Weilheim. „Wir müssen die Standards einhalten, sollten aber nicht darüber hinaus gehen“, sagte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle im Gemeinderat. Neben gestiegenen Personalkosten und um 25 Prozent gesunkenen Kinderzahlen seit 2008 würden auch unterschiedliche Betriebsformen zu den höheren Kosten im Kindergartenbereich beitragen. Etwas abmildern ließ sich der Anstieg der Ausgaben einzig durch das Reduzieren von Gruppen. So wurde vergangenes Jahr beispielsweise eine Gruppe für über Dreijährige im Kindergarten Bahnhofstraße in eine Krippe umgewandelt.
Die Ausgaben für sämtliche Einrichtungen in der Stadt für über Dreijährige beliefen sich vor fünf Jahren noch auf 1,3 Millionen Euro. Dieser Betrag ist laut Haushaltsplan 2013 auf 1,43 Millionen Euro gestiegen. Im gleichen Zeitraum sank die Kostendeckung durch Elternbeiträge von 20,3 auf 18,3 Prozent. Der Landesrichtsatz, von Züfle als „Leitplanke“ bezeichnet, liegt bei 20 Prozent. Davon ist die Stadt trotz der jetzt beschlossenen Gebührenerhöhung auch im kommenden Jahr ein gutes Stück entfernt. „Wir hatten sogar einmal als mittelfristig Ziel formuliert, 25 Prozent zu erreichen“, gab der Rathauschef zu bedenken.
Musste eine Familie mit einem „durchschnittlichen“ Bruttoeinkommen von 2 500 bis 3 000 Euro bislang für ein Kind, das eine Regelgruppe besucht, monatlich 91 Euro bezahlen, so erhöht sich die Gebühr von September an auf 96,50 Euro. Die übrigen Sätze steigen entsprechend um rund sechs Prozent. Die bisherigen Beträge hatten zwei Jahre lang Bestand.
Mit seinem Votum für das Hinaufsetzen der Elternbeiträge folgte der Gemeinderat der Empfehlung des Kindergartenausschusses. Einzig Dr. Hansjörg Egerer enthielt sich der Stimme. „Es ist nicht richtig, dass diejenigen, die Kinder haben, die demografische Entwicklung durch höhere Gebühren auffangen sollen“, so lautete sein Argument. Es sei höchste Zeit, auf Landesebene Standards und Richtsätze zu diskutieren.
Vielfältiges Angebot durch freie Träger, Stadt und Tageseltern
Für den von August an geltenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige sieht sich die Stadt gemäß einer Pressemitteilung von Johannes Züfle indes gut gerüstet. Zwar werde die vom Land empfohlene Quote nicht erfüllt, doch in der Praxis sähen Verwaltung, Räte und Eltern eine ausreichende Anzahl von Plätzen in der Limburgstadt.
Im Kindergartenausschuss hatte Züfle über Anzahl und Art der aktuell zur Verfügung stehenden U-3-Plätze informiert. Deren Zahl sei in den zurückliegenden Monaten deutlich auf nun 63 Plätze gesteigert worden. Dies sei vor allem auf die Eröffnung einer zweiten städtischen Krippengruppe im Kindergarten Bahnhofstraße und auf das Paket zur Förderung der Kindertagespflege zurückzuführen. Beide Maßnahmen wurden bereits im vergangenen Jahr beschlossen und würden nun Früchte tragen. „In der Praxis haben wir sogar noch deutlich mehr Kapazitäten, da Sharingplätze und Angebote von Tageseltern nicht angerechnet werden,“ erläuterte der Bürgermeister im Ausschuss.
Die Verwaltung komme auf über 80 Plätze, die 210 Kindern unter drei Jahren gegenüber stünden. Rechne man nach den formalen Vorgaben, erreiche die Zähringerstadt mit 63 Plätzen zwar nur 30 statt der empfohlenen 34 Prozent. Inklusive der Sharingplätze erhöhe sich die Versorgungsquote auf rund 40 Prozent. „Der Bedarf ist damit derzeit gedeckt, da wir insbesondere in den städtischen Einrichtungen noch nicht voll ausgelastet sind,“ konstatierte der Bürgermeister im Ausschuss zufrieden.
Das Ziel einer praxisgerechten Versorgung erreiche die Verwaltung allein mit reinen U-3-Einrichtungen und den Tageseltern. Die als drittes Standbein benannten altersgemischten Gruppen müssten vorerst nicht umgesetzt werden. „Sollten die Kinderzahlen entgegen unserer Hoffnung weiter zurückgehen, und erneut Plätze in größerem Umfang verfügbar sein, können wir diese Idee wieder aufgreifen,“ erklärte der Vorsitzende.
Stadträte und Vertreter der Eltern sprachen sich erneut für die Aufnahme der freien Träger Rasselbande, Freier Kindergarten und Kinderspielgruppen in die örtliche Bedarfsplanung aus. Damit werden sie auch im kommenden Kindergartenjahr mit 68 Prozent ihrer Betriebskosten bezuschusst. „Die freien Träger helfen dabei, den Bedarf abzudecken und sorgen mit den Tageseltern und der Stadt auch für ein vielfältiges Angebot, das sich sehen lassen kann,“ fasste Bürgermeister Johannes Züfle abschließend zusammen.ank/pm