Lenningen. „In früheren Jahren gab es immer mal wieder halbherzige Versuche, eine Chronik zu realisieren“, erzählt Wolfgang Tröscher. Der Gemeinderat hat in seiner Haushaltsrede 2010 darum gebeten, einen kleinen Betrag symbolisch einzustellen, damit das Ziel nicht gänzlich aus den Augen verloren wird.
Auch die Mitglieder des Förderkreises Schlössle in Oberlenningen befassten sich in regelmäßigen Abständen mit dem Thema Ortschronik. „Wir wären mit dieser Aufgabe aber überfordert“, sagt Gründungsmitglied Wolfgang Guse. Für den Förderkreis ist – wie der Name nahelegt – das Schlössle in Oberlenningen Dreh- und Angelpunkt, sei es nun in denkmalpflegerischer oder kultureller Hinsicht. „Wir unterstützen das Projekt Chronik ganz klar, aber eben auf einer anderen Ebene“, so Wolfgang Guse.
Gerhard Schneider, Lenningens einstiger Bürgermeister, liegt die Chronik quasi schon von Amts wegen am Herzen, zumal er der erste Bürgermeister der aus sieben Teilorten bestehenden neuen Gemeinde Lenningen war.
Für Gutenberg und Schopfloch ist das Thema Chronik erledigt, denn deren Bewohner sind schon vor Jahren aktiv geworden. Seit 1998 gibt es das Buch für Gutenberg und seit 2004 für Schopfloch. Auch die Historie des jungen Ortsteils Hochwang ist dokumentiert. Fehlen also noch Ober- und Unterlenningen, Brucken und Schlattstall, denn Krebsstein ist historisch mit Gutenberg verbunden und der Weiler Torfmoor mit Schopfloch.
Im Dezember 2010 startete der harte Kern der Chronikbefürworter einen weiteren Versuch. Immerhin 14 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und haben ihre Vorstellung eines Heimatbuchs vorgetragen. Schon im Februar fand das nächste Treffen statt, diesmal mit Kreisarchivar Manfred Waßner. Der konnte wertvolle Tipps geben und nannte als Richtschnur für die Realisierung fünf Jahre. In dieser Zeit soll ordentlich die Werbetrommel für das Projekt gerührt und vor allem sollen Spenden gesammelt werden. „Er legte uns nahe, speziell dafür einen Verein zu gründen“, sagt Gerhard Schneider.
Das personelle Grundkorsett des künftigen Vereins steht bereits, so es die Versammlung bestätigt: Erster Vorsitzender Gerhard Schneider, Zweiter Vorsitzender Wolfgang Guse, Kassenwart Wolfgang Tröscher sowie die Beisitzer Birgit Laubscher, Gerd Schmid, Karl Sigel und Bürgermeister Michael Schlecht. Wolfgang Tröscher, der sich als „Anschugger“ des Projekts bezeichnet, freut sich darüber, dass sich Alt-Bürgermeister Gerhard Schneider für den Vorsitz bereit erklärt hat.
Am kommenden Montag wird Manfred Waßner bei der Gründungsversammlung erklären, wie solch ein Werk wissenschaftlich aussehen soll, gleichzeitig aber auch für die Bevölkerung interessant und lesenswert ist. „Wir gehen im Moment von Kosten zwischen 100 000 und 120 000 Euro aus“, sagt der künftige Kassier. Das Finanzierungsmodell sieht vor, dass ein Drittel des Betrags die Gemeinde beisteuert, der Verein Spenden für das zweite Drittel sammelt und aus dem Verkauf der Restbetrag erwirtschaftet wird. „Das zu erreichen ist ein ehrgeiziges Ziel – das bedeutet, dass wir innerhalb von vier Jahren 40 000 Euro sammeln müssen, denn unser Wunsch ist es, dass die Chronik im Jahr 2015 unterm Christbaum liegt“, sagt Gerhard Schneider.
Die künftigen Vereinsmitglieder hoffen auf eine rege Unterstützung nicht nur vonseiten Handel und Gewerbe, sondern auch auf tatkräftige Hilfe der Vereine. Gerhard Schneider kann sich eine Art Wielandsteinfest vorstellen. Das fand einst aus Anlass der Renovierungsarbeiten an der Ruine statt. Dass gleich vier Teilgemeinden unter einen Hut zu bringen sind, sehen die Beteiligten nicht nur als Risiko. „Das kann auch ein Beitrag sein, dass die Ortsteile enger zusammenrücken“, hofft Wolfgang Tröscher, ebenso auf 100 Mitglieder im künftigen Förderverein.
Autoren für das Werk gibt es noch nicht, Vorstellungen über den Inhalt dagegen schon. Nicht fehlen dürfen Mittelalter, aber auch die Zeit von der Weimarer Republik bis zur Gegenwart. „Wir wollen Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und mit entsprechendem Bildmaterial arbeiten“, erklärt Wolfgang Guse. Der gebürtige Preuße lebt seit 44 Jahren im Lenninger Tal. Ihn interessiert die Geschichte seiner Wahlheimat und er will seinen Beitrag zum Gelingen des Werks leisten.
Als Herausgeber des Werks ist Manfred Waßner im Gespräch. Der riet auch dringend davon ab, für jeden Ortsteil ein eigenes Buch zu erstellen. „Das ist zum einen finanziell nicht tragfähig, zum andern unterscheidet sich die Geschichte der einzelnen Ortsteile nicht großartig, vieles ist identisch“, sagt Gerhard Schneider. Er hofft nun stark, dass sich die Lücke in den nächsten Jahren schließen lässt. „Die meisten Gemeinden rings um uns haben schon eine Chronik – das werden wir doch auch schaffen“, gibt sich der Altbürgermeister selbstbewusst.
Wolfgang Tröscher ist waschechter Lenninger und sieht sich als eine Art Integrationsfigur, denn der gebürtige Oberlenninger wohnt in Unterlenningen. „Irgendwann habe ich mich aufgefordert gefühlt, das Thema ins Rollen zu bringen. Ich habe die Initiative mit der Maßgabe gestartet: Was gibt sich, besteht Interesse oder nicht?“, sagt der Gemeinderat und ist mit dem Zwischenergebnis und der bevorstehenden Vereinsgründung zufrieden.
Am Montag, 23. Januar, findet um 19.30 Uhr im Feuerwehrhaus Lenningen die Gründungsversammlung Chronik Lenningen statt. Die Initiatoren freuen sich über jedes Mitglied und jede tatkräftige Unterstützung.