Kirchheimer Gemeinderat bringt Sanierungsgebiet „Max-Eyth-Straße / Untere Vorstadt“ auf den Weg
Lauter ist der „städtebauliche Motor“

Die Ereignisse haben alles überrollt: Bevor der Gemeinderat den Satzungsbeschluss zur Festlegung des Sanierungsgebiets „Max-Eyth-Straße / Untere Vorstadt“ gefasst hat, ist die Max-Eyth-Straße zwischen Postplatz und Alleenring bereits zur Fußgängerzone geworden.

Lauter ist der „städtebauliche Motor“
Lauter ist der „städtebauliche Motor“

Kirchheim. Als das Konzept für das neue Sanierungsgebiet vor gut zwei Jahren erstmals vorgestellt wurde, war die untere Max-Eyth-Straße noch nicht als Fußgängerzone vorgesehen. Der Autoverkehr hätte lediglich auf eine seiner zwei Spuren verzichten müssen. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bezeichnete deshalb das neue Stück Fußgängerzone als „einen ersten Schritt in diesem Sanierungsgebiet“. Wenn aber schon der erste Schritt die Planungen bei

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item übertrifft, dann bleibt abzuwarten, was sonst noch so alles passiert in dem Gebiet zwischen Max-Eyth-Straße und Plochinger Straße sowie zwischen Lauter- und Alleenstraße. Die Zielvorgabe der Oberbürgermeisterin war jedenfalls eindeutig: „Wir wollen einen Mittelpunkt schaffen, wo schon einmal ein Mittelpunkt war. Wir wollen das Gebiet wegbringen von dem Hinterhofgefühl, das es vielfach noch vermittelt.“

Timo Buff vom zuständigen Stuttgarter Büro Sippel / Buff sprach vom Untersuchungsauftrag, städtebauliche Missstände im Quartier zu suchen. Solche Missstände seien denn auch in ausreichendem Maß gefunden worden, etwa in der Bausubstanz oder in der „Funktionsfähigkeit“. Besonders der Postplatz ist dem Planer ein Dorn im Auge. Aber auch „freiraumstrukturelle Mängel“ hat Timo Buff entdeckt. So sei das Gebiet sehr dicht bebaut, es fehle an Wegebeziehungen und öffentlichen Spielplätzen, und das ganze Quartier werde durch Stellplätze charakterisiert. Das wiederum führe zu einer „Beeinträchtigung des Verkehrsflusses durch parkende Autos“.

Es gibt zwar auch eine verhältnismäßig große unbebaute Fläche: die Wiese hinter der Kreissparkasse. Aber die gefällt dem Planer trotzdem nicht. Sie sei unbenutzt und muss deshalb aus Sicht des Fachmanns unbedingt einer qualifizierteren Bestimmung zugeführt werden. Eine Wiese, die einfach nur Wiese und noch nicht einmal Spielplatz ist, darf also aus städtebaulichen Gründen nicht sein in einem ansonsten dicht bebauten Gebiet mit Parkplatzambiente.

Was Timo Buff dagegen lobte, das war die neue Fußgängerzone in der Max-Eyth-Straße, die für ihn eine „wichtige Handelsachse“ darstellt. Ebenfalls wichtig ist ihm die Lauter als „städtebaulicher Motor“. Gerade an der Stelle, wo die Max-Eyth-Straße die Lauter überquert, sieht Timo Buff viel „Potenzial“.

Weil aber allenfalls schmale Fußwege in das Quartier hinein-, aber nicht richtig hindurchführen, möchte der Planer nach Möglichkeit einen durchgehenden Fußweg entlang der Lauter schaffen. Angedacht ist auch ein zusätzliches „Brückenschlägchen“ für Fußgänger, die dann eine weitere Stelle bekämen, an der sie die Lauter überqueren können.

Für diese neue Brücke sah allerdings Grünen-Stadtrat Karl-Heinz Schöllkopf keinerlei Notwendigkeit. Außerdem erinnerte er an den Denkmalschutz, da in dem neuen Sanierungsgebiet mit vielen archäologischen Entdeckungen zu rechnen sei. Und schließlich erwähnte er noch das Areal des Stadtkinos, für das ebenfalls eine zukunftsfähige Lösung gefunden werden muss.

Auf die Frage Hagen Zweifels, des Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler, was denn nun mit der Bruckmühle geschehe, berichtete Planungsamtsleiter Gernot Pohl von Gesprächen mit einem potenziellen Investor, der dort „eine Tagesgastronomie“ einrichten möchte. Wenn es dazu kommen sollte, wäre es nach Ansicht von Gernot Pohl „sehr attraktiv und würde auch die Max-Eyth-Straße stark aufwerten“. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Kapp zeigte sich froh darüber, „dass das mit der Bruckmühle klappen kann“. Ein anderes Gebäude allerdings, das nicht an, sondern direkt auf der Brücke steht, sollte seiner Meinung nach abgebrochen werden, um den Flusslauf besser sichtbar zu machen. Außerdem brachte Helmut Kapp wieder einmal die Möglichkeit ins Spiel, das Wasserrad, das am Bauhof lagert, am „Löwenwehr“ zu installieren.

Wie sich das Sanierungsgebiet weiter entwickelt, hängt nicht zuletzt davon ab, ob sich private Eigentümer mit den Ideen des Planungsbüros anfreunden können und ob sie sich von den möglichen Zuschüssen zu Investitionen anreizen lassen. Rechtlich zumindest ist das Sanierungsgebiet „Max-Eyth-Straße / Untere Vorstadt“ durch den Satzungsbeschluss zur förmlichen Festlegung wieder einen Schritt weiter gekommen.