Bissinger Achtklässler trainieren im Bewerber-Parcours des Fachdienstes für Jugend, Bildung, Migration für Berufszukunft
Larissa blieb beim „Vorstellungsgespräch“ ganz cool

Proben für den „Ernstfall“: Im geschützten Rahmen des Fachdienstes Jugend, Bildung, Migration (FJBM) Nürtingen haben zehn Achtklässler der Bissinger Hauptschule im Bewerber-Parcours ein „Vorstellungsgespräch“ geführt. Larissa Jäger, 14, ist eine von ihnen.

Bissingen. Larissa Jäger sitzt in dem hellen, freundlichen Raum des Fachdienstes in der Kirchheimer Straße in Nürtingen der Sozialpädagogin Caro Heichert vom FJBM gegenüber. Die Sozialpädagogin ist in die Rolle der Personalchefin geschlüpft und bittet die 14-jährige Hauptschülerin, sich vorzustellen. Larissa nennt Namen und Alter und erzählt ganz unaufgeregt, dass sie nach der neunten Klasse weitermachen und in die Realschule gehen möchte. Sie betreibe in ihrer Freizeit Karate in einem Kirchheimer Verein. Am meisten Spaß mache ihr in der Schule Deutsch. Und Mathe? „Na ja, ich geb mir viel Mühe.“ Das kann Caro Heichert an den Zeugnisnoten des Vorjahres ablesen.

Larissa beantwortet die Fragen nach ihren Praktika, warum sie sich gut zur Einzelhandelskauffrau eigne, worin ihre Stärken liegen, warum sich das Unternehmen gerade für sie entscheiden solle, warum sie eine Ausbildung durchlaufen wolle, wo sie doch daran denke, eine weiterführende Schule zu besuchen, wie sie mit Kritik umgehe und welches Fach sie in der Schule am wenigsten gut finde. Bei der Frage nach ihren Schwächen muss sie passen. „Haben Sie noch Fragen an mich?“, will Caro Heichert wissen. Larissa verneint. Nach rund 20 Minuten ist das „Vorstellungsgespräch“ beendet.

In der anschließenden Besprechung macht die Sozialpädagogin die Schülerin auf formale und ein paar Schreibfehler in ihrem Bewerbungsschreiben aufmerksam und rät: „Die Bewerbung einfach nochmals von den Eltern oder der Klassenlehrerin durchlesen lassen.“ Auch moniert sie die nicht beantwortete Frage nach Larissas Schwächen, und am Ende des Vorstellungsgesprächs hätte „Personalchefin“ Caro Heichert gerne noch eine Frage gehört, etwa zur Ausbildung oder zum Unternehmen. „Versuche, etwas ruhiger und langsamer zu sprechen“, sagt die FJBM-Mitarbeiterin. „Gut war, dass du gleich von Beginn an von dir und deinen Hobbys erzählt und dabei schön Blickkontakt gehalten hast. Auch sieht man deinem Zeugnis an, dass du dich anstrengst.“

Während des Vorstellungsgesprächs von Larissa saßen in anderen Räumen des Fachdienstes Mitschüler und präsentierten sich Christine Jochum und Patrick Maser vom Fachdienst für Jugend, Bildung, Migration der Bruderhaus-Diakonie. Anschließend stand ein „Eignungstest“ auf dem Programm. Dafür hatten die zehn Schüler eine Stunde Zeit. Fragen zum Allgemeinwissen, Mathe-Aufgaben, Logikfragen und Rechtschreibung wurden im theoretischen Teil geprüft. Knifflige Origamifiguren sollten im praktischen Teil nach Anleitung gefaltet werden.

„Ihr habt den Eignungstest alle relativ gut bestanden“, teilte Christine Jochum den Bissinger Achtklässlern bei einem späteren Besuch im Klassenzimmer mit. Einige Ausrutscher gab‘s lediglich in Mathe bei den Prozent- und Textaufgaben. „Die Aufgaben waren nicht einfach und die Zeit war bewusst kurz bemessen“, erklärte Jochum. Dabei wollten die Sozialpädagogen die Reaktion der Schüler testen: „Resignieren sie und sagen, das schaff‘ ich eh nicht, oder gehen sie systematisch vor?“ Ein dickes Lob gab‘s für den praktischen Teil und das Gesamtverhalten: „Das habt ihr sehr gut gemacht.“ In das Lob schloss Christine Jochum auch die vorbereitende Arbeit von Klassenlehrerin Kathrin Zürn mit ein.