Kirchheims neues Hallenbad könnte möglicherweise doch rechtzeitig bis Ende 2030 in Betrieb gehen - also bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Bäderkooperation zwischen Kirchheim und Dettingen ausläuft. Zumindest hat sich der Gemeinderat mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Planungen für einen Hallenbadneubau wieder aufzunehmen und das Thema nicht bis 2023 zu vertagen. Außerdem hält der Gemeinderat am Standort beim Freibad fest.
Es war eine Grundsatzdiskussion - und eine Grundsatzentscheidung zugunsten des Hallenbads. Sehr konkret konnte die Diskussion nicht ablaufen, denn Kosten, Kostenbeteiligungen, Finanzierung oder Bauzeiten liegen noch viel zu sehr im Ungefähren. Selbst der Bedarf, der vor bald zehn Jahren als „Kirchheimer Bedarf“ mit reduziertem Raumprogramm definiert worden war, steht nicht so eindeutig fest. Die Stadtverwaltung will deshalb eine neue Bedarfsanalyse in Auftrag geben.
Das einzige, was Oberbürgermeister Pascal Bader zum jetzigen Zeitpunkt konkret vermitteln konnte, waren die Gründe, warum es in Kirchheim ein Hallenbad geben sollte: „Fürs Schwimmen und für Schwimmkurse gibt es einen riesigen Bedarf. Ein Hallenbad ist ein Teil der Daseinsvorsorge, für die eine Kommune zuständig ist - auch wenn es sich wirtschaftlich nicht rechnet.“
Dass sich mit einem Hallenbad kein Gewinn erwirtschaften lässt, steht jedenfalls schon fest. Insofern ist es erst recht eine politische Entscheidung, ein Hallenbad bauen und betreiben zu wollen - oder eben nicht. Es geht um den Willen, diese Lücke in der Daseinsvorsorge zu schließen. Das Gegenargument sind immer die hohen Kosten - auch wenn sie noch nicht auf Heller und Pfennig vorliegen.
Aber selbst wenn die Planung noch im Jahr 2021 vorangetrieben wird, könnte ein neues Hallenbad nicht vor 2027/28 eröffnet werden. Von der Planung bis zum ersten Badetag vergehen sechs bis sieben Jahre. Das ist der Grund, warum die Fraktion der Freien Wähler beantragt hat, das Thema ins Jahr 2023 zu vertagen. Dann wäre die Punktlandung immer noch zu erreichen: das Kirchheimer Hallenbad Anfang 2031 zu eröffnen, wenn das Dettinger Hallenbad wie vorgesehen Ende 2030 schließt.
Stadtrat Andreas Banzhaf argumentierte: „Wir schieben aber jetzt schon zu viele Projekte vor uns her.“ Voruntersuchungen und Konzepte für das Hallenbad gebe es bereits. Also würde es ausreichen, diese Konzepte von 2023 an zu konkretisieren. Sein Fazit: „Ich würde gerne ein Hallenbad in Kirchheim stehen sehen - aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt, und nicht um jeden Preis.“
Die Grünen unterstützten den Antrag, erst 2023 mit den Planungen zu beginnen. Die Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß stellte fest: „Wir brauchen ein Hallenbad, für die Schulen und für die wassersporttreibenden Vereine. Bis 2030 aber steht das Kirchheimer Hallenbad in Dettingen.“ Aus Gründen der Nachhaltigkeit wollte sie die Lebensdauer des Dettinger Hallenbads nicht vorzeitig beenden. Deswegen sah sie auch keine Notwendigkeit, den Bedarf für die Zeit nach 2030 jetzt schon zu erheben: „Wir sollten das Thema nicht vorzeitig angehen, weil wir sonst falsche Erwartungen und Hoffnungen wecken.“
SPD-Stadtrat Stefan Gölz setzte sich dagegen vehement für einen sofortigen Planungsbeginn ein. Er erinnerte daran, dass schon das Hallenbad in der Friedrichstraße, das 1962 den Betrieb aufgenommen hatte, seinerzeit nicht als Pflichtaufgabe mit höchster Priorität gegolten hatte - aber trotzdem gebaut wurde. Deswegen appellierte er nun eindringlich an das Ratsgremium: „Wir sollten keine weiteren Gründe suchen, warum etwas nicht geht. Stattdessen sollten wir uns fragen, wie wir es schaffen, uns neben dem Freibad ein Hallenbad leisten zu können.“
„Bauen wird immer teurer“
Sollte die Planung jetzt beginnen, könne der Gemeinderat von Glück sagen, wenn in zehn Jahren ein neues Hallenbad in Kirchheim steht, meinte Renata Alt (FDP/KiBü): „Bauen wird immer teurer und langwieriger.“ Weil sie der Meinung ist, dass sich die Stadt Kirchheim keine Generation der Nichtschwimmer leisten könne, will sie so schnell wie möglich mit einem Hallenbadbau beginnen: „Ein Hallenbad ist für Kirchheim wichtiger als das Kornhaus.“
Natalie Pfau-Weller, die CDU-Fraktionsvorsitzende, warnte eindringlich davor, hier mehrere Projekte gegeneinander auszuspielen: „Lassen Sie uns das Kornhaus und das Hallenbad lieber gleichzeitig planen und angehen.“ Sie sprach sich deswegen dafür aus, jetzt schon mit der Planung für ein Hallenbad zu beginnen. Dem schloss sich der Gemeinderat mehrheitlich an, der eine Verschiebung des Themas ins Jahr 2023 mit 19 gegen zwölf Stimmen ablehnte. Der Standort am Freibad stand dagegen außer Frage: Er wurde bei nur einer Enthaltung bestätigt.