Andreas Kenner stellte bei seiner Eröffnungsrede die Zukunft dieses aus dem Veranstaltungskalender der Stadt eigentlich nicht mehr wegzudenkenden Großereignisses kurz aber doch auch grundsätzlich in Frage. Schon im Vorfeld der Veranstaltung hatte er das von ihm persönlich ins Auge gefasste Ziel mit „15 Musiknächten“ angegeben und darauf hingewiesen, dass es „kein Gesetz gibt, das bestimmt“, dass er, Michael Holz und Torsten Wenzler gemeinsam Jahr für Jahr ein solches Großereignis schultern müssen. Die damit am Rande öffentlich aufgeworfene Diskussion sollte dringend geführt werden – bevor es zu spät ist.
Bislang war die aus Werner Dannemanns „Fete de la Musique“ hervorgegangene Kirchheimer Musiknacht eine mit gebetsmühlenhafter Routine fortgeschriebene Erfolgsgeschichte, die schon mit einem einzigen total verregneten Termin ins Gegenteil verkehrt werden könnte. Die Haftung für diese Veranstaltung trägt ein von Michael Holz und Andreas Kerner gegründeter Verein. Bei inzwischen 76 fest verpflichteten Bands bedeutet das Jahr für Jahr neben einem immer größeren logistischen Aufwand auch ein enormes finanzielles Risiko.
Wie schon im Vorjahr hielt sich mit der Gruppe „The Rumblers“ die wahrscheinlich „dienstälteste Oldie-Beatband Esslingens“ im Garten des Wachthauses bereit, um in freundschaftlicher Konkurrenz den ebenfalls stark frequentierten Aufenthaltsbereich an der „MAF“ zu beschallen.
Wer sich zum richtigen Zeitpunkt Richtung „Wunderbar“ bewegte, wo das dritte kostenlose „Konzert zur Mittagsstunde“ stattfand, konnte feststellen, dass sich das am Wachthaus gerade angespielte „Black Magic Woman“ elegant ausblendete und nahtlos in ein den Abschluss des Rathauskonzerts bildendes „Oye como va“ überging. Eine Ecke weiter war dann aber schlagartig Schluss mit „Santana“, denn die Gruppe „Hit The Jerk“ setze in der Ecke „Stiftsscheuer/Wunderbar“ schon am frühen Nachmittag auf harte Rockmusik.
Eröffnet wurde der Abend auf der Hauptbühne vor dem Rathaus von dem ungemein wandelbaren „local hero“ Werner Dannemann, der dieses Mal mit seiner Werkschau „Slowhand Eric Clapton“ beeindruckte und damit schon zu Beginn der langen Musiknacht für großen Zulauf auf die Innenstadt und die anderen zeitgleich oder im anschließenden Halbstundentakt angebotenen Konzerte an allen Ecken und Enden der Stadt sorgen konnte.
Nicht überraschend war dagegen, dass zu vorgerückter Stunde die Ecke Stiftscheuer/Wunderbar an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit kommen wird. Der im Remstal lebende Sizilianer Calo Rapallo steht mit an der Spitze der deutschen Bluesgitarristenszene und ist daher ein immer wieder gern gesehener und vor allem gern gehörter Gast in Kirchheim.
Erfolgreiche Premieren feierten das Stadtkino als neues Veranstaltungsforum und die „Partyzone“ Stadthalle als ideales Sammelbecken für alle, die um Mitternacht noch nicht nach Hause wollten. Eine Stunde vor Mitternacht, als sich überall die Konzerte unter freiem Himmel ihrem Höhepunkt und letzten Zugaben näherten, hatten sich schon überraschend viele der von Andreas Kenner geschätzten „über 11 000 Musiknachtbesucher“ Plätze in der abgedunkelten Halle gesichert, um die bis 2 Uhr früh angekündigte Party mit der Gruppe „Knutschfleck“ von Anfang an mitzuerleben.
Ein Video zur Musiknacht finden Sie hier.