Basketball

Bayer macht Kopfschmerz

Basketball Die leichtfertig vergebene Chance gegen Leverkusen ist nicht das Ende der Kirchheimer Play-off-Hoffnungen. Einfacher dürfte es in den nächsten Wochen allerdings kaum werden, ein Spiel zu gewinnen. Von Bernd Köble

Keine Berührungsängste: Von Furcht vor dem Coronavirus war am Samstag in der Sporthalle Stadtmitte wenig zu spüren.Foto: Tanja S
Keine Berührungsängste: Von Furcht vor dem Coronavirus war am Samstag in der Sporthalle Stadtmitte wenig zu spüren.Foto: Tanja Spindler

An und für sich hat Daniel Zirn ja ein Näschen für das passende Timing. Das Publikum anstacheln, wenn es die Mannschaft am nötigsten hat, kreativ sein im Kampf gegen beginnende Lethargie auf den Rängen - das gehört zu seinem Job. Diesmal allerdings hatte sich Kirchheims Hallensprecher verrechnet. Stehen bleiben und klatschen bis zum ersten Korberfolg, so lautete die Regieanweisung am Samstag gleich beim Auftakt zum Heimspiel der Knights gegen Leverkusen. Blöd nur: Nach fast drei Minuten standen die Fans noch immer und patschten leicht gequält in zunehmend gut durchblutete Hände. Dann endlich erlöste Mitch Hahn die Seinen. Das erste Viertel ging mit 21:14 an die Gäste.

Ein wieder mal verschlafener Start und Nervenflattern in der Crunchtime - vereinfacht gesagt waren das die Hauptgründe, dass es im vielleicht wichtigsten Duell im Kampf um einen Play-off-Platz am Samstag nicht gereicht hat. Ein dritter ließe sich im erneut krachend verlorenen Rebound-Vergleich suchen, der mit 37:25 an die Bayer-Riesen ging. Obwohl bei den Giants mit Dennis Heinzmann der Zonen-Dominator fehlte, schrumpften die beiden Kirchheimer Türme Keith Rendlemann und Andreas Kronhardt an diesem Abend auf Zwergenmaß. Einziger Trost: Till Pape zeigte Größe und wurde mit 18 Punkten und acht Rebounds zum besten Kirchheimer. Dem 22-Jährigen hätte man gegen die Leverkusener Zonenverteidigung allerdings mehr Unterstützung von seinen Nebenleuten gewünscht. Ein letzter Punkt: Jalan McCloud war selten wertvoller als am Samstag, nur eben nicht da. So nachvollziehbar die Gründe für die vorübergehende Suspendierung des 24-Jährigen gewesen sein mochten, wohl manch einer dürfte sich heimlich gewünscht haben, der Amerikaner hätte sich seine Trainingskapriolen erst in der Woche darauf erlaubt. Am Freitag ist McCloud wieder mit an Bord und für Geschäftsführer Chris Schmidt die Sache damit aus der Welt.

Headcoach David Rösch macht keinen Hehl daraus, dass ihn vor den Aufgaben gegen Heidelberg, Chemnitz und Bremerhaven die zwei verschenkten Punkte mächtig ärgern. „Wir waren zu Beginn viel zu passiv“, meint Rösch, der aus der 77:84-Niederlage dennoch viel Positives mitnimmt, wie er sagt. „Wir haben uns gegen einen starken Gegner gesteigert und gut verteidigt“, sagt er. „Dass wir uns zum Schluss durch Ballverluste um den Lohn gebracht haben, ist ärgerlich.“ Einen Vorwurf macht er seiner Mannschaft nicht. Im Gegenteil: „Die Jungs haben in der Woche vor dem Spiel extrem gut gearbeitet. Darauf können wir weiter aufbauen.“

Möglich ist noch immer alles. Von Platz elf bis zum Tabellensechsten Paderborn sind es nur zwei Punkte. Allerdings sind die Westfalen mit einem Spiel in Rückstand und haben einen Mann wie Kendale McCullum in ihren Reihen, der zurzeit in einer eigenen Liga spielt. Beim 101:95-Sieg am Sonntag in Rostock setzte der Point Guard das Glanzlicht am 27. Spieltag: Mit 27 Punkten, 13 Assists und neun Rebounds bei 42 Effektivitätspunkten schrammte der 23-Jährige nur haarscharf an seinem zweiten Triple Double in dieser Saison vorbei. Vergleichbares sucht man in der Pro A vergeblich.

Für die Ritter geht es nun Schlag auf Schlag. Am Freitag setzt der Heidelberger Höhenflug zur Zwischenlandung in der Sporthalle Stadtmitte an. Zwei Tage später wartet mit Chemnitz ein Gegner, der - hätte es den Ausrutscher am dritten Spieltag in Trier nicht gegeben - als unschlagbar gälte. Um den Kirchheimer Vorteil in diesem Spiel zu beschreiben, genügen Chris Schmidt zwei Worte: null Druck.

Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders. Von Angst vor dem Coronavirus war in der Kirchheimer Halle am Samstag wenig zu spüren. Bis auf das finale Abklatsch-Zeremoniell mit den Fans, das ersatzlos gestrichen wurde, war alles wie immer. Ob das so bleibt, weiß keiner. Spender mit Hand-Desinfektionsmittel für Besucher in der Halle sind inzwischen bestellt. Alles Weitere werden andere entscheiden müssen.

Schwere Hypothek im Abstiegskampf

Die Artland Dragons müssen in der entscheidenden Schlussphase der Saison gleich auf zwei ihrer Besten verzichten. In der Faschingswoche entließen die Drachen zunächst Flügelspieler Malik Dunbar fristlos. Wie inzwischen durchsickerte, soll sich der Amerikaner im Training eine Prügelei mit seinem Teamkollegen Robert Oehle geliefert haben.

Vor dem Wochenende gab der Klub zudem bekannt, dass Spielmacher Pierre Bland aus dringenden privaten Gründen in die USA gereist sei. Wann und ob der Point Guard zurückkehren wird, ist völlig unklar. Bland war mit durschschnittlich zwölf Punkten und 4,1 Assists eine zentrale Stütze. Dasselbe gilt für Dunbar, der bis dahin 14 Punkte und 5,2 Rebounds beigesteuert hatte. Am vergangenen Wochenende ließen sich die Drachen von all dem nichts anmerken: Beim 98:92-Heimsieg gegen Nürnberg boten die Drachen einen ihrer stärksten Auftritte bisher.bk