Abend rund um den Krimi in der Buchhandlung Zimmermann
Krokodile und tote Tierärzte

Kirchheim. Einen regelrechten Boom erleben derzeit Kriminalromane. An der Spitze der Bestsellerlisten platzieren sich mit schöner Regelmäßigkeit die neuen Titel von Dan Brown, Donna Leon und Simon Beckett. Auch im Fernsehen führt kein Weg an Mord und Totschlag vorbei. Unangefochtene Nummer Eins ist der „Tatort“, der jeden Sonntag Topquoten erzielt, von der die „Wetten-Dass“-Macher samt dem Moderator nur träumen können.

Aber wie behält man als Leser den Überblick bei der Fülle neuer Titel? Hilfestellung gab es jetzt in der Buchhandlung Zimmermann. Unter dem Motto „Arsen & Spitzenkrimis“ hatten die Mitarbeiter eingeladen, um ihre Favoriten vorzustellen.

Darunter waren die verschiedenen Bereiche des Genres zu finden, schließlich gibt es neben dem klassischen Polizeiroman noch die Detektivgeschichte und den Thriller. Und durch die Vielzahl der Handlungsorte wurde der Abend zu einer literarischen Weltreise.

Diese begann im Mutterland des Kriminalromans, in England. Tina Drexler präsentierte mit M.C. Bea­tons „Agatha Raisin und der tote Tierarzt“ einen „Häkelkrimi“ für alle, die es nicht blutig und very british mögen. Dem großen Erfolg der Regionalkrimis zollte sie mit Sybille Baeckers „Mordsbrand“ Tribut. Ein Toter bei einem Scheunenbrand führt einen Tübinger Polizisten bis in die Owener Whiskybrennereien. Bei „Sommer ohne Schlaf“ vom Belgier Bram Dehouck stellt sich dem Leser nicht die Frage „Wer wars?“, sondern „Wann passierts? Wie passierts? Wen erwischt es?“.

Martina Krämers Empfehlungen waren zum einen „So bitterkalt“ von Johan Theorin, ein raffinierter und sehr abgründiger schwedischer Psychokrimi, und zum anderen „Teufelsgrinsen“ von Annelie Wendeberg, ein historischer Kriminalroman, der im London des 19. Jahrhunderts spielt und mit Anna Kronberg eine weibliche Ermittlerin etabliert.

Zurück in die Gegenwart und nach Italien führte Sabrina Schömers. „Das Krokodil“ von Maurizio de Giovanni ist für sie ein außergewöhnlicher Fall mit einem Inspektor, der Ecken und Kanten hat. Sehr angetan war sie auch von Jan Costin Wagners „Tage des letzten Schnees“, einem vielschichtigen Roman um den zur Melancholie neigenden finnischen Kommissar Kimmo Joentaa. Temporeicher geht es bei „61 Stunden“ von Lee Child zu. Dessen Held Jack Reacher landet durch einen Schneesturm in South Dakota, wo er es mit einer Rockerbande aufnehmen muss.

Auch Ruben Schömers blieb mit seinem ersten Titel in den USA. „In der Nacht“ von Dennis Lehane spielt zur Zeit der Prohibition in Boston und Florida. Wieder nach Europa zurück kehrte er mit Dominique Manottis „Ausbruch“, einem Thriller aus Frankreich, der politische Extreme thematisiert und den Leser nachdenklich zurücklässt. Aus der Rubrik „Klassiker des Genres“ warb er noch für die „Underworld-Trilogie“ von James Ellroy, ein Epos, das die geheime Geschichte der Vereinigten Staaten von 1958 bis 1972 erzählt.

Für Simone Schey entpuppte sich „Ostfriesenfeuer“ von Klaus-Peter Wolf als Volltreffer. Ein vermeintlicher Regionalkrimi, der durch glaubwürdige Ermittler und Spannungselemente skandinavischen Reihen in nichts nachsteht. Bestens unterhalten fühlte sie sich auch durch Lindsay Fayes „Der Teufel von New York“, einem spannenden Roman, der ein äußerst stimmiges Bild des „Big Apple“ um 1845 zeichnet.

Die kulinarische Reihe um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer, im Nebenjob Detektiv, gehört zu Sibylle Mocklers Favoriten. Sein neuester Fall „Letzte Ernte“ führt in die Welt von dubiosen Börsengeschäften mit Lebensmitteln. Mit dem brisanten Thema der deutschen Rüstungsexporte beschäftigt sich Oliver Bottinis „Ein paar Tage Licht“, dessen Handlung in Algerien angesiedelt ist und den sie Freunden politischer Thriller ans Herz legte. Abschließend stellte sie noch Daniel Silvas neuestes Buch vor. „Das Attentat“ dreht sich einmal mehr um den ehemaligen israelischen Geheimagenten und Kunstrestaurator Gabriel Allon. Illegaler Handel von Kunstwerken und das Finanzwesen islamistischer Terroristen sind die Themen, der Vatikan und der Nahe Osten die Schauplätze, bestens geeignet für Verschwörungstheoretiker.

Abgerundet wurde der Abend nach der kriminalistischen Weltreise durch eine kulinarische, unterstützt durch Familie Vetter von der Burg Hohen Neuffen.rs