In Kirchheim gibt es den einzigen Treff für Zwillingseltern im Landkreis Esslingen
Kindersegen im Doppelpack

Die Geburt von Zwillingen ist für Eltern eine besondere He­rausforderung. Füttern, wickeln, trösten – alles muss im Doppelpack erledigt werden. Im Projufa-Treff, der wöchentlich im Mehrgenerationenhaus Linde stattfindet, können sich Zwillingseltern mit Gleichgesinnten austauschen und erhalten Tipps von einer Fachfrau.

Kirchheim. Laut Statistischem Landesamt ist die Zahl der Zwillingsgeburten in Baden-Württemberg seit 1980 um 70 Prozent gestiegen. Der Anstieg wird unter anderem damit begründet, dass die Zahl Spätgebärender in den letzten Jahren größer geworden ist. In dieser Altersgruppe werden, auch wegen des Einsatzes von künstlicher Befruchtung, häufiger Zwillinge und Mehrlinge geboren. Immerhin führt etwa jede fünfte Reagenzglasbefruchtung zu Zwillingsgeburten.

Im Zwillingstreff von Projufa, der 2010 auf Wunsch der Eltern gegründet wurde und mittlerweile jeden Donnerstag stattfindet, sind alle Altersgruppen vertreten. Der feste Besucherstamm besteht aus sechs Müttern mit ihren zwölf Kindern, erzählt Erzieherin Andrea Werthmann, die den Treff leitet. Heute sind vier Mütter gekommen, wahrscheinlich hat das Schmuddelwetter einige davon abgehalten, die Reise in die Linde anzutreten. Auf dem Tresen haben Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Die Kinder werden ebenfalls von Mitarbeitern betreut, damit die Mütter sich in Ruhe austauschen und frühstücken können.

Genau das ist für Matthias Altwasser, Leiter des Mehrgenerationenhauses, der Charme dieses Angebots. „Es ist kein Kurs, bei dem man dasitzt und zuhört, sondern eine offene Umgebung, in der die Mütter sich von Frau zu Frau unterhalten können und bei Bedarf Unterstützung erhalten“, sagt er. Leiterin Andrea Werthmann steht den Müttern bei Erziehungsfragen zur Verfügung, bei jedem Termin gibt es einen Schwerpunkt. Heute steht beispielsweise das Thema „Trotzphase“ auf dem Programm – bei Zwillingen gleich eine doppelte Herausforderung. Sabine Stoll von Projufa weiß, dass Zwillingseltern oft ganz andere Fragen haben als andere Eltern. „Was für einen Wagen kaufe ich? Schicke ich meine Kinder in dieselbe Kindergartengruppe? Ziehe ich ihnen dasselbe an, und wie wirkt sich das auf die Kinder aus“, zählt Sabine Stoll einige Themen auf, die Zwillingseltern umtreiben.

Für die Mütter ist der wöchentliche Treff, der über das „Stärke“-Programm mitfinanziert wird, eine große Bereicherung. „Es gibt ja nicht so viele Orte, an die man mit Zwillingen gehen kann“, sagt Suzana Müller aus Hochdorf. Besuche im Freibad oder auf dem Spielplatz sind ihr zu gefährlich, schließlich kann sie nicht auf zwei wuselige Kinder gleichzeitig aufpassen. „Hier ist das Tolle, das alles zu ist. Keiner kann weglaufen“, sagt Suzana Müller, und die anderen nicken. Doris Herrmann aus Dettingen schätzt es besonders, dass man sich in Ruhe austauschen kann, weil die Kinder gut betreut sind. Karin Kälberer aus Schlierbach ergänzt: „Im Gegensatz zu vielen offen organisierten Krabbelgruppen gibt es noch jemanden vom Fach, dem man Fragen stellen kann“. Und Melanie Pultermann aus Kirchheim, die als einzige im Treff eineiige Zwillinge hat, freut sich darüber, dass ihre zwei kleinen Mädchen hier immer jemanden zum Spielen finden.