Bissingen. Zum Abschluss eines sehr ereignis- und arbeitsreichen Jahres veranstaltete der Musikverein Bissingen sein traditionelles Kirchenkonzert. Bei winterlich-vorweihnachtlichen Witterungsverhältnissen wurde drinnen in der Bissinger Marienkirche ein musikalischer Adventskalender voller Überraschungen geöffnet.
Rund um das Hauptwerk des Abends, „Berglicht“ von Oliver Waespi, hatten die Bissinger Bläser musikalische Päckchen mit unterschiedlichem Inhalt vorbereitet. Den Auftakt des Abends gestaltete voluminös die Stammkapelle unter der Leitung von Heidi Maier: „Chaconne“ von Louis Couperin – klanglich im Sinne einer Orgel gespielt – und „Première Symphonie des Noëls“ von de Lalande, ein Ausflug in die Zeit des Barock.
Der anfängliche Vortrag der Stammkapelle wurde von zwei Holzbläserensembles aus den Reihen des MVB abgelöst. Sie boten mit Werken von Carl Philipp Emanuel Bach und Franz Schubert klassischen Klang in der Kirche dar und zeugten von der großen spielerischen Flexibilität der Bläser.
Nach Öffnen des nächsten Türchens hielt Musik zeitgenössischer Komponisten ihren Einzug, gesungen vom „Chili-Chor-Carne“ aus Owen unter der Leitung von Tobias Schmidt. Neben dem Vortrag in fremder Sprache – Englisch und Latein – erforderten diese beiden Stücke höchstes klangliches Einfühlungsvermögen sowie exakte harmonische Intonation der Sänger. Eine Aufgabe, die der Chor brillant löste und für die er zu Recht mit tosendem Beifall belohnt wurde. Im weiteren Verlauf des Konzerts wurde einer der Chorvorträge als Blasmusikinterpretation vom Orchester nochmals aufgegriffen. Die Zuhörer durften sich so an zwei unterschiedlichen Versionen des selben Musikstücks erfreuen. Aufs Neue erwies sich der Kontakt zwischen dem Bissinger Musikverein und dem Owener Chor als überaus erbaulich.
Hinter dem danach geöffneten Türchen verbarg sich als Überraschung ein Ausflug in die Alpen. „Berglicht“, geschrieben 2008, setzt hoch alpine Bilder in ein beeindruckendes Tongemälde um, das rhythmisch, technisch und klanglich das Können eines jeden Musikers fordert. So zog der Landesmeister 2010 der Oberstufe alle Register zu einem gelungenen Vortrag dieses beeindruckenden Stücks – gleißende Sonne über eisblauen Firnen, Gletscherrücken, durchzogen von Moränen, Schatten in nordseitigen Bergflanken, Gewitter, bewaldete Talgründe, eine melancholische Hirtenmelodie, das Glockenläuten im Bergdorf. Kompositorisch basiert diese farbenreiche Choralfantasie für Blasorchester auf dem alten Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, der als Einstimmung auf „Berglicht“ vorgetragen wurde.
Die folgenden beiden Musikvorträge zeigten eine weitere Überraschung aus dem Adventskalender, als nämlich die Spieler der Jugendkapelle in die Stammkapelle integriert wurden und beide Orchester gemeinsam den „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck sowie Variationen über das bekannte Weihnachtslied „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ zum Besten gaben. Heiter endete der Abend mit „Sleighride“ (Schlittenfahrt) von Leroy Anderson, und selbstverständlich hatten sowohl der Chor als auch das Blasorchester Zugaben für ihr Publikum parat.kb