In Weilheim beginnt nächste Woche die Weinlese
Leckere Tropfen

Einen Vorgeschmack auf den Jahrgang 2012 bekam gestern die Bürgermeisterrriege aus dem Verwaltungsraum Weilheim. Wenige Tage vor dem Start der Lese hatte Johannes Züfle, Rathauschef der Limburgstadt, an den Egelsberg zum traditionellen Rundgang durch die Weinberge eingeladen.

Weilheim. „Hier zu arbeiten, ist fast Erholung. Ich komme mir immer vor wie im Allgäu“, scherzt Fritz Warth. Angesichts der Ruhe und des Panoramas am Egelsberg mit Limburg, Breitenstein und Teck gerät der Wengerter aus Untertürkheim ins Schwärmen. Aus einer Familie stammend, die sich in der zehnten Generation dem Weinbau verschrieben hat, kultiviert Warth seit 1995 am Weilheimer Bürrle auf mittlerweile 75 Ar Wein. 90 Prozent seiner Reben wachsen in Weinbergen in Cannstatt, Fellbach, Ober- und Untertürkheim. Die Weilheimer „Dependance“ verdankt die Stadt den familiären Banden von Warths Ehefrau Rosemarie. Sie wurde in Hepsisau geboren.

Beim Kosten der zuckersüßen, prallen Trauben und nicht zuletzt beim Blick durchs Refraktometer zeigt sich, dass sich die 50 Kilometer lange Anfahrt vom Neckar an die Lindach lohnt, die der Chef des Untertürkheimer Trollingerhöfles regelmäßig auf sich nimmt: Der Spätburgunder bringt es derzeit beispielsweise auf 78 bis 90 Öchsle, der Acolon auf 80 und der Dornfelder auf 75 Öchsle – Werte, die auf leckere Tropfen hoffen lassen. „Seither haben wir jeden Tag ein Öchsle dazugerechnet“, so Werner Kauderer, Vorsitzender des Weilheimer Vereins der Weinbergbesitzer. Während er sich in Bescheidenheit übt, strotzt Warth vor Selbstbewusstsein: „Das wird wieder ein guter Jahrgang. Es ist ein Traum, was wir in den letzten Jahren für Weine bekommen haben.“

Schaudernd erinnert er sich 30, 40 Jahre zurück, als noch aus Trauben mit 55 bis 60 Öchsle Weine gekeltert wurden. Grün- und Rebenschnitt hätten der Qualität gutgetan. Einst als „Trollinger-Republik“ verschrien, haben die Württemberger seiner Ansicht nach einen „Quantensprung“ gemacht. „Vor 20 Jahren hätten wir uns noch nicht getraut, einen Spätburgunder oder Riesling anzubauen“, ergänzt Kauderer.

Trotz der Trockenheit in den vergangenen Monaten – vergleichbar mit der geringen Niederschlagsmenge im Jahrhundertsommer 2003 – die Blätter an Warths Rebstöcken präsentieren sich noch in sattem Grün. „Von Trockenstress keine Spur“, meint Kauderer anerkennend. Um auch in sehr trockenen Jahren stattliche Trauben zu bekommen, hat Warth mittlerweile eine Bewässerungsanlage installiert.

Wie die anderen beiden Weinbergbesitzer am Bürrle und die rund 20 Wengerter, die an der Limburg auf einer Fläche von insgesamt drei Hektar Wein anbauen, liefert Warth seine Weilheimer Trauben bei der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck ab. Ausgebaut und abgefüllt wird der Rebensaft in Möglingen.

Nach einem Trend zu Rotwein in den vergangenen Jahren sei inzwischen auch wieder Weißwein gefragt, hat Warth beobachtet, der mit seiner Frau jeweils im Dezember in Untertürkheim eine Art Besenwirtschaft betreibt. „Dort wird häufig der Neuffener Silvaner getrunken.“ Den ließen sich die Bürgermeister gestern ebenso schmecken wie einen fruchtigen Trollinger und einen „Blanc de Noir“ – einen weiß ausgebauten Spätburgunder.

„Wir haben in Weilheim einen kleinen, aber feinen Wein, der einen hohen Stellenwert genießt“, hatte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle eingangs betont. Angesichts der Fachkenntnis und des Enthusiasmus der Wengerter muss er sich darum wohl auch in den kommenden Jahren nicht sorgen. Wie es um die elfte Generation in der Wengerter-Familie Warth bestellt ist, steht indes noch in den Sternen: Tochter Christine – in der Saison 2003/04 württembergische Weinkönigin und beim Rundgang am Bürrle damals mit von der Partie – hat mittlerweile einen Landwirt geheiratet. „Und der“, bedauert Warth augenzwinkernd, – „ist leider nur große Schlepper gewohnt“.

Am Sonntag, 23. September, lädt der Verein der Weinbergbesitzer zum Weilheimer Kelterhock ein. Beginn ist um 13 Uhr bei der Kelter an der Weinsteige. Am Probierstand können die Besucher Weine testen, darunter auch „Bertold II von Zähringen“ als Silvaner oder Spätburgunder – Weilheimer Weine von den besten Lagen. Bei Regen wird in der Kelter und im Zelt gefeiert. Für Bewirtung ist gesorgt.