Gewässernachbarschaft tauscht Erfahrung aus
„Kirchheim ist 
inzwischen im Fluss“

Viele Faktoren spielen heute bei der Unterhaltung von Gewässern eine Rolle. Zum Erfahrungsaustausch trafen sich deshalb gestern Vertreter aus 20 Kommunen zum Nachbarschaftstag der Gewässernachbarschaft Kreis Esslingen in Kirchheim.

Kirchheim. Verdohlt, begradigt, hinter hohen Dämmen versteckt: lange Zeit führten vor allem die kleineren Flüsse ein armseliges Dasein. Auch Lindach und Lauter, die beiden Kirchheimer Wasseradern, bilden da keine Ausnahme. In der Stadtentwicklung spielten sie über Jahrzehn­te hinweg kaum eine Rolle. Inzwischen ist „Kirchheim im Fluss“, wie es Martin Lehmann vom Regierungspräsidium Stuttgart zum Auftakt des Nachbarschaftstages 2011 gestern im TG-Heim treffend umschreibt. Große Summen hat die Teckstadt in den vergangenen Jahren in die Hand genommen, um Lindach und Lauter wieder natur­naher zu gestalten. Gleichzeitig rücken die Stadtplaner mit der Umgestaltung der Uferbereiche, wie in der Jesinger Ortsmitte erfolgreich geschehen, die Gewässer wieder näher an die Menschen heran.

Warum und wieso hier in großem Umfang Steuergelder eingesetzt werden, dazu bedürfe es guter Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung als auch den Gremien, betont Jürgen Völker vom Amt für Grünflächen und Tiefbau. Artenschutz, Wasserqualität und zugleich neue, naturnahe Stadträume zeugen hier von doppeltem, wenn nicht gar dreifachem Nutzen solcher Investitionen.

Deutlich wird das insbesondere auch am Beispiel der Umgestaltung des Lindachufers im Bereich der Freihof-Realschule, das in diesem Jahr als praktisches Anschauungsobjekt auf der Tagesordnung des Nachbarschaftstages 2011 stand. Beim Besuch der Baustelle erläuterte Landschaftsarchitekt Peter Geitz vom Büro Geitz & Partner, Stuttgart, die Einzelheiten der Planung von der grünen Ufersicherung bis hin zum Erlebnispfad und der archimedischen Schraube sowie der Anbindung der Lindach an das Schulareal.

Von Erfahrung anderer profitieren und Wissen weitergeben – das ist der Grundgedanke des Nachbarschaftstages. In diesem Jahr griff die Veranstaltung dabei das Thema „Verkehrssicherheit von Bäumen“ auf. Dazu hatte Lehmann mit Flussmeister Bernd Walser einen äußerst kompetenten und erfahrenen Referenten gewinnen können. In seinem Revier an der Elz hat Walser viel Erfahrung mit Alleenbäumen gesammelt. Insbesondere dort, wo durch Naherholung oder Tourismus viele Menschen die Uferbereiche frequentieren, hält er die regelmäßige Kontrolle und Sichtung des Bestandes für dringend notwendig: „Im Schadensfalls haftet der Eigentümer des Baumes“, erinnert er. Auch eine gute Dokumentation über die Verkehrssicherung legt er den Teilnehmern ans Herz: „Wenn es zum Schadensfall kommt, sollten ­diese Unterlagen vor Gericht Bestand haben“.

Tipps und Ratschläge gab es von dem ausgewiesenen Experten zudem in einem zweiten Thema: Wer in Sachen Uferpflege unterwegs ist, der macht über kurz oder lang auch unliebsame Bekanntschaft mit dem Staudenknöterich, der sich vielerorts zur Plage entwickelt und heimische Pflanzen im Uferbereich bedroht. Wie man dem einen Riegel vorschiebt, auch das beschäftigte die Teilnehmer des gut besuchten Nachbarschaftstages 2011.