Kirchheim. Unter sich waren die Männer immerhin auf der Bühne, als Bertram Schattel mit dem männlichen Teil seiner Gesangsklasse und dem Chor „Männersache“ ins Ludwig-Uhland-Gymnasium eingeladen hatte. Die anfangs als eher intimes Schülervorspiel gedachte Veranstaltung zog jedoch so viel Publikum an, dass es nichts wurde mit dem Singen im vertrauten Rahmen. Im Gegenteil: Die Wand zum neuen Musiksaal musste geöffnet werden und konfrontierte die jungen Sänger nun gleich mit einer mächtigen Zuschauerschar.
Daher begrüßten die Fünft- bis Siebtklässler von der „Männersache“ das Publikum eingangs noch etwas schüchtern swingend, bald jedoch schon flockig schnipsend. Der junge Chor, der in den Unterricht des Gymnasiums integriert ist, jedoch vom Musikschullehrer Bertram Schattel mit großem Engagement geleitet wird, wächst beständig. So erklang das zweite Lied, ein Kanon, gleich mit imposanter Fülle aus zahlreichen Knabenkehlen.
Bertram Schattel, ein Kenner aller Klippen rund um die Knaben- und Männerstimme, plauderte zwischendrin fröhlich aus dem Nähkästchen. Er verriet dem Publikum, dass der „Mann“ im Stimmbruch durchaus singen solle, und widerlegte das alte Vorurteil, dass Männer nicht singen könnten, mit jedem einzelnen Beitrag des Abends, einige davon aus eigener Feder. Zwar sangen die Jungs als Nächstes „Männer treffen keinen Ton, Männer sind total aphon“ im Megahit „Go West“, aber dies eher zur Belustigung des Publikums.
Reine Männerstimmen setzten das Programm fort, als Schattel die etwas älteren Schüler aus seiner Gesangsklasse auf die Bühne holte und ein Spiritual sowie den technisch anspruchsvollen „Java Jive“ singen ließ. Mit Verweis darauf, dass das Erwachsenwerden nicht nur mit dem Abschied von der Knabenstimme, sondern auch mit der Suche nach dem weiblichen Pendant einhergehe, leitete der Chorleiter auf das bekannte und zu Herzen gehende „Goodnight Sweetheart“ über.
Während die musikalische Begleitung dieser Chorlieder sicher in den Händen einer aus Musikschülern zusammengesetzten Band an Drums, E-Bass, Klavier und Saxofon ruhte, wechselte nun die Instrumentalbesetzung komplett. Für die Kantate „Fuchs und Hahn“ orderte Bertram Schattel Lehrer und Schüler von LUG und Musikschule an Violine, Cello, Oboe, Querflöte und Bassklarinette. Das zwischen Orchester und Chor dialogisch angelegte Stück, getextet von Manfred Bayer, komponiert von Bertram Schattel, erzählt frei nach der Fabel Äsops einerseits vom singenden Hahn, andererseits vom lügenden Fuchs. Hierbei brillierten Sänger und Instrumentalisten gleichermaßen und wurden mit stürmischem Applaus belohnt. Ein letztes (Lob-)Lied auf die Männerstimme setzte den Schlusspunkt des Konzerts.
Doch der Abend konnte nicht ganz ohne weibliche Beteiligung bleiben, das sah Bertram Schattel zwischenzeitlich ein, denn er bat Anna-Maria Wilke auf die Bühne, die mit Christian Dieterich hingebungsvoll das Liebeslied „Can’t help falling in love“ vortrug. Bislang vokal der Männerrunde treu geblieben, musste Schattel nun zugeben, was jeder Zuhörer bereits wusste: „Ohne Frauen geht es halt doch nicht“ – und so eindrucksvoll die Männerstimmen auch klangen, mit dem Duett war dieser Beweis erbracht.sw