Margarete Oberle, Stellvertreterin der Dekanin im evangelischen Kirchenbezirk Kirchheim, hält die Ausnahmeregelung an Heiligabend aus Sicht der Verbraucher für nicht erforderlich: „Ich werte sie vielmehr als weitere Aufweichung des Sonntagsschutzes.“ Sie selbst wuchs in einer Familie auf, die ein Einzelhandelsgeschäft betrieb, und weiß deshalb, wie hektisch der 24. Dezember für die Mitarbeiter ist. „Sie kommen mittags abgehetzt nach Hause und müssen sich in Hektik auf das private Fest im häuslichen Kreis und den Kirchgang vorbereiten.“ Die Entscheidung vieler Geschäfte, an Heiligabend heuer nicht zu öffnen, begrüßt sie: „Das ist auch ein Zeichen der Wertschätzung ihrer Belegschaft, darunter viele Frauen mit Kindern, die nach vier langen verkaufsoffenen Samstagen im Advent oft am Rande der Belastbarkeit sind.“
Paul Magino, Leiter des katholischen Dekanats Esslingen-Nürtingen sagt: „Ich habe Verständnis dafür, wenn an einer bestimmten Anzahl an Sonntagen im Jahr die Geschäfte geöffnet haben. Aber ausgerechnet an Heiligabend - das halte ich für daneben.“ Ihm sei bewusst, dass Heiligabend für manche Menschen nicht mehr den Stellenwert habe wie früher, sagt Magino und verweist auf den „Heiligen Morgen“, der alljährlich auch in Kirchheim feuchtfröhlich gefeiert wird. „Heiligabend hat in mancherlei Hinsicht seinen Charakter verloren“, bedauert er. „Aber das braucht man nicht auch noch zu fördern.“ Grundsätzlich sei kein großes Organisationstalent nötig, um vor dem 24. Dezember die benötigten Lebensmittel für drei Tage einzukaufen. „Es ist dieses Jahr für die Menschen, die im Verkauf tätig sind, ebenfalls möglich, entspannt in das Weihnachtsfest hineinzugehen“, ergänzt Magino.hei