Politik
Kirchheimer Schüler zu Gast bei Stuttgarts erster Landesjugendkonferenz

Bei der ersten Landesjugendkonferenz in Stuttgart konnten junge Menschen mit Minister Manne Lucha und Ministerin Theresa Schopper in den Dialog treten. Fünf Jugendliche aus Kirchheim waren mit dabei.

Lehrer Bastian Brandner, Lilli Frasch und Miguel Beutl mit Manne Lucha (von links nach rechts) und ihren Mitschülern. Foto: SMV des Ludwig-Uhland-Gymnasiums

Sich gehört, verstanden und ernst genommen fühlen: Das wünschen sich wohl die meisten Jugendlichen – auch auf politischer Ebene. Ein neues Format soll dies im Land ab sofort verstärkt möglich machen.

Bereits im vergangenen Jahr wurden insgesamt zehn Jugendkonferenzen an Schulen in ganz Baden-Württemberg abgehalten. Am 12. November luden das Kultusministerium, der Landesschülerbeirat und der Dachverband der Jugendgemeinderäte nun zur ersten Landesjugendkonferenz in Stuttgart ein. Aufbauend auf den Ergebnissen der vorherigen Konferenzen konnten die rund 200 anwesenden Jugendlichen ihre Belange ungefiltert an Gesundheitsminister Manfred („Manne“) Lucha und Kultusministerin Theresa Schopper herantragen.

Auch die Kirchheimer Jugend war vor Ort vertreten: In Begleitung eines Lehrers hatten sich fünf Schülerinnen und Schüler des Ludwig-Uhland-Gymnasiums (LUG) am Veranstaltungstag bereits frühmorgens auf den Weg gemacht, um ihre Mitschüler in der Landeshauptstadt zu vertreten.

Die Stimme der Schülerschaft

„Es gibt viele Dinge, die Schüler stören, aber sie trauen sich nicht richtig, etwas dagegen zu machen“, äußert der 18-jährige Miguel Beutl. Als ehemaliger Schülersprecher ist es ihm wichtig, die Stimmen solcher Menschen laut zu machen: „Wir wollen das Problem an der Wurzel packen und mit den Politikern in den Diskurs treten.“ Auch die 18-jährige Lilli Frasch sieht sich als Vertretung der Schülerschaft, im Besonderen der jüngeren Kinder, die in derartigen Debatten oft untergehen. „Ich finde es wichtig, mitzureden, mitzudiskutieren und Ideen einzubringen“, meint die Schülervertreterin. „Wir sind jetzt wirklich schon lange in der Schule und haben wohl alle Probleme schon einmal gehört.“

Den Politikern ist oft gar nicht so klar, wo für uns Probleme bestehen und was wir uns wünschen.

Miguel Beutl, Schüler am Ludwig-Uhland-Gymnasium

Die beiden waren im vergangenen Jahr bereits bei der Jugendkonferenz an der Freihof-Realschule mit von der Partie und ließen nichts anbrennen, als sich ihnen die Chance bot, an der Stuttgarter Konferenz teilzunehmen.

Einmal vor Ort konnten sich die Jugendlichen je nach Eigeninteresse einer von vier Themengruppen zuordnen. Innerhalb dieser Gruppen wurden die Punkte aus den Regionalkonferenzen besprochen, Meinungen geteilt und Umsetzungsideen erarbeitet, die die Schüler anschließend im Plenum präsentierten.

Das Highlight des Tages war die Diskussionsrunde mit Manne Lucha und Theresa Schopper. In einem Zeitfenster von jeweils einer Minute hatten die Schülerinnen und Schüler die Chance, sich mit einer persönlichen Frage oder Botschaft an die Minister zu wenden. Diese bekamen ebenfalls eine Minute Zeit für ihre Antwort – zumindest in der Theorie. „Eigentlich haben sie die Minute so gut wie immer überzogen“, erzählt Miguel Beutl schmunzelnd.

Weniger Mobbing, mehr Praktika

Um sich auf die Veranstaltung vorzubereiten, hatte die Gruppe die anderen Schüler des LUG zuvor über die sozialen Medien zu ihren Anliegen befragt. „Wir hatten dann fix eine ziemlich lange Liste zusammen, aber konnten durch die kurze Zeit nur ein Thema ansprechen“, bedauert der Zwölftklässler. Besonders wünsche sich die Schülerschaft des Gymnasiums einen späteren Schulbeginn. Auch die Menge der nicht abiturrelevanten Pflichtlektüren sei vielen ein Dorn im Auge. Schulübergreifend seinen Maßnahmen gegen Mobbing, das Wahlrecht ab 16, die mentale Gesundheit der Jugendlichen sowie der Wunsch nach mehr und vor allem längeren Praktika zentrale Themen gewesen.

In einer anschließenden Abstimmung mit allen 200 Jugendlichen wurden insgesamt drei Themen aus jedem Forum ausgewählt, die priorisiert und an das Kultusministerium weitergegeben wurden. Des Weiteren plane man statt zehn künftig ganze 40 Jugendkonferenzen, und es sei ein neuer Landesjugendbeirat in der Gründung, der sich speziell mit den Belangen junger Menschen befasse, berichtet Miguel Beutl. Gemeinsam mit Lilli Frasch habe er sich dafür, ohne lang zu fackeln, eingeschrieben.

Die Landesjugendkonferenz betrachten die beiden als Erfolg. „Die Politiker waren sehr offen, haben uns direkt Rückmeldung gegeben, und es kam so rüber, dass sie sich wirklich für uns einsetzen möchten“, meint Lilli Frasch. Lehrer Bastian Brandner, der die Jugendlichen nach Stuttgart begleitet hatte, wirft ein, dass die Menge und Ausgestaltung der Konferenzen dafür spreche, dass das Land ein echtes Interesse habe, die Jugend zu hören. „Den Politikern ist oft gar nicht so klar, wo für uns Probleme bestehen und was wir uns wünschen“, ergänzt Miguel Beutl. „Es ist schön, dass sie sich durch diese Konferenzen mehr damit befasst haben und sich auch weiterhin mehr damit befassen.“