Basketball

Der Glaube versetzt Berge vor dem Fest

Basketball Der Erfolg der Knights in Karlsruhe hat wenig mit Glück zu tun. Er ist der vorerst letzte Teil einer Entwicklung, die sich vor Wochen angedeutet hat. Von Bernd Köble

Abgang mit Applaus: Tim Koch (vorne) genoss den Abend in Karlsruhe sichtlich.Foto: Tanja Spindler
Abgang mit Applaus: Tim Koch (vorne) genoss den Abend in Karlsruhe sichtlich.Foto: Tanja Spindler

Glaube macht stark - nicht nur so kurz vor Weihnachten. Dabei ist Anton Mirolybov verglichen mit seinem Kollegen Michael Mai der eher weltliche Typ. Auch wenn ein Kirchgang mit der Familie an Heiligabend bei ihm als festes Ritual verankert ist und sich daran auch in diesem Jahr nichts ändern wird. Glaubt man dem Finnen, dann hat der Glaube am Samstag sprichwörtlich Berge versetzt. Ganz ohne höhere Macht. Das Vertrauen in die eigene Kraft genügte wohl, um ein Spiel zu gewinnen, das bereits so gut wie verloren schien. „Wir haben zusammengehalten und an den Sieg geglaubt“, gab der Coach hinterher zu Protokoll. „Das war der Schlüssel.“

Nüchterner betrachtet ließe sich der Erfolg in Karlsruhe mit seinen sieben kuriosen Schlussminuten in eine einzige Zahl fassen: 47 Prozent Dreierquote. Ein Wert, den die Ritter in dieser Saison bis dahin nicht einmal annähernd erreicht hatten. Das größte Kirchheimer Manko plötzlich das Erfolgsrezept, und Mirolybov musste gestehen: „Auf diesen Tag habe ich lange gewartet.“

Tage wie diese gibt es immer wieder im Sport, das weiß man. Allein von Glück zu reden, würde dem Abend dennoch nicht gerecht. Der Sieg gegen den Tabellenvierten war einer mit langem Anlauf. Ein Durchbruch, der sich abgezeichnet hatte. In Hamburg waren die Knights nah dran, gegen Vechta vor einer Woche noch näher. Das Selbstvertrauen kam schleichend. Ein Wandel, der sich am eindrücklichsten an einer Person festmachen lässt: Tim Koch wirkt seit dem Heimspiel gegen Vechta wie von einer Zentnerlast befreit. Das höhere Tempo, die schnellere Ballbewegung, der Extra-Pass, der den freien Mann findet. Der Scharfschütze vom Dienst bekommt plötzlich offene Würfe - und er nutzt sie. „Am Selbstvertrauen kann man nicht wirklich arbeiten“, meint Koch. „Irgendwann platzt eben der Knoten.“ So wie am Samstag. Sechs von acht jenseits der Linie - Sein Abgang unter dem Applaus der Kollegen nach einer Galavorstellung glich einem Akt der Befreiung. Ein Moment der vergessen ließ, dass er und seine Kollegen wieder einmal kurz davor standen, sich für ein gutes Spiel nicht zu belohnen.

Nicht mehr die gleichen Fehler

Es gab nicht nur die Schlussphase, in denen die Knights diesmal alles richtig machten. Es gab auch ein drittes Viertel, in dem sich verschenkte Offensiv-Rebounds und überhastete Distanzwürfe aneinander reihten. Eine Phase, die zeigte, wie schnell sich gegen eines der offensivstärksten Teams der Liga das Blatt wenden kann. „Wir machen nach wie vor Fehler“, räumt Mirolybov ein. „Aber wir machen immer seltener die gleichen.“ Ein Aspekt, der wohl auch für den Gegner überraschend kam. „Wir waren eigentlich gut vorbereitet und wussten, dass Koch und Allen gute Dreierschützen sind“, gesteht Kirchheims Ex-Coach Michael Mai. „Wenn du einem Spieler wie Tim Selbstvertrauen gibst, dann passiert eben das, was passiert ist.“ Am Ende konnte der Aufsteiger mit einer „bittersüßen Niederlage“ offenbar leben. „Ich verliere lieber gegen Kirchheim als gegen irgend jemand anderen,“ meinte Michael Mai.

Für die Liga geht es ohne Pause weiter. Nach dem Heimspiel am Freitag gegen Ehingen erwarten bereits am 27. Dezember die Hanauer White Wings den Gegner aus Kirchheim. Nicht nur für die Knights bedeutet das: An beiden Weihnachtstagen wird trainiert. Der Großteil der Klubs sprach sich für ein Spiel direkt nach den Feiertagen aus. Am Samstag in Karlsruhe äußerten beide Trainer dafür wenig Verständnis. Anton Mirolybov meint: „Dadurch wird Weihnachten zu einem ganz normalen Wochenende.“