Basketball

Das doppelte Comeback

Basketball Die Knights sind wieder ein Kandidat für die Play-offs und Tim Koch eine Option für die Mannschaft. Beides könnte ein gutes Omen sein. Von Bernd Köble

„Froh, dass es endlich vorbei ist“ - Tim Koch hat sich am Samstag in Hanau nach monatelanger Verletzungspause zum Dienst zurückg
„Froh, dass es endlich vorbei ist“ - Tim Koch hat sich am Samstag in Hanau nach monatelanger Verletzungspause zum Dienst zurückgemeldet.Foto: Markus Brändli

Die angenehmen Seiten im Leben muss man sich verdienen. Als sich Mauricio Parra und Georg Kempf gestern Abend in Tübingen zum gemeinsamen Abendessen trafen, war klar, wer am Ende bezahlt. Der Kirchheimer Sieg gegen Karlsruhe liegt zwar schon mehr als zwei Wochen zurück, doch Kempf ist ein Mann, der Wort hält. Die Einladung für seinen Freund und Kirchheimer Trainerkollegen als Dankeschön für vorausgegangene Dienste im Mehrkampf um den letzten Play-off-Platz in der Pro A könnte nach dem Wochenende erneuert werden. Wer weiß, vielleicht ließen sich dort, wo die beiden gestern Abend tafelten, schon zwei Plätze reservieren.

Parra jedenfalls hat seit Samstag gute Gründe, sich in Kürze gegebenenfalls zu revanchieren. Gelänge seiner Mannschaft am Samstag der Coup gegen Hagen und bedankten sich die punktgleichen Tübinger am selben Abend mit einem Heimsieg gegen Karlsruhe, dann stünde Kirchheim zum ersten Mal seit vielen Wochen als Tabellenachter wieder auf einem Play-off-Platz. Wer hätte das gedacht? Dass nun eintreten könnte, woran nicht viele mehr geglaubt hatten, ist Glück und einem Basketball-Lehrstück im Fach Effizienz zu verdanken. Im üblichen Sportler-Sprech nennt man das nüchtern einen Arbeitssieg. Ein Basketball-Leckerbissen war schon der Heimerfolg gegen Schalke nicht - der am Samstag in Hanau noch viel weniger. Doch die Knights haben getan, worauf es ankommt, und das machen sie im Moment zuverlässig.

Graf mit Fieber, Rockmann mit Mageninfekt und Keith Rendleman mit dick bandagiertem Knöchel - drei von elf Rittern fielen am Samstag quasi aus dem Krankenbett direkt auf den Court. Gegen den verunsicherten Abstiegskandidaten, für den Glanzstarts seit Wochen dazu da sind, rückstandslos zu verpuffen, genügte das spätestens nach der Pause. Im Duell zweier Defensivmannschaften entpuppten sich die Gäste aus Kirchheim nicht zum ersten Mal als die variablere. „Wir haben nicht schlecht gespielt, wir haben nur schlecht getroffen. Das ist ein Unterschied“, klärt Knights-Coach Mauricio Parra auf, und sein Hanauer Kollege Simon Cote musste einsehen: „Kirchheim hat eine sehr gute Defense gespielt. Allerdings haben wir ihnen im Angriff 15 Extraversuche gegeben, die sie genutzt haben.“ Am Ende standen die Hanauer bei drei Offensiv-Rebounds im gesamten Spiel. So etwas ist selten.

Denkwürdig war der Trip ins Hessische auch aus anderem Grund: Nach gespielten vier Minuten und 17 Sekunden war die Leidenszeit von Tim Koch beendet. Gut vier Minuten später erzielte Kirchheims lange verletzter Forward per Korbleger seine ersten beiden Punkte seit dem 20. Oktober, im Heimspiel gegen Rostock. Ein Comeback, zu dem sich Koch am Donnerstag in Absprache mit Ärzten kurzfristig entschlossen hatte, nachdem es die Woche zuvor noch geheißen hatte, seine Rückkehr sei keine Option. „Ich habe den Abend sehr genossen“, sagt der 30-Jährige erleichtert, „auch, wenn es noch dauern wird, bis ich mir Dinge zutraue, die ich vorher im Schlaf gemacht habe.“ Mit Kochs freiem Dreier zum 36:36 - dem erstmaligen Ausgleich im dritten Viertel - steckte für die Knights der Schlüssel im Schloss. Als Türöffner betätigte sich anschließend Phillip Daubner mit einer 86-prozentigen Quote aus dem Feld, darunter vier Dreier zur rechten Zeit.

Die Hoffnung lebt. Mit Tübinger Hilfe und einer Wiederholung des Hinspiel-Erfolgs gegen Hagen am kommenden Samstag haben die Knights den Einzug in die Finalrunde wieder selbst in der Hand. Auch wenn der Trainer weiß: „Hagen wird eine ganz andere Hausnummer.“ Statistisch gesehen verfügt der Traditionsklub über mehr individuelle Klasse als die Ritter. „Unser Wille und Kampfgeist zu Hause sind ein großes Plus“, entgegnet Parra. „Und wenn das Publikum on fire ist, dann schaffen wir das.“

Von Hanau live nach Quakenbrück

Auf dem Hosenboden in der Hanauer Halle haben die Knights nach Spielende am Samstag die dramatische Schlussphase im Spiel der Artland Dragons gegen Play-off-Konkurrent Tübingen am Handy mitverfolgt. Weil das Spiel der Kirchheimer gegen Hanau bereits um 19 Uhr begonnen hatte, blieb danach Zeit, die Entscheidung in Quakenbrück live mitzuverfolgen. Nach Jannes Hundts Dreier elf Sekunden vor dem Ende und zwei sicher verwandelten Freiwürfen zum 98:94 für die Dragons durften die Knights zum zweiten Mal an diesem Abend jubeln.

Mauricio Parra erfuhr vom Spielausgang im Artland erst nach der Pressekonferenz. „Es ist genau das eingetreten, was wir uns erhofft haben“, sagt Kirchheims Trainer zur Tübinger Niederlage, die den Knights den Sprung auf Platz zehn und damit ein Finale am Samstag gegen Hagen ermöglichte.bk