Basketball

Der Mann für die Statistiker

Basketball Die Knights verpflichten mit dem 23-jährigen Ex-Hagener Kyle Leufroy einen der auffälligsten Spieler der vergangenen Saison in der Pro A. Von Bernd Köble

Mit 23 Jahren schon ein ganz Großer auf dem Court: Kyle Leufroy war in der vergangenen Saison in der Pro A eine verlässliche Grö
Mit 23 Jahren schon ein ganz Großer auf dem Court: Kyle Leufroy war in der vergangenen Saison in der Pro A eine verlässliche Größe bei Phönix Hagen.Foto: Michael Kleinrensing

Kämpfertypen, Arbeiter, Teamplayer - aber eben kein echter Scorer. War dies der einzige Einwand gegen die seitherige Personalplanung der Knights auf den Guard-Positionen, so dürften die kritischen Stimmen seit gestern verstummt sein. Mit Kyle Leufroy haben Kirchheims Zweitliga-Basketballer einen Mann an Land gezogen, der alles mitbringt, was sich ein Trainer wünscht: eine mannschaftsdienliche Spielweise und eine hohe Effizienz, aus der bärenstarke Statistikwerte resultieren (siehe Info). „Kyle ist ein herausragender Schütze“, urteilt sein neuer Coach Igor Perovic. „Er wird uns aber auch in der Spiel­organisation weiterhelfen.“

Im Trikot von Phönix Hagen erkämpfte sich der 23-Jährige in seinem ersten Profijahr nach dem College auf Anhieb einen Stammplatz beim deutschen Traditionsklub. Leufroy stand bei den Feuervögeln im Schnitt mehr als 25 Minuten auf dem Parkett, legte dabei 14,5 Punkte und 3,4 Rebounds auf. Am Ende fiel er bei den Westfalen einer neuen Rollenverteilung zum Opfer. Ende Juli verpflichteten die Hagener mit Jermaine Bishop einen Guard, der sich auf der Spielmacherposition genauso wohl fühlt wie auf der Zwei. Leufroy gilt eher als klassischer Shooting Guard, auch wenn Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt betont, der neue Mann werde in Kirchheim auf allen Guard-Positionen zum Einsatz kommen. Wohl schon allein deshalb, weil Nico Brauner nach seinem Mittelfußbruch voraussichtlich bis Dezember ausfallen wird. Damit wäre Igor Perovics Mus­terschüler Karlo Miksic vorerst die einzig echte Option als Point Guard gewesen. Ein 22-Jähriger, dem großes Potenzial beschei­nigt wird, der bisher aber nur über Erfahrung in der Pro B verfügt. Die Knights sind derzeit auf der Suche nach einer zusätzlichen Alternative. Einem jungen Spieler, der in der Lage sein soll, für ein paar Minuten für Entlastung im Spielaufbau zu sorgen.

Leufroy soll nun also die Offensivkraft liefern, die bisher im Backcourt noch vermisst wurde. Einer, der dennoch nicht nur auf die eigenen Statistiken schaut. „Alles, was er macht, ist überlegt und souverän“, nennt Chris Schmidt einen der Gründe, weshalb man den 23-Jährigen „von Beginn an auf dem Zettel hatte.“ Seine neue Rolle wird Leufroy allerdings auch bei den Knights erst finden müssen. In Hagen profitierte der Amerikaner zuletzt stark von den Freiräumen, die ihm ein Spielmacher wie Jonathan Octeus verschaffte. Auf diese Weise entwickelte sich der Mann von der Lehigh University in Pennsylvania innerhalb weniger Monate vom Rookie zum Topscorer.

Phönix-Geschäftsführer Patrick Seidel hält auf seinen ehemaligen Schützling nicht nur charakterlich große Stücke: „Er verkörpert einen gesunden Mix aus Selbstkritik und Selbstvertrauen“, sagt Seidel und meint: „Kirchheim wird von seinem ersten Jahr in Hagen ganz sicher profitieren.“

Willkommen im „50-40-90-Club“

Eine Ehre, die nicht vielen Basketballern zuteil wird, ist eine Mitgliedschaft in dem, was die Amerikaner als den „50-40-90-Club“ bezeichnen. Dazu gehört, wer über 50 Prozent aller Zwei-Punkte-Würfe, über 40 Prozent Dreier und über 90 Prozent seiner Freiwürfe trifft. Das Ganze wohlgemerkt nicht an einem Ausnahmetag, sondern über eine komplette Saison hinweg.

In der amerikanischen Profiliga NBA ist dieses Kunststück seit 1980 nur acht Akteuren gelungen. Darunter Spielerlegenden wie Dirk Nowitzki, Steve Nash oder Stephen Curry. Seit dem Frühjahr darf sich auch Kirchheims Neuzugang Kyle Leufroy zu diesem elitären Kreis zählen. Im Trikot von Phönix Hagen gelangen dem erst 23-jährigen Rookie in seiner ersten Saison im Ausland 51,9 Prozent Zweier, 42,4 Prozent Dreier und eine unglaubliche Freiwurfquote von 94,5 Prozent.tb