Andreas Volz
Kirchheim. Bereits im April hatte Bernd Gnann, Schauspieler und Intendant des Kammertheaters Karlsruhe, im Gemeinderat seine ambitionierten Pläne für ein Kirchheimer Theater vorgestellt. Konkret hat er vor, auf dem Gelände der Firma BlessOF an der Stuttgarter Straße ein Theater mit 252 Zuschauerplätzen einzurichten. Weil er aber bereits 2012 mit seinem „Stadttheater Kirchheim unter Teck“ an den Start gehen will, ist nun eine Zwischenlösung gefragt. In der aktuellen Sitzungsvorlage des Gemeinderats heißt es, dass ein Betrieb des Stadttheaters auf dem BlessOF-Areal nicht vor 2013 umsetzbar sei. Deshalb soll das Theater vorläufig in der Stadthalle unterkommen.
Mit einem Antrag, die Stadthalle für Theaterzwecke anzumieten, hätte sich der Gemeinderat wohl nicht lange befassen müssen. Hier ging es aber vor allem um einen Zuschussantrag: Die Stadt Kirchheim soll das künftige Stadttheater mit einem jährlichen Betrag in Höhe von 20 000 Euro unterstützen. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker stellte zunächst eines grundsätzlich klar: „Kultur bedarf immer der Unterstützung. Sie wird sich nie alleine tragen.“ Sie sieht ein Stadttheater aber als eine Attraktion für Kirchheim, die viele Besucher in die Stadt locken könnte.
Michael Holz von der Grünen-Fraktion denkt bei Kultur ebenfalls an einen Werbeträger für die Stadt Kirchheim. Allerdings empfahl er, den Namen „Stadttheater Kirchheim“ nicht schützen zu lassen – für den Fall, dass der Probelauf nicht erfolgreich sein sollte. Den Probelauf selbst hält er aber für wichtig, weil sich dadurch auch der Bedarf feststellen lasse, bevor im BlessOF-Gelände Investitionen getätigt werden.
Auch die Fraktionsvorsitzende der Frauenliste, Dr. Silvia Oberhauser, sieht die Möglichkeit, dass das Stadttheater das Kirchheimer Kulturangebot bereichert. Parallel zum Probelauf schlug sie aber vor, grundsätzliche Förderrichtlinien zu erarbeiten, denn immerhin sei es etwas ganz Neues, ein kommerzielles Theaterangebot mit städtischen Mitteln zu unterstützen.
Bernhard Most, der Vorsitzende der FDP/KiBü-Fraktion, möchte die 20 000 Euro für 2012 mehr als „Anschubfinanzierung“ verstanden wissen denn als dauerhaften Zuschuss. Sein Fraktionskollege Albert Kahle, der ausführlich auf die Kirchheimer Theatertradition in der KW-Halle und auf dem Rollschuhplatz verwies, schätzt Bernd Gnann so ein, dass er nach dem Probelauf auch den Mut habe, ehrlich zu sagen, dass es nicht läuft, wenn dem so sein sollte.
Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Hagen Zweifel, berichtete von einer geteilten Meinung innerhalb seiner Fraktion. Er sieht die Gefahr, etwas zu starten, dessen Konsequenzen sich nicht absehen lassen, sieht aber immerhin auch die Möglichkeit, dass das Stadttheater die Kirchheimer Kulturszene bereichern könnte. Sein Fraktionskollege Ralf Gerber dagegen befürchtet, dass sich die Stadt eine solche Förderung nicht auf Dauer leisten könnte: „Das können wir eigentlich erst dann machen, wenn wir Geld und einen ausgeglichenen Haushalt haben.“
Die SPD dagegen befürwortet das Konzept. Andreas Kenner will sich beispielsweise „nicht vorwerfen lassen, dass nächstes Jahr ein Stadttheater in Nürtingen eröffnet wird statt bei uns“. Wenn Kirchheim 360 000 Euro für einen Fußballplatz in Ötlingen ausgebe, dann entspreche das 18 Jahreszuschüssen für das Stadttheater. Dr. Klaus-Peter Herzberg meinte außerdem, dass die 20 000 Euro für 2012 über die Stadthallenmiete ohnehin wieder zu einem guten Teil in die Stadtkasse zurückflössen.
Hans Kiefer (CIK) hält die 20 000 Euro für das Jahr 2012 für vertretbar. Allerdings glaubt er nicht daran, dass das Stadttheater bereits 2013 von der Stadthalle ins benachbarte BlessOF-Areal umsiedeln kann.
Wilfried Veeser (CDU) war der Meinung, dass die Reihenfolge falsch ist. Er hätte lieber mit einer Bedarfsbefragung begonnen und dann ein Konzept für die Kulturförderung erstellt, bevor er das Projekt Stadttheater mit 20 000 Euro unterstützt.
Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker sprach von einer einmaligen Chance für Kirchheim, die es jetzt zu ergreifen gelte und die sich nächstes Jahr vielleicht nicht mehr biete. Außerdem warnte sie davor, den Sport mit der Kultur zu vergleichen: „Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Wir müssen aber beides anbieten.“
Der Antrag von Wilfried Veeser, auf die Ergebnisse einer Bürgerbefragung zu warten (siehe Artikel unten), fand keine Mehrheit. Dagegen hat der Gemeinderat beschlossen, das Stadttheater bereits 2012 mit 20 000 Euro zu unterstützen und entsprechende Förderrichtlinien zu erarbeiten.