Was seit 1975 auch immer gefehlt habe, das war eine geeignete Fuß- und Radwegverbindung zwischen der Innenstadt und dem Hauptbahnhof an seinem neuen Standort. Seit Kirchheim an das S-Bahn-Netz angeschlossen ist, fehlt eine solche Verbindung umso mehr. Inzwischen gebe es zwar bereits einen Fuß- und Radweg zwischen Jahn- und Schülestraße, wo einstmals die Bahnschienen entlangliefen. Dieser Weg werde gut angenommen und habe das Gelände auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aber durch den Stadtpark dürften noch zusätzliche Wegverbindungen in angenehmer Umgebung hinzukommen.
Außerdem soll die überbaute Lauter wieder ans Tageslicht kommen und planungsgemäß in einer großen Kurve offen durch den Stadtpark fließen. Das ist aber noch Zukunftsmusik, denn dem „ganz großen Wurf“ sind noch deutliche Grenzen gesetzt, vor allem in Form des Riethmüller-Areals, das an das einstige Seminar-Gelände anschließt. Außerdem sei das Land immer noch mit dem Sportgelände des Pädagogischen Fachseminars in dem Areal „drin“. Zunächst also kann es nur darum gehen, einen Teil des eigentlich geplanten Stadtparks zu verwirklichen. Die Lauter werde vorläufig weiter in die bisherige Richtung fließen. Lediglich der Abbruch einer Ufermauer gehört zu den Arbeiten, die am Mittwoch beginnen. Und bei einer späteren Verlegung des Lauter-Betts seien auch die Umrisse der historischen Wasserburg zu berücksichtigen, die sich einst auf dem Gelände befunden hat.
Für die Stadt Kirchheim jedenfalls habe der Verkauf des Geländes durch das Land in mehrfacher Hinsicht einen Glücksfall bedeutet, betont Bürgermeister Riemer: „Das Gelände ist in ein Sanierungsprogramm des Landes aufgenommen worden, was uns eine Fremdförderung in Höhe von 60 Prozent einbringt.“ Auch beim Kaufpreis für das Seminargelände, der bei rund 1,4 Millionen Euro lag, habe diese Förderung bereits gegriffen.
Der zweite Vorteil für die Stadt bestand darin, dass der Abbruch des Gebäudes zwar Vertragsbestandteil war, aber nicht sofort vollzogen werden musste. Deshalb hatte die Freihof-Realschule während ihrer eigenen Umbauphase im alten Seminargebäude teilweise ihr Ausweichquartier bezogen. „Durch diese Lösung konnten wir eine halbe Million Euro an Kosten einsparen“, freut sich Günter Riemer noch heute über die kurzzeitige Umnutzung des abzubrechenden Gebäudes.
Was zusammen mit dem Seminargebäude ebenfalls abgerissen wird, das ist die alte Hausmeisterwohnung, in der zwischenzeitlich das „Chilli“ untergebracht war, der Hauptschultreff für die älteren Schüler der Alleenschule. Das „Chilli“ sei mittlerweile in Container umgezogen, die auf dem Parkplatz der Sporthalle Stadtmitte stehen, sagte Günter Riemer gestern zur vorläufigen Lösung des Konflikts um diese Räume.
Was vom alten Seminargebäude erhalten bleibt, das sind gewisse Wandmosaiken, die bereits ausgebaut sind und konserviert werden sollen. Wann und wo diese Mosaiken wieder Verwendung finden, ist derzeit aber noch nicht abzusehen. – Die richtigen Abbrucharbeiten beginnen am morgigen Mittwoch. Mit dazu gehören der Abbruch der Ufermauer und der Abbruch eines weiteren Gebäudes an der Alleenstraße. Im März sollen nämlich auch die Bauarbeiten für den „Krone-Kreisel“ beginnen.
Allein die jetzigen Abbrucharbeiten und die anschließende Geländemodellierung sind mit Kosten von rund 300 000 Euro veranschlagt. Die spätere Stadtparkbegrünung ist dabei noch nicht enthalten. Sie soll im Frühjahr gemeinsam mit einem Landschaftsgärtner angegangen werden. Insgesamt zieht Günter Riemer angesichts der anstehenden Arbeiten folgendes Fazit: „In dem Karree tut sich was, wir bauen dort im größeren Stil um.“