In der Wahlleistungsstation des Klinikums wird Patienten jeder Wunsch von den Augen abgelesen
Krankenzimmer mit Hotelkomfort

Ein Einzelzimmer mit französischem Balkon und Aussicht, Internetzugang am Bett und Elsässer Poulardenbrust in Estragon-Senfsauce zum Mittagessen – das alles gibt es für Patienten auf der neuen Wahlleistungsstation im ­Klinikum Esslingen.

Esslingen. Wer den Hotelservice im Krankenbett genießen will, braucht allerdings einen gut gefüllten Geldbeutel oder eine private Versicherung, die die Mehrkosten übernimmt. Die Zahl der Patienten, die keine Lust haben, sich mit zwei Fremden ein gewöhnliches Krankenhauszimmer zu teilen, ist nach Angaben von Klinikums-Geschäftsführer Bernd Sieber in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Neben den klassischen Privatpatienten gebe es auch immer mehr gesetzlich Versicherte, die entweder eine entsprechende Zusatzversicherung haben oder bereit seien, für den höheren Komfort in die eigene Tasche zu greifen.

Bis jetzt wurden diese Patienten in speziellen Zimmern auf den normalen Stationen untergebracht, nun hat das Klinikum erstmals eine eigene Wahlleistungsstation mit sechs Einzel- und sechs Zweibettzimmern eingerichtet. Entstanden ist sie im obersten Stockwerk eines 2008 errichteten Erweiterungsbaus und steht allen Patienten der chirurgischen Abteilungen offen, also der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie und der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie.

Die Einrichtung der Räume wurde von einem Heidelberger Innenarchitekten geplant. Von typischer Krankenhausatmosphäre ist schon auf den Fluren wenig zu spüren: Die Wände sind mit bunten Paneelen in Rot-, Gelb- und Grüntönen verkleidet, der helle Bodenbelag sieht auf den ersten Blick wie Parkett aus, wenngleich es sich aus hygienischen Gründen um Kunststoff handelt. Die Zimmer versprühen einen Hauch von Luxus: Hier gibt es kein grünes Krankenhausmobiliar, sondern Stühle und Schränke aus dunklem Holz. Über jedem Bett schwebt ein Flachbildschirm mit Fernseher, Internetzugang und Videospielen. Auch das geräumige Bad mit einem großen Waschtisch, Föhn und Bademantel würde in ein Vier-Sterne-Hotel passen. Ihr Essen dürfen die Gäste aus einer besonderen Speisekarte wählen – vom Schlemmerfrühstück am Morgen bis zum norwegischen Räucherlachs beim Abendessen. Außerdem gibt es zusätzlich zum normalen Pflegedienst eine spezielle Servicekraft, die für die Patienten immer erreichbar ist und ihnen jeden Wunsch von den Augen abliest. Das alles hat natürlich seinen Preis. Wer keine private (Zusatz-)Versicherung hat, bezahlt pro Nacht im Doppelzimmer 75 Euro, im Einzelzimmer sind es 131 Euro.

Das Ganze habe aber nichts mit Zweiklassenmedizin zu tun, betonte Oberbürgermeister Jürgen Zieger: „Alle Patienten bekommen die gleichen medizinischen Leistungen.“ Lediglich für den höheren Komfort müsse man extra bezahlen: „Wir reagieren damit auf eine Nachfrage“, sagte Zieger. Und die besteht nicht nur bei den Patienten der Chirurgie. Auch auf der Geburtsstation wurde kürzlich ein eigener Bereich mit drei Einzel- und drei Doppelzimmern für die zahlungskräftige Klientel eingerichtet. Als nächstes soll eine Wahlleistungsstation für die internistischen Abteilungen entstehen. Wann und wo das sein wird, ist nach den Worten von Bernd Sieber im Moment aber noch unklar.