Unzugeordnete Artikel
Kunden präferieren Premiumprodukte

Die Nachfrage nach Ausrüstung ist im Einzelhandel ungebrochen. Die Nachhaltigkeit spielt aber eine stärker werdende Rolle – betonen Bernd Holl (Sport Holl) und Dennis Galac (Intersport Räpple)

Dennis Galac von Intersport Räpple in Kirchheim. Foto: Jörg Bächle

Der Sport-Einzelhandel ist in aller Regel die erste Anlaufstation, wenn es um Ausrüstung für die bevorstehende Schneesportsaison geht. Wir sprachen mit Bernd Holl von Sport-Holl in Weilheim sowie Dennis Galac von Intersport Räpple in Kirchheim über die lokalen bis globalen Herausforderungen der Branche.

Die Schneesportsaison steht aktuell in den Startlöchern. Was ist in diesem frühen Saisonstadium bereits der Verkaufsrenner im Laden?

Holl: Der Skistiefelverkauf ist momentan der Renner. Und der Skiausrüstungs-Verleih für Kinder läuft schon seit Mitte Oktober und noch solange der Vorrat reicht. Darüber hinaus gehen Schutzausrüstung wie Helme, Brillen, Protektoren gut.

Räpple: Skistiefel, die über ein sogenanntes Boa-System, also eine Feinjustierung per Seilzug verfügen sind gerade der Hit. Aber auch die klassische Anpassung der Schuhe per Thermosystem läuft immer noch gut.

Egal, ob auf einem oder zwei Brettern: die stark gestiegenen Skipass- und Hotelpreise befeuern den immer elitärer werdenden Charakter des Schneesports. Bemerken Sie diese Veränderung auch am Kaufverhalten Ihrer Kunden?

Holl: Bei uns sind noch keine Veränderungen bemerkbar. Aber die Kundschaft wird sensibler – ohne dass es Auswirkungen auf das Kaufverhalten hätte. Kunden berichten, dass sie Saisonpässe präferieren wie z.B. die TirolCard, die im Verhältnis zum Tagesskipass deutlich günstiger sind. Voraussetzung dafür sind aber viele Skitage.

Räpple: Generell ist zu bemerken, dass die Kunden mehr im Premiumbereich einkaufen, was durchaus für einen elitärer werdenden Charakter spricht. Die Preise sind allgemein gestiegen. Wir versuchen mit Hauspreisen entgegen zu wirken.

Wie beurteilen Sie allgemein die Auswirkungen des Klimawandels auf das Wintersportgeschäft?

Holl: Momentan merken wir noch kaum Veränderungen, weil die höher gelegenen Skigebiete technisch mit künstlicher Beschneiung entgegenwirken. So lange es möglich ist, Pisten einigermaßen klimaneutral herzurichten, wird es auch weiter Skiurlaube geben.

Räpple: Skifahren ist und bleibt ein Thema – auch in Zeiten des Klimawandels. Die Kunden schauen nach flexibel einsetzbaren Textilien und im Skibereich nach sogenannten All-Mountain-Ski – also ein Ski für alle Pistenverhältnisse.

Werden beispielsweise Alpinski wegen der mangelnden Schneesicherheit in tieferen Lagen weniger nachgefragt?

Holl: Weniger nachgefragt werden bei uns Kauf-Skiausrüstung für Kinder, die nur auf der Alb Skifahren können. Wenn es hier vor der Haustüre Schnee hat, verkaufen wir kurzfristig auch mehr Ski. Langlaufski- und –ausrüstung gehen nur wenn auf der Alb mal über eine Woche Schnee liegt. In den letzten zwei, drei Jahren war der Verkauf eher schlecht.

Räpple: Nein. Der Saisonstart läuft traditionell gut. Aber es wird seitens der Kunden darauf geachtet, dass der Ski alle Schneebedingungen abdeckt.

Nachhaltigkeit wird für Kunden immer wichtiger. Welche spezifischen nachhaltigen Produkte oder Initiativen bieten Sie an, um dieser Nachfrage gerecht zu werden?

Holl: Wir haben den Saison-Kinderskiverleih und den Tages-Skiverleih für Erwachsene. Im Bereich der Skistiefel verwenden immer mehr Hersteller Recycling-Kunststoff. Es gibt namhafte Hersteller, die alte Skistiefel einsammeln, shreddern und in die Produktion zurückführen. Im Textilbereich wird viel repariert und mit Materialmix gearbeitet, in dem auch recycelte Stoffe verwendet werden. Hinzu kommen immer mehr umweltverträgliche Imprägnierungen.

Räpple: Wir bieten neben dem traditionellen Skiservice (Kanten, Belag) auch einen Reparaturservice an – eine Alternative zum Neukauf. Und wer bei uns einen Ski ausleiht, erhält bei einem anschließenden Kauf dieses Produkts die Leihgebühr auf den Kauf angerechnet.

Welche Kriterien legen Sie bei der Auswahl Ihrer Lieferanten und Marken an, um sicherzustellen, dass deren Produkte und Produktionsweisen nachhaltig sind?

Holl: Momentan funktioniert das meines Erachtens im Skibereich noch nicht so richtig. Die Hersteller von Ski und Skistiefeln sind aber bestrebt, das Thema Nachhaltigkeit zu forcieren und stellen sich hier dem Wettbewerb und den staatlichen Auflagen.

Räpple: Wir schauen auf die Langlebigkeit der Waren. Und, dass der Lieferant Reparaturservices anbietet. Darüber hinaus sollte die Produktion des Lieferanten weitestgehend transparent sein und eine nachhaltige Fertigung gesichert sein.

Spielen digitale Services wie Online-Reservierung von Leihmaterial oder virtuelle Produktberatung eine größere Rolle in Ihrem Geschäftsmodell?

Holl: Virtuelle Produktberatung spielt keine Rolle. Zu uns kommen die Leute in den Laden. Leihmaterial kann telefonisch aber noch nicht online reserviert werden.

Räpple: Wir haben ein Online-Buchungssystem (www.skiausfahrten.com). Hier können Skiausfahrten mit Bezahlsystem gebucht und abgerechnet werden. Die Ausleihe von Material und die Kaufberatung findet allerdings noch im Laden statt.

Sehen Sie Chancen in neuen Sportarten oder Trends, die das traditionelle Wintersportangebot ergänzen oder ersetzen könnten?

Holl: Bei uns in der Region sehe ich keine Ergänzungs- oder Substitutionsmöglichkeiten. Wir benötigen Schnee für alle Wintersportarten.

Räpple: Wintertrailrunning – also Laufsport abseits von Straßen über Stock und Stein könnte eine Alternative werden, für die wir bereits die Ausrüstung im Programm haben.

Welche Unterstützung erwarten Sie von Sportverbänden oder der Politik, um die Attraktivität und Zugänglichkeit des Wintersports für zukünftige Generationen zu sichern?

Holl: Verbände wie der Schwäbische Skiverband (SSV) bieten vermehrt Schneesporttage im Allgäu für Schüler an. Solche Aktionen sind auf breiter Basis lobenswert. Gut wäre auch die Unterstützung der lokalen Schulen bei Skiausfahrten / Skilandheimen durch staatliche Förderungen. Die Unterstützung des Sports wäre aber natürlich auch im Sommer äußerst hilfreich.

Räpple: Wintersport muss für alle Menschen erreichbar bleiben. Das umfasst gute ÖPNV-Anbindungen und faire Preise. Eine starke Jugendförderung sowohl durch die Verbände als auch vor Ort in den Skigebieten wäre wünschenswert.