Lenningen. In einer Klausursitzung hatte sich der Lenninger Gemeinderat Gedanken darüber gemacht, wie der Tourismus im Ort vorangetrieben werden könnte. „Das Zauberwort heißt Wertschöpfung – und ein Tagesgast trägt nicht dazu bei“, erklärte Bürgermeister Michael Schlecht. Deshalb schlug er dem Gemeinderat vor, 11 500 Euro in eine Machbarkeitsstudie zur Errichtung eines Camping- und/oder Wohnmobilplatzes zu investieren. „Bei den Wohnmobilisten gibt es Zuwachsraten. Sie sind in der Regel naturverbunden – also genau die Zielgruppe für sanften Tourismus“, warb der Schultes für seinen Vorschlag. Als Selbstversorger würde diese Klientel nach seiner Ansicht zudem den örtlichen Einzelhandel stärken und nach der dritten Portion Dosen-Ravioli möglicherweise auch den einen oder andern Gastwirt.
Eine ganze Reihe von Gemeinderäten erteilte ihm für dieses Ansinnen jedoch eine klare Absage. Der Tenor: Freie Flächen gibt es wegen der nahezu flächendeckend vorhandenen Schutzgebiete in Lenningen sowieso nicht, weshalb jeder investierte Euro in die Studie verlorenes Geld ist. Diskussionsbedarf bestehe erst dann wieder, wenn ein Investor Interesse bekunde.
„Wir wissen doch gar nicht, ob sich vielleicht wider Erwarten eine Fläche dafür eignet“, zeigte sich Petra Schmid als Erste dieser Idee aufgeschlossen, und Andreas Metzger brachte den Sportplatz in Schopfloch ins Gespräch: Dort würde es die nötige Infrastruktur mit Wasser und Abwasser sowie Strom geben. Michael Schlecht ergänzte: „Wir sind alle keine Tourismus-Fachleute. Deshalb halte ich es für wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken, denn ein Blick von außen schadet in der Regel nicht.“ Zudem lasse sich wie bei der Henne und dem Ei trefflich darüber streiten, wer oder was zuerst da sein muss: Investor oder Machbarkeitsstudie. Ein Campingplatz könnte auch den Bürgern zugute kommen. So werde in Aichelberg ein neue Penny-Markt gebaut. „Die Begründung dafür lautet: gute Verkehrsanbindung und die Nähe zum Campingplatz Zell“, erläuterte Michael Schlecht.
Von einem kleinen Wohnmobilabstellplatz irgendwo in der hintersten Ecke Lenningens riet er dringend ab. „Wir wollen die Wohnmobilisten gezielt ansprechen, damit sie ein verlängertes Wochenende – gerne auch mehrere Tage unter der Woche – bei uns verbringen und eben nicht nur für eine Nacht auf der Durchreise sind“, warb der Schultes unermüdlich für seinen Vorschlag.
Unterstützung bekam er schließlich auch von Gunter Berger, Gemeinderat und Schopflocher Ortsvorsteher in Personalunion, auch wenn ihm der finanzielle Brocken ebenfalls schwer im Magen lag: „Wir könnten uns ein Stück weit helfen lassen – wo der richtige Platz wäre und wo er realisiert werden könnte. In Böhringen und Westerheim funktioniert es seit Jahren gut und eine Wertschöpfung wäre keine schlechte Sache.“
Nun doch nicht ganz im Regen stehen gelassen, sprach der Schultes davon, den skeptischen Räten eine Brücke zu bauen. „Wir können einen Fachmann ins Gremium einladen, und uns grob über die Sache informieren“, sagte er. Diese Idee gefiel Georg Zwingmann. „In der Zwischenzeit können wir uns überlegen, was wir zu diesem Thema konkret wissen wollen“, erklärte er. Dieser Meinung schlossen sich immer mehr Räte an, und so zog Michael Schlecht seinen Beschlussvorschlag zurück. Stattdessen entschied das Gremium einstimmig, einen Tourismusfachmann einzuladen. Zuvor wollen sie ihre Hausaufgaben machen und über die Thematik diskutieren. Ein Wunsch steht bereits fest: Der Referent muss eine erste Aussage über Flächenpotenziale treffen können.