Seit Jahren schon läuft die Schulentwicklungsplanung der Realität beständig hinterher – wie der Hase dem Igel: Die Entwicklung ist immer schon da, lange bevor die Planung ihr folgen kann. Wenn nun also in Kirchheim ein Konsens besteht, dass zwei oder drei Standorte für weiterführende Schulen in den kommenden Jahren aufzugeben sind, und wenn jetzt die Diskussion beginnen soll, welche Standorte das sein könnten, dann ist es dafür eigentlich schon zu spät. Es greift nämlich viel zu kurz.
Die Rechnung ist ganz einfach: Wenn die Hälfte der Schüler an die beiden Gymnasien wechselt, dann müssten für die andere Hälfte ebenfalls zwei Standorte ausreichen – zumal die Gymnasien ja noch deutlich mehr Schüler aus Nachbarkommunen aufnehmen als alle anderen weiterführenden Schulen. Die Frage müsste also lauten, welche zwei Standorte erhalten bleiben, und nicht, welche zwei Standorte aufgegeben werden sollen.
50 neue Hauptschüler in ganz Kirchheim sind – auch wenn sie offiziell als „Werkrealschüler“ bezeichnet werden – zu wenig, um ihnen weiterhin eine eigene Schulart zur Verfügung zu stellen. Auch dürften es von Schuljahr zu Schuljahr immer weniger werden. Die Zahl wird kaum konstant bei 50 bleiben.
Gemeinschaftsschule als „Rettungsanker“ für einen Schulstandort, an dem man aus lokalpatriotischen Gründen festhalten möchte: Das ist kein taugliches Modell. Bevor sich eine Gemeinschaftsschule richtig etabliert hat, vergehen etliche Jahre. Bis dahin werden die Eltern, die ihre Kinder schließlich an eine von mehreren Gemeinschaftsschulen schicken können, in der einen Gemeinschaftsschule immer noch die frühere Realschule erblicken und in der anderen die frühere Hauptschule. Die Tendenz, an welche Schule das eigene Kind gehen soll, dürfte also nicht ganz so schnell wechseln wie der Name des Schulmodells. Der Kassandraruf wird nicht jedem gefallen, aber die früheren Hauptschulen stehen schlichtweg vor dem Aus.
Noch etwas ganz anderes, was auch nicht jedem gefällt: Die Gemeinschaftsschule wird die Chancengleichheit in der Bildung nicht signifikant erhöhen.
ANDREAS VOLZ