Robert und Ute Scheu vom Gasthof „Adler“ sind Owens Biosphären-Gastgeber – Heimisches auf der besonderen Speisekarte
Kulinarische Spazierfahrt vom Tal in die Höh‘info

Auf ihrer Speisekarte prangt das Logo mit dem grünen Albtrauf und dem roten Herzen: Robert und Ute Scheu vom Gasthof „Adler“ in Owen sind Biosphären-Gastgeber – gemeinsam mit der „Krone“ in Ochsenwang bislang die beiden einzigen im Landkreis Esslingen.

Kulinarische Spazierfahrt vom Tal in die Höh‘info
Kulinarische Spazierfahrt vom Tal in die Höh‘info

Owen. Seit über 100 Jahren ist der „Adler“ in Owen, dem Tor zum Biosphärengebiet, in Besitz der Familie Scheu. Die Wirtschaft an der Abzweigung vom Lenninger Tal nach Beuren allerdings ist um drei Jahrhunderte älter. So verwundert es nicht, wenn Beständigkeit und Tradition groß

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eschrieben werden. Dazu gehört für „Adler“-Wirt Robert Scheu auch Heimatverbundenheit. Freilich nimmt diese im Wandel der Zeit immer wieder neue Gesichter an, taucht Altbekanntes und -bewährtes in neuer Form auf. Wie etwa im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Heimische und regionale Produkte gelten wieder etwas. Aus gutem Grund. Denn sie kommen nicht nur aus einer einzigartigen Kulturlandschaft, sondern garantieren auch den Landwirten, Schäfern und Käsereien ein Auskommen. Dafür pflegen sie die Landschaft und sorgen so für deren Erhalt.

„Dass man Erdbeeren und Spargel aus Peru kommen lässt, muss nicht sein“, sagt Robert Scheu und seine Frau Ute pflichtet ihm bei: „Wir haben gute Landwirte im Tal. Es ist einfach, qualitativ gute Ware zu erhalten.“ So kommen die Kartoffeln von den Bauern Däschler, Rebmann und Reichert. Das Mehl für die Spätzle liefert die Owener Ensinger Mühle und die Heimatmühle Aalen. Der Bergkäse reift auf dem Sulzburghof in Unterlenningen, die Eier legen Andreas Munks Hühner im Eierhof vor den Toren des Teckstädtchens, das Lammfleisch bezieht das Owener Bio

­sphären-Wirtsehepaar von Schäfer Stotz aus Münsingen und dem örtlichen Schäfer und das Wild erlegen Jäger aus dem Tal und von der Höh‘.

All diese heimischen Produkte verwendet Robert Scheu in der „Adler“-Küche für Menüs auf der speziellen Biosphären-Speisekarte. „Das müssen wir lückenlos nachweisen“, sagt Ute Scheu, denn die Biosphären-Gastgeber sind offizielle und zertifizierte Partner des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. So liest sich die spezielle Biosphären-Speisekarte wie eine kulinarische Spazierfahrt über die Schwäbische Alb: Wildschweinbraten mit Apfelrotkraut und Semmelknödel, hausgemachte Leberspätz­le vom Alblamm in Eihülle mit Kartoffelsalat, Krautspätzle mit Maultäschle und Rostbraten vom Albrind, Maultaschen mit Hofkäs‘, Gaisburger Marsch, und wie zu Großmutters Zeiten „Saure Kartoffelrädla“ oder eine „Hirnsupp“. Und auch das Dessert „Apfelringla mit Mostschaumsoße“ weist auf das Biosphärengebiet und seine erhaltenswerten Streuobstwiesen hin.

Apropos Streuobst: Wer am Tor zum Biosphärengebiet Gastgeber ist, tut sich leicht, auf schmackhaft Flüssiges und edles Hochprozentiges zurückzugreifen. Bei Apfelsaft und Most greift Robert Scheu auf Bosch Fruchtsäfte aus Unterlenningen zurück und bei den Destillaten muss er nicht weit gehen. Die kommen selbstverständlich aus der Brennerhochburg Owen. Nur beim Wein fährt der Adlerwirt ins Nachbartal. Neuffener Täleswein der Winzergenossenschaft Neuffen steht auf der heimischen Weinkarte und der „Täles-Secco“ im Regal des „Adler“-Biosphärenlädles. Dort findet der Gast im Übrigen nicht nur flüssige Produkte aus dem Biosphärengebiet. Er kann auch Dosenwurst, Äpfel, Kartoffeln, Rauchfleisch und von Metzgermeister Robert Scheu selbst gemachte Kaminwurzen aus Wildschweinfleisch kaufen. Darüber hinaus hält Ute Scheu, die auch in der Biosphären-Gastgeber GmbH sitzt, Infomaterial über die Gastronomie und Hotellerie im Unesco-Biosphärenreservat bereit.

Die GmbH gibt es seit September 2009. In ihr haben sich bisher neun Gastronomen und zwölf Hotels aus dem anerkannten Unesco-Gebiet der Schwäbischen Alb zusammengeschlossen. Nach der Bodenseeregion und dem Schwarzwald ist das Biosphärengebiet zwischen Schelklingen und Grafenberg sowie zwischen Mörsingen und Weilheim die drittgrößte Urlaubsregion Baden-Würt­tembergs. So ist es nicht nur Ziel der zertifizierten Biosphären-Ga

stgeber, vermehrt heimische Produkte auf die Speisekarte zu bringen, um durch deren Erzeuger die besondere Kulturlandschaft zu erhalten, sondern auch verstärkt die touristische Werbetrommel zu rühren. „Natürlich sind wir damit erst am Anfang“, meint Ute Scheu. Doch ist sie überzeugt davon, dass das „Produkt Biosphärengebiet“ ausbaufähig ist. Schließlich befindet es sich auf Augenhöhe mit dem Yellowstone-Park in den USA oder der Serengeti in Afrika.