Bundesverdienstkreuz für Gotthilf Fischer – Engagement im Urweltsteinbruch
Liebe zu Versteinerungen

Für seinen unermüdlichen Einsatz für den Erhalt bedeutender Zeugnisse der Urgeschichte im Urweltsteinbruch Holzmaden, wurde Gotthilf Fischer von Landrat Heinz Eininger gestern mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Holzmaden. „Dir, lieber Gotthilf, ist es mit zu verdanken, dass wir auch heute noch einen Blick in eine Zeit werfen können, in der eine ganz andere Artenvielfalt den Planeten bewohnte“, erklärte Eugen Arnold, Zweiter Vorsitzender des Vereins „Urweltsteinbruch Holzmaden“ bei der Feierstunde in der Holzmadener Gemeindehalle. „Damit hast du der Öffentlichkeit und vor allem der Jugend die Welt der Fossilien und den Aufbau der Schwäbischen Alb erschlossen.“ Als langjährigem Freund Fischers war es Arnold eine besondere Freude, die Glückwünsche des Kuratoriums und des Vorstands zu überbringen.

Landrat Heinz Eininger überreichte Gotthilf Fischer das Bundesverdienstkreuz am Bande im Namen von Bundespräsident Gauck und im Auftrag des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried ­Kretschmann. Diese Ehrung werde Menschen zuteil, die sich „in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben“, sagte Eininger. Fischer habe sich unter großem persönlichem und finanziellem Einsatz der Bergung, Präparation und dem Erhalt von Urweltfossilien verschrieben. „Dabei hat er sich nicht nur der Wissenschaft, sondern auch einer breiten Bevölkerungsschicht zugewandt und geholfen, die Fossilienfunde aus dem Schiefersteinbruch in Holzmaden weltweit bekannt zu machen“, erläuterte der Landrat weiter.

Fischer war maßgeblich an der Erfolgsgeschichte des Urweltsteinbruchs beteiligt. Im August 1981 wurde auf seine Initiative hin der Verein „Urweltsteinbruch Holzmaden“ gegründet, dessen Vorsitzender Fischer bis heute ist. Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und öffentliche Förderung konnte 1988 mit dem Bau des Lehrsteinbruchs und des Klopfsteinplatzes begonnen werden. 1998 erfolgte die Eröffnung des Museums- und Empfangsgebäudes. Zahlreichen Schulklassen, Sammlern und Fachwissenschaftlern sei der Urweltsteinbruch mittlerweile ein Begriff und beliebtes Ausflugsziel, auch über die Region hinaus, so der Landrat. Viele der Exponate des Vereins fänden ihren Weg in Sonderausstellungen in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland.

Holzmadens Bürgermeister Jürgen Riehle betonte die Begeisterung und Fachkompetenz, mit der Gotthilf Fischer seine Besucher durch den Schiefersteinbruch führe. „Nicht selten kommt hinterher von den Gästen die Frage: War das ein Professor?“, so Riehle. Gerne erinnert sich der Bürgermeister auch an die Zusammenarbeit bei Kunstausstellungen, für die Fischer unbürokratisch und unkompliziert sein Museum zur Verfügung stellte. In diesem Zusammenhang erheiterte Riehle die Gäste auch mit einer Anekdote: „Im Sommer hat einmal sein Telefon geläutet, als er gerade bei mir saß“, erinnert er sich. Der Anrufer – ein Schweizer – hatte offenbar Schwierigkeiten, einen Termin für seine Gruppe auszumachen. „Geistesgegenwärtig reichte Fischer mit den Worten ‚Moment, ich übergebe an meinen Mitarbeiter‘ an mich weiter, damit ich das übernehme“, sagte Riehle schmunzelnd.

Besondere Erwähnung fand dabei auch Fischers Ehefrau Friedel, die ihrem Mann immer Hilfe und Stütze war. „Ohne die Unterstützung der Familie ist so ein unermüdliches Engagement selten möglich. Der Verdienstorden ist deshalb immer auch eine Auszeichnung für das Umfeld“, hob der Landrat hervor. „Mindestens eine Zacke des Ordens ist daher auch der Verdienst ihrer Frau.“

Gotthilf Fischer selbst wollte gar nicht so viel Aufhebens um sich machen und zeigte sich bescheiden. Die große Bedeutung seines Tuns sei ihm erst mit der Zeit so richtig klar gewesen. „Mir ist eine große Ehre zuteil geworden. Mein Wunsch für die Zukunft ist es, zum Wohl der Allgemeinheit und der Jugend den eingeschlagenen Weg weiterzugehen“, erklärte der 82-Jährige.

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Männerchor Aichwald, der dem Geehrten auf persönlichen Wunsch mit dem Lied „Es löscht das Meer die Sonne aus“ eine besondere Freude bereitete. „Dafür bekommt ihr von mir eine Versteinerung für euer Vereinsheim“, versprach Fischer den Sängern und dankte den zahlreichen Freunden, Unterstützern und Mitstreitern die gekommen waren, um der Verleihung beizuwohnen.