Kirchheim. Die Kirchheimer Stadtverwaltung hat eine Neubewertung der Veranstaltung vorgenommen, nachdem das Robert-Koch-Institut auch Südtirol zum Corona-Risikogebiet erklärt hat. Die für Samstag Abend vorgesehene Amtseinsetzung in der Kirchheimer Stadthalle wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Ein Termin steht bislang noch nicht fest.
Mittlerweile hat sich die Zahl der Inifizierten im Kreis Esslingen auf 14 erhöht. Damit ist Esslingen derzeit der am stärksten betroffene Landkreis in Baden-Württemberg. Sowohl die Esslinger Käthe-Kollwitz-Schule als auch die Esslinger Hochschule bestätigten erste Corona-Fälle. An der Zeller Berufsschule sei eine Schülerin positiv getestet worden, die nach den Faschingsferien lediglich am Montag die Schule besucht habe, erklärte Schulleiter Thomas Fischle. Sämtliche Schüler sowie Lehrer der beiden Klassen, die sie an dem Tag besucht habe, seien in Absprache mit dem Gesundheitsamt in häusliche Quarantäne geschickt worden. Die Ausbildungsbetriebe der Schüler seien informiert worden. Ansonsten laufe der Schulalltag überwiegend normal weiter, so der Schulleiter.
An der Esslinger Hochschule ist ein junger Mann infiziert. Der Student habe zwei Tage lang den Mathe-Vorkurs am Campus Flandernstraße besucht. Das Gesundheitsamt habe dazu geraten, dass sämtliche Teilnehmer der drei Mathe-Vorkurse vorsorglich bis auf Weiteres zu Hause bleiben. Der infizierte Mann selbst befinde sich in guter Verfassung. Weitere Kontakte des betroffenen Studenten werden derzeit vom Gesundheitsamt ermittelt und gegebenenfalls kontaktiert.
Esslinger Arzt unter den Infizierten
Ein Arzt, der im Klinikum Esslingen arbeitet und sich zuvor in Südtirol aufgehalten hatte, wurde am Freitag ebenfalls positiv auf das Corona-Virus SARS-CoV-2 getestet. Das Klinikum Esslingen hat nach Bekanntwerden des Befunds alle Kontaktpersonen ermittelt. Bei allen Mitarbeitern die mit der Person in Kontakt waren, wurden bereits Tests durchgeführt. „Die infizierte Person war bis zu Ihrer Freistellung nur wenige Stunden in der Patientenversorgung tätig, so dass es nicht zu sehr vielen Kontakten gekommen ist und somit alle Kontaktpersonen identifiziert werden konnten“, erklärt der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Michael Geißler.
Die Patienten, die mit dem Arzt Kontakt hatten, wurden bereits durch das Gesundheitsamt informiert und werden gegebenenfalls unter Quarantäne gestellt. Für Mitarbeitende und Patienten im Klinikum Esslingen besteht aktuell keine besondere Gefährdung, der Klinikbetrieb läuft ohne Einschränkungen weiter.
Die zwei Wochen lang im Kirchheimer ateck-Hotel einquartierten 15 Rückkehrer aus China konnten das Hotel am Freitag verlassen - allesamt ausgestattet mit Unbedenklichkeitsbescheinigungen. Die 15 Rückkehrer aus Wutan, die exakt zwei Wochen zuvor über Paris und Echterdingen nach Kirchheim gebracht worden waren, haben ihr Quartier verlassen und sind nun irgendwo in Deutschland untergekommen - bei Freunden, bei Verwandten oder auch in Wohnungen, die ihnen ihre Arbeitgeber zur Verfügung stellen.
Die wichtigste Botschaft für Kirchheim verkündete Dr. Marion Leuze-Mohr, die Erste Landesbeamtin im Landkreis Esslingen: „Wir haben allen 15 Personen eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt.“ Das Gesundheitsamt, das die Quarantäne amtsärztlich zu begleiten hatte, hat die Quarantäne-Gäste des ateck-Hotels regelmäßig auf eine mögliche Infizierung mit dem Coronavirus untersucht. „Das Ergebnis war jedes Mal negativ“, sagte Marion Leuze-Mohr. Um alle Missverständnisse auszuschließen, fügte sie hinzu: „Das negative Ergebnis ist die positive Nachricht.“ Das bedeutet konkret: „Es konnte kein Virus nachgewiesen werden.“
Auch Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha, der zugleich das Amt eines Gesundheitsministers innehat, war am Freitag eigens nach Kirchheim gekommen, um sich bei der Pressekonferenz im ateck-Hotel persönlich bei allen Beteiligten zu bedanken: „für Ihr Engagement, für Ihre Professionalität und für Ihre Besonnenheit“. Eine Quarantäne, wie sie jetzt in Kirchheim zu Ende ging, sei in dieser Form nicht mehr vorgesehen. Derzeit gehe es darum, dass Menschen aus Risikogebieten nicht mehr nach Deutschland geholt werden sollen.
Wichtig sei es nach wie vor für alle, sich zum eigenen Schutz regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen, aufs Händeschütteln zu verzichten und sich nicht ins Gesicht zu fassen. Für Hamsterkäufe hat Manne Lucha kein Verständnis: „Das ist unnötig und auch nicht angemessen. Es droht keine Gefahr, dass wir in eine Gütermängellage geraten. Selbst wenn jemand 14 Tage lang in häuslicher Abgeschiedenheit leben muss, wird er sicher mit genügend Klopapier versorgt.“
Corona-Abstrichzentren
Den Kreisbewohnern stehen ab Montag, 9. März, die beiden Corona-Abstrichzentren (CAZ) in Nürtingen-Oberensingen auf dem Festplatz (direkt an der B 313) und auf dem Parkplatz P 27 bei der Messe Stuttgart in Leinfelden-Echterdingen zur Verfügung. Dort können sie sich im Drive-In-Verfahren von Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr Proben entnehmen lassen. Für die Entnahme von Abstrichen braucht man aber einen Code, den man per Telefon nach einer Erstdiagnose vom Hausarzt oder Gesundheitsamt erhält. Zudem muss man sich ausweisen. Wer nicht mit dem Auto kommen kann, kann sich beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 melden. Auch an den Wochenenden und an den Werktagen nach 19 Uhr kann man sich im Verdachtsfall unter dieser Nummer an den Bereitschaftsdienst wenden. tb/ez/pm