Björn Eckel arbeitet im Malerbetrieb Burkhardt – Förderung durch BBW Winnenden und Arbeitsagentur
Leuchtende Farben weisen den Weg

Es ist für alle ein Gewinn: Der Weilheimer Malerfachbetrieb Burkhardt hat mit seinem Malergesellen Björn Eckel eine weitere Fachkraft, und der hör- und sprachgehandicapte 22-Jährige eine Arbeitsstelle. Wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen haben die Arbeitsagentur Göppingen und das Berufsbildungswerk der Paulinenpflege Winnenden.

Weilheim. Er liebt helle leuchtende Farben und die Malerei. Das hat Björn Eckel beim Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) des Berufsbildungswerks (BBW) der Paulinenpflege Winnenden festgestellt. „Wir schauen während des BVJ in den Berufsfeldern Holz, Farbe, Metall und Garten nach den Neigungen unserer Schüler“, sagt BBW-Fachberater And­reas Schuck, zuständig für die berufliche Integration in Betrieb und Schule, kurz BIBS genannt. Björn Eckel mochte Pinsel und Farbe besonders gerne. „Das macht mir Spaß“, sagt er und ein Leuchten geht über sein Gesicht.

Während eines zweiwöchigen Praktikums im Rahmen des Berufsvorbereitungsjahres wurde die Berufsreife des jungen Mannes getestet. „Das hat gepasst“, sagt Andreas Schuck. Zunächst war daran gedacht, das BVJ zu verlängern. „Björn war ein fleißiger Schüler“, berichtet Reha-Beraterin Elke Wolber-Rothe von der Agentur-Geschäftsstelle Kirchheim. Doch als die Voraussetzungen für eine Berufsausbildung vorlagen, konnte der Holzmadener einen anderen Weg einschlagen, hatte er doch mit der erfolgreichen Beendigung des Berufsvorbereitungsjahres den Hauptschulabschluss in der Tasche.

In drei Jahren wurde er nach dem BVJ im Berufsbildungswerk zum Bau- und Metallmaler ausgebildet. In dieser Zeit besuchte Björn Eckel die Sonderberufsschule, musste zwar das zweite Ausbildungsjahr wiederholen, um die Zwischenprüfung zu schaffen, schloss dann jedoch die Fachwerkerausbildung zum Bau- und Metallmaler mit der Note zwei ab. „Er hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert“, freut sich Andreas Schuck von BIBS über die Entwicklung seines gehör- und sprachbehinderten Schützlings.

Am Ende seiner Fachwerkerlehre hatte der Holzmadener ein Praktikum bei der Weilheimer Firma Burkhardt absolviert. Dies bildete den Türöffner für seinen weiteren Werdegang. Aus den 14 Tagen wurden schließlich vier Wochen, an deren Ende Malermeister Karl Burkhardt, einer der beiden Geschäftsführer, sagte: „Der Kerle muss die Gesellenprüfung machen.“ Björn Eckel hängte an seine Ausbildung zum Bau- und Metallmaler ein viertes Lehrjahr beim Malerfachbetrieb Burkhardt an und besuchte in dieser Zeit im Block die Sonderberufsfachschule der BBW Winnenden. Auch in dieser Zeit begleitete ihn Andreas Schuck von BIBS und Reha-Beraterin Elke Wolber-Rothe. Die Arbeitsagentur Göppingen förderte, wie bereits zuvor das BVJ und die Fachwerkerausbildung, auch das vierte Lehrjahr bei Burkhardt.

Seit 1. September ist Björn Eckel Maler- und Lackierergeselle und zu Recht mächtig stolz darauf. „Die Kollegen unterstützen ihn, wir sind ein familiärer Betrieb“, sagt Karl Burkhardt, der seit Jahrzehnten gute Erfahrungen im inklusiven Bereich sammeln konnte und sich durch Vorurteile nicht beirren lässt. Der Arbeitsalltag beginnt auch für Björn Eckel um 7 Uhr und endet um 16.30 Uhr. Leistung zählt – das gilt für die Chefs wie für ihre 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Björn hat mittlerweile auch den Führerschein. Wir sind sehr zufrieden mit ihm und unsere Kundschaft auch. Er schafft zwar langsamer, aber sauber“, versichert der Geschäftsführer und erzählt gerne folgende Anekdote: „Der junge Mann ist nach Feierabend heimgefahren, steigt aus dem Bus aus und sieht an einem Haus in der Nähe Kollegen am Bau. Er geht hin und fragt, ob er ihnen helfen kann.“

Elke Wolber-Rothe bestätigt die Aussagen das Malermeisters: „Die Rückmeldungen waren immer positiv. Herr Eckel wurde als zuverlässig, motiviert und wissbegierig beschrieben.“ Rainer Lippmann, Teamleiter des Reha-Teams bei der Arbeitsagentur Göppingen, sieht in der Maßnahme nicht nur einen Beitrag zur Inklusion, sondern auch ebenso zur Fachkräftesicherung. „Es war die richtige Entscheidung. Das Geld ist gut investiert“, weiß er. Das sieht auch Andreas Schuck so: „Björn hat sich stetig weiterentwickelt.“

Für den jungen Mann, der 1990 mit einem fehlgebildeten Kiefer zur Welt gekommen war und im vierten Lebensjahr in einer spektakulären Operation im Marienhospital vor dem Erstickungstod gerettet werden konnte, war es ein weiter und beschwerlicher Weg bis zu seinem Berufseinstieg. Doch dank seines Ehrgeizes und der aktuellen Fördermöglichkeiten gelang das, was die Engländer eine Win-win-Situation nennen.