Weilheim. „Die Äpfel sehen aus, als hätte jemand Löcher mit dem Bohrhammer reingehauen“, beschreibt Karl Bölz, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Weilheim, was die kleinen Hagelkörner am ersten Augustwochenende angerichtet haben. Betroffen sind vor allem die Äpfel. Aber auch Birnen, Zwetschgen und Mirabellen haben unter dem Hagel gelitten. „Das Obst hat sofort angefangen zu faulen“, bedauert Karl Bölz und sagt: „Da ist fast nichts mehr zu machen.“
Aufgetreten sind die Schäden allerdings lokal nur sehr begrenzt. „Es ist sozusagen eine Hagelschneise über die Limburg hinweggezogen“, beschreibt es Karl Bölz. Er schätzt, dass sie lediglich zwischen 100 und 150 Meter breit war. Besonders stark betroffen sei die Nord-West-Seite des Weilheimer Hausbergs zwischen Gipfel, Friedhof und Gänsweide.
Das haben auch die Weingärtner zu spüren bekommen. Die Reben, die nordwestlich der Limburg stehen, haben arg gelitten. „Es gibt dort nur zwei oder drei Weinberge im Gebiet Sauschlaf“, sagt Werner Kauderer, Vorsitzender des Weilheimer Vereins der Weinbergbesitzer. In diesem Bereich seien die Schäden am schlimmsten. „80 bis 90 Prozent der Trauben sind kaputtgegangen.“ Er selbst habe sich entschieden, dort gar nicht erst zu ernten: „Der Aufwand wäre viel zu groß“, so Kauderer.
Besser sehe es glücklicherweise auf der Südseite der Limburg im Gebiet Hinterburg aus, wo der größte Teil der Reben wächst. „Dort sind nur 25 bis 30 Prozent Verlust zu beklagen“, teilt Werner Kauderer mit. Um den Rest der Früchte zu retten, müssen die Weinbergbesitzer nun einiges an Zeit und Aufwand investieren: „Jetzt stehen wir da und pulen die verhagelten Trauben raus – damit es nicht fault und es bei der Lese nicht ganz so fürchterlich aussieht.“ Ähnlich sei es am Egelsberg: Auch dort habe es beim Hagel ein Drittel der Weintrauben erwischt. Bei seinen Obstwiesen an der Limburg schätzt Werner Kauderer den Schaden sogar auf 100 Prozent. „Das gibt nicht mal mehr Mostobst“, klagt er.
Mit dem Hagelsturm vom Juli 2013 lässt sich das kleine, lokale Unwetter in Weilheim von der Bedeutung her kaum vergleichen. Dort, wo die Körner niedergeprasselt sind, haben sie in Obst- und Weinbau aber schlimmere Schäden angerichtet als das große Unwetter. „Die Körner waren kleiner, aber dafür waren es viel mehr“, sagt Werner Kauderer.
Dramatisch ist das für die Wengerter mit Blick auf den Gesamtertrag aber nicht. „Der Behang ist dieses Jahr überdurchschnittlich gut“, sagt der Weinbergbesitzer. „Von der Menge her ist es jetzt insgesamt immer noch mehr als letztes Jahr.“
Das gilt auch für den Obstbau. „Zum Teil muss man die Bäume stützen, weil so viele Früchte daran hängen“, sagt Karl Bölz. Beim Friedhof seien ob ihres Behangs sogar Äste von den Bäumen abgebrochen. Mit Blick auf die ganze Markung sehe es mit der Ernte also gut aus: „Wir haben in Weilheim trotzdem Vollertrag“, so Bölz. Wer jedoch nur an der Limburg ein Stückle habe, müsse mit einem kompletten Ausfall rechnen. „Wegen solcher lokaler Unwetter war es früher auch ganz wichtig, mehrere Grundstücke über die Markung verteilt zu haben“, weiß der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins und Leiter der Weilheimer Bauhofs.
Bemerkenswert findet es Werner Kauderer unterdessen, dass sich die Hagelereignisse häufen. „Ich betreibe seit über 30 Jahren Weinbau – und in den ersten Jahrzehnten gab es so gut wie gar keinen Hagel.“ Dagegen habe es seit fünf Jahren quasi jedes Jahr gehagelt – mit Ausnahme von 2012.
Dass schwere Hagelunwetter zunehmen, bestätigt auch der Deutsche Wetterdienst (DWD). „Voraussetzung für Hagel ist immer feuchtschwüle Luft und eine Gewitterlage“, sagt Sven Becher, Meteorologe beim Regionalen Klimabüro des DWD in Freiburg, wo die Wetterentwicklung aufgezeichnet wird. „Tatsächlich sind die Gewitter lokal schwerer geworden“, bezieht sich der Meteorologe auf die Gewitterstatistik. Dadurch gebe es auch mehr und schwerere Hagelfälle. Grund dafür, dass die Gewitter immer intensiver werden, sei die Klimaerwärmung.