmodernem Maschineneinsatz gesägt. Kinderarbeit sei eher bei den aufwendigen Polier- oder Schleifarbeiten zu vermuten.
Bei allem guten Willen, der in dem Gesetz stecke, sei doch die Umsetzung beziehungsweise Kontrolle des Verbots das Kernproblem, erklärte Hahnel. Zwar gebe es entsprechende Zertifikate, aber deren Handhabung müsse man sehr kritisch sehen. Karl Zimmermann appelliert deswegen vor allem an die Auftraggeber. „Die Hinterbliebenen sollten sich beim Kauf des Grabsteins darüber bewusst sein, ob sie im Sinne des Verstorbenen handeln, wenn der Grabstein aus Fernost stammt, lange Transportwege voraussetzt und womöglich von geschundener Kinderhand erstellt wurde.“ Ein Handwerksbetrieb aus der Region sei da die bessere Alternative. Zertifikate seien keine 100-prozentige Sicherheit. „Fragen Sie Ihre lokalen Betriebe, woher die Steine kommen, und seien Sie besonders kritisch bei billigen Internetangeboten“, sagt Zimmermann. pm