Am Sonntag stellt sich erstmals die Technikmeile rund um Feuerwehrmuseum und Max-Eyth-Schule vor
Kirchheim steht unter Dampf

Die Technik steht am Sonntag in Kirchheim im Mittelpunkt – historische genauso wie modernste Technik: In der Henriettenstraße und in der Boschstraße wird die Kirchheimer „Technikmeile“ eröffnet.

Kirchheim. Bei der Technikmeile und dem Eröffnungsfest am kommenden Sonntag, 8. Mai, handelt es sich um eine Kooperation zwischen zwei Vereinen und einer Schule. Für die historische Technik sind der Verein der Freunde und Förderer historischer Feuerwehrtechnik und der Verein Historische Dampftechnik zuständig. Die moderne Technik dagegen stellt die Max-Eyth-Schule vor. Gründe zum Feiern gibt es immer: Einer der Gründe ist dieses Mal das 20-jährige Bestehen des Feuerwehrtechnikvereins, ein anderer Grund ist der 175. Geburtstag von Max Eyth am Freitag, 6. Mai.

Max Eyth ist nicht nur Namensgeber der technischen Berufsschule in Kirchheim. Er hat auch für die Firma Fowler in Leeds Dampflokomobile entwickelt und auf der ganzen Welt für deren Einsatz geworben. Der historische Dampfpflugsatz, den der Kirchheimer Verein Historische Dampftechnik betreut, stammt zwar „erst“ aus dem Jahr 1909, als Max Eyth schon nicht mehr lebte. Aber der Vereinsvorsitzende Achim Gold betont, dass es sich bei diesem Lokomobilgespann um einen von nur drei betriebsfähigen Dampfpflugsätzen in ganz Deutschland handelt, und nicht nur das: „Unserer ist der älteste und außerdem der einzige Fowler-Satz.“

Diese Lokomobile stehen am Sonntag natürlich unter Dampf. Eine Pflugvorführung dagegen gibt es nicht. Dazu fehlt es auf der Technikmeile in der Bosch- und in der Henriettenstraße an einer geeigneten Ackerfläche. Eine weitere dampftechnische Besonderheit in der Technikmeile ist die markante Schnellzuglok BR 03-188, Baujahr 1935, die vor der Max-Eyth-Schule steht. Außerdem führen die Dampftechniker ihre Zettelmeyer-Dampfwalze vor.

Der Verein der Freunde und Förderer historischer Feuerwehrtechnik stellt am Sonntag in und vor seinem Museum in der Henriettenstraße Feuerwehrfahrzeuge vor. Eine Verbindung zwischen Feuerwehr- und Dampftechnikern ist in diesem Fall die Magirus Dampfspritze aus dem Jahr 1908, eines der Prunkstücke in der Feuerwehrsammlung. Dabei handelt es sich zwar nicht um die Spritze, die tatsächlich bei der Kirchheimer Feuerwehr im Einsatz war, aber um ein baugleiches Gerät. Und auch das ist etwas Besonderes, denn Magirus hat seinerzeit nur etwa 20 dieser Dampfspritzen gebaut, wie Norbert Kugel erklärt, der langjährige Vorsitzende des Fördervereins.

Der jetzige Vorsitzende Helmut Eiting freut sich jedenfalls über die Kooperation mit den Dampftechnikern: „Mit Dampf haben die mehr Erfahrung als wir.“ In der Feuerwehrtechnik habe der Dampf dagegen nur kurzzeitig eine Rolle gespielt, und eben auch nur eine untergeordnete. Helmut Eiting: „Das Anheizen braucht ja viel zu lange. Ein Motor bringt dagegen sofort die volle Leistung.“ Deswegen hätten die Berufsfeuerwehren damals ihre Dampfgeräte immer schon vorgeheizt.

Erich Zeh, der Schulleiter der Max-Eyth-Schule, legt besonderen Wert darauf, dass am Sonntag nicht nur die historische Technik zu sehen ist: „Wir zeigen bei unserem Tag der offenen Tür auch zukunftsweisende Technik.“ So stellen Schüler des Technischen Gymnasiums ihre Seminararbeiten vor, in denen sie alles Mögliche an neuen Technologien ausprobiert haben: „Wenn man sieht, was die Schüler da an Leistungen bringen, das lässt schon staunen. Da haben mal welche einen Scheibenputzroboter gebaut, der ist über die senkrechte Scheibe gelaufen. Wir liefern also das Pendant zur historischen Feuerwehr- und Dampftechnik.“

So ganz unter Wert verkaufen möchte Achim Gold die Dampftechnik aber doch nicht. Die Dampfpflüge würden heute immer noch zufriedenstellend funktionieren und könnten von der Pflugleistung her womöglich nach wie vor mithalten. Sie waren sogar bis in die 1970er-Jahre hinein im Einsatz. Einziges Problem: „Die Dampfpflüge sind heute nicht mehr wirtschaftlich. Wir brauchen zu lang, bis wir auf den Acker kommen, und wir brauchen mindestens fünf Mann zum Bedienen.“ Heute dagegen sei es so, dass nur noch ein einziger Mann auf dem Traktor sitzt. Und doch denkt Achim Gold trotz aller Begeisterung für da

s Historische bereits in die Zukunft, in eine Zeit also, in der auch heutige Schlepper nur noch fürs Museum taugen: „Irgendwann sitzt vielleicht gar keiner mehr drauf.“

Einen besonderen Vorteil hat die alte Technik aber doch noch gegen­über der neuen: die Ersatzteilbeschaffung. Natürlich gibt es für keine Dampfmaschine mehr die originalen Ersatzteile. Weil aber alles mechanisch funktioniert, lassen sich die passenden Teile jederzeit originalgetreu nachbauen. Mit elektronischen Steuerungssystemen wird das in hundert Jahren dagegen nicht mehr möglich sein.

Doch sollte über Vergangenheit und Zukunft nicht die Gegenwart vergessen werden. Deshalb hier noch einmal die wichtigsten Daten für den 8. Mai: Um 11 Uhr eröffnet Landrat Heinz Eininger die Technikmeile. Um 14 Uhr spricht Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ein Grußwort, gefolgt von einer Schau­übung der Notzinger Kinderfeuerwehrgruppe. Um 15.30 Uhr gibt es Lösch-übungen mit der Dampfspritze. Weitere Informationen sind im Internet unter www.feuerwehroldtimer-vfh-kirchheim.de erhältlich.