Esslinger Wengerter locken Schädlinge in die Falle – Kühles Wetter bremst die Population
Kirschessigfliege labt sich am Accolon

Sie ist ein Winzling und richtet als ungebetener Einwanderer aus Asien immensen Schaden an. Die Kirschessigfliege hat auf ihrem Weg über Spanien und Italien auch die hiesige Region erreicht. Nun werden die Weintrauben reif und dienen dem Nachwuchs des Plagegeistes als Nahrungsquelle. Sehr zum Unmut der Esslinger Wengerter, die in ihren Lagen den Kampf gegen Drosophila suzukii ­aufgenommen haben.

Esslingen. Not macht erfinderisch, und so ist bei den Weingärtnern Esslingen der Konsum von Joghurt beträchtlich gestiegen. Die leeren Becher werden nämlich umfunktioniert, mit kleinen Löchern versehen und als Fallen verwendet. Apfelessig lockt die Fliegen an und ein Schuss Spülmittel sorgt dafür, dass die Schädlinge im wahrsten Sinne des Wortes dem Untergang geweiht sind.

Albrecht Sohn, Vorsitzender der Weingärtner, wird derzeit immer wieder fündig, wenn er die Fallen inspiziert. Der Accolon, eine frühe Sorte, ist derzeit das Angriffsziel der Fliege, der Dornfelder könnte folgen. Albrecht Sohn gesteht unumwunden ein, dass die Wengerter noch gar nicht so genau wissen, wie sie mit dem Problem umgehen sollen. Deshalb treffen sich die Weinbauern aus der ganzen Region und lassen sich von Experten beraten, wie man die asiatische Fliege bekämpft. Neben den Fallen, die auch in den Weingütern Bayer und Kusterer zum Einsatz kommen, wird jetzt ein biologisches Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Es wird nicht auf den Trauben, sondern auf den Blättern als Köder ausgelegt – die aus dem Fernen Osten eingewanderten Fliegen werden angelockt, fressen den Köder und sterben dann.

Dass die Kirschessigfliege eine ernsthafte Gefahr für den Wein darstellt, ist für die Wengerter keine Frage. Adolf Bayer registriert in diesen Tagen pro 100 Trauben einen bis zwei Stiche. „Trotzdem sehe ich die Sache eher gelassen und ruhig“, sagt er. „Das Thema wird uns in den kommenden Jahren noch mehr beschäftigen als heute“, ist er überzeugt. Albrecht Sohn warnt ebenfalls vor Panik, will aber die Gefahr nicht unterschätzen: „Das Wichtigste ist, den Befall genau zu beobachten und sofort mit Fallen zu reagieren.“ Von größeren Schäden ist auch das Weingut Kusterer bislang verschont geblieben. Doch Maximilian Kusterer stellt klar: „Das ist eine ernsthafte Angelegenheit, das kann jeden Tag schlimmer werden.“

Das kühle Sommerwetter mit verhältnismäßig kalten Nächten spielt den Wengertern gerade in die Karten. Die Fliege mag es gern warm und ihre Neigung, sich fortzupflanzen, sinkt mit den Temperaturen. Dadurch wird die Population gebremst. Albrecht Sohn hofft deshalb, dass die Zeit des feucht-warmen Wetters vorbei ist. Adolf Bayer setzt noch auf einen anderen Effekt, um der Fliege das Leben unkomfortabel zu gestalten. Derzeit werden die Weinstöcke entlaubt, was dem Insekt kaum gefallen dürfte, weil es sich gern in dichtem Laub aufhält, das die Wärme speichert.

Und was würde nun bei wirklich starkem Befall geschehen? „Da kann man dann nichts mehr machen“, sagt Bayer. Albrecht Sohn wäre bei einer Schadensquote von zehn bis 20 Prozent noch zufrieden und könnte sich vorstellen, die Lese vorzuziehen, wenn sich die Fliege stark vermehrt.