Was ist die Ausbildung junger Spieler wert, und worauf lässt sich der Gegenwert für den Ausbildungsbetrieb taxieren? Zwei Fragen, auf die die beiden Basketballklubs in Kirchheim und Ludwigsburg keine gleichlautende Antwort mehr fanden. Neu ist das nicht, im Gegenteil: Meinungsverschiedenheiten und Interessenskonflikte haben die Zweckehe von Beginn an begleitet. Seit der Saison 2007/2008, in der den Kirchheimern mit ihrem Coach Pat Elzie der Aufstieg in die gerade neu geschaffene Pro A gelang. An der Spitze der damaligen Mannschaft: David McCray, der zwei Jahre später zum Leistungsträger der Ludwigsburger in der BBL wurde. Eine Erfolgsgeschichte, die sich in der Form nie mehr wiederholte.
Von Besnik Bekteshi über Jonathan Maier bis zu Johannes Joos – mehr als ein halbes Dutzend Junioren-Nationalspieler haben dem Kooperationsmodell in den vergangenen sieben Jahren ein Gesicht gegeben. Hin und wieder erfolgreich, jedenfalls nie geräuschlos. Grund für Zoff gab es immer. Mal ging es um Einsatzzeiten, mal um Trainingsbeteiligung, fast immer ging es um die Frage der Kosten für die talentierten Nachwuchskräfte.
Wie gesagt: Das Problem ist nicht neu. Dass es gerade jetzt zum endgültigen Bruch führt, verwundert allerdings doch. Vier Wochen ist es her, dass die Knights einen neuen Trainer vorgestellt und mit ihm die Rückkehr zur Harmonie in Sachen Kooperation verkündet haben. Das Signal war klar: Der bisweilen unnachgiebige Frenkie Ignjatovic war gestern. Michael Mai, der große Kommunikator, sollte die erkaltete Beziehung zu neuem, blühendem Leben erwecken. Tatsache ist: Mai und Ludwigsburgs Coach John Patrick sprechen dieselbe Sprache, und das nicht nur, weil sie Landsleute sind.
Das allein reicht aber nicht. Die Sprache von Ludwigsburgs allmächtigem Klubchef Alexander Reil und seinem Manager Mario Probst ist eine andere. Die Re-Finanzierung bezahlter Leihkräfte hat für beide Vorrang vor den Interessen eines finanzschwachen Juniorpartners. Daraus spricht wirtschaftliches Kalkül, das nachvollziehbar sein mag. Es zeigt aber auch, dass Nachwuchsförderung im Profibereich vor allem eines ist: ein Geschäft. Für die Knights und die Riesen gibt es keine gemeinsame Basis mehr. Die Frage ist, ob es sie jemals gab. Bernd Köble