Basketball
Knights-Aktie gewinnt an Wert

Basketball Der Zweitligist aus Kirchheim schöpft neuen Mut aus der Niederlage gegen Jena. Der schlechteste Saisonstart in der Pro A dagegen bleibt. Von Bernd Köble

Kein Spiel wie das andere, nur das Ergebnis ist immer das gleiche. Nach der fünften Saisonniederlage ist der Druck, der auf Kirchheims Zweitliga-Basketballern lastet, gewaltig. Gelingt auch am Samstag in Paderborn nicht der ersehnte erste Sieg, reduzieren sich die Ambitionen der Knights wohl auf ein einziges Thema, den Nichtabstieg. Danach kommt mit Chemnitz das nächste Topteam unter die Teck. Die Bilanz, die man vor der kurzen Pause Ende Oktober mit aller Macht vermeiden will: sieben Spiele - null Punkte.

Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders. Dass das Publikum am Samstag einen verzweifelt kämpfenden Verlierer feierte, dass die Knights dem Titelanwärter aus Jena bis kurz vor Schluss die Stirn boten, das lässt aus Kirchheimer Sicht hoffen. „Wir brauchen jetzt einfach mal einen Sieg - ganz egal wie“, sagt Knights-Kapitän Tim Koch sichtlich genervt. „Dann wird vieles ganz anders laufen.“

Vieles von dem, was zuletzt Rätsel aufgab, lief schon am Samstag anders. „Wir wussten, dass Kirchheim viel Zone und mit wechselnden Verteidigungen spielen wird“, war Jenas Headchoach Frank Menz gewarnt. Trotzdem tat sich seine Mannschaft gegen die aggressive Kirchheimer Zonen-Presse über weite Strecken schwer. Die Knights entschieden das Rebound-Duell gegen den vielleicht besten Frontcourt der Liga klar für sich, obwohl mit Keith Rendleman und Andreas Kronhardt beide Center nicht ihren besten Tag erwischten. „Wir wollten unbedingt verhindern, dass Jena seinen Rhythmus findet“, sagt Knights-Trainer Mauricio Parra. Was in solchen Fällen passieren kann, hatten die Thüringer zuvor schon im Heimspiel gegen Ehingen demonstriert, als sie einen 21-Punkte-Rückstand zur Pause noch in einen Zehn-Punkte-Sieg verwandelten.

Dass das Kirchheimer Wunder am Samstag ausblieb, lag wieder einmal an individuellen Fehlern oder an „kopflosen Phasen“, wie der Trainer es nennt und von denen er immerhin behauptet: „Sie werden weniger.“ Zweifellos mit ein Verdienst von Dajuan Graf, der - kaum dem Flieger aus den USA entstiegen - dem Kirchheimer Spiel Stabilität und Struktur verlieh. Die Rückkehr des letztjährigen Spielmachers könnte sich als entscheidender Schachzug erweisen. Parra und sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld verstehen sich blind. Grafs Spielintelligenz verkürzt die Eingewöhnungsphase zudem erkennbar, und der Coach korrigiert seinen bisher größten Fehler, indem er Jalan McCloud von der Bürde des Spielmachers befreit und dorthin beordert, wo er der Mannschaft am meisten nützt: als Scorer auf der „Zwei“.

Am Samstag erwartet die Knights nun das, was man ein Schlüsselspiel nennt. Gegner Paderborn, Zweitliga-Dino und von vielen als die graue Maus in der Pro A abgestempelt, hat plötzlich eine schillernde Figur in seinen Reihen. Der erst 23-jährige Point Guard Kendale McCullum setzt in der Liga zurzeit Maßstäbe. Mit 22 Punkten, 13 Assists und zehn Rebounds sorgte der US-Neuzugang beim 96:75-Sieg am Samstag gegen Schwenningen für ein Triple-Doub­le. Seine beeindruckende Bilanz bisher: 23,5 Punkte pro Spiel im Schnitt. Vorteil Kirchheim: Ehe die Knights der Favoritenrolle gerecht werden müssen, wird es wohl noch dauern.