Basketball

Der Sturz aus maximaler Höhe

Basketball Nach dem Coup in Heidelberg das Debakel in Hagen: Die 70:103-Niederlage der Knights beim Schlusslicht gleicht einem Rückfall in alte Zeiten. Von Bernd Köble

Eine Szene, die Bände spricht: Hagens „Maskenmann“ Javon Baumann ballt die Faust nach einer gelungenen Aktion, Andreas Kronhardt und Jalan McCloud schauen teilnahmslos weg. Foto: Jörg Laube

Im Naturkundemuseum in Stuttgart gibt es so einiges zu bestaunen: das Gerippe eines Mammuts oder einen Flugsaurier auf Beutezug. Den Phönix findet man dort nicht, was nicht nur leicht erklärbar ist, sondern auch gut so, zumindest wenn man Mauricio Parra heißt. Unter den Schwingen des Feuervogels aus der antiken Mythologie hätten Kirchheims Basketballcoach und die Seinen beim Familienausflug am Sonntag vermutlich arg gelitten. Nach dem 70:103-Debakel gegen bis dahin heimsieglose Phönixe aus Hagen war für weitere Auferstehungs-Symbolik in Parras Gedankenwelt kein Platz mehr. Dabei sind es doch seine Jungs, die aus der Glut zuvor emporgestiegen waren, um dann am Samstag mit gestutzten Flügeln in Sack und Asche zu gehen.

Knights-Geschäftsführerin Bettina Schmauder nennt es einen „Rückfall in alte Zeiten“, die man nach zwei Siegen in Folge bereits überwunden zu haben glaubte, der Trainer musste erleben, wie seine Mannschaft vom Tabellen-Schlusslicht „regelrecht zerlegt“ wurde, und wieder anderen fehlten am Ende schlicht die Worte. 30:46 Rebounds, eine Wurfquote von 32 Prozent, das unterbot selbst die dürftige Marke aus dem Leverkusen-Spiel, die am unteren Rand bisher als Referenz galt. Auch Topscorer Jalan McCloud machte da keine Ausnahme: Ein einziger Korberfolg bei 13 Versuchen aus dem Feld, so etwas sieht man beim kleinen Amerikaner selten.

Schwache Defensive, glücklose Offensive - entweder oder. Das galt bisher in schlechten Spielen als Regel. Seit Samstag kennt man eine weitere Option: sowohl als auch. Die halbherzigen Defensivbemühungen, die dem Gegner bereits zum dritten Mal in dieser Saison einen dreistelligen Punkterfolg ermöglichten, stimmen Parra allerdings weit nachdenklicher als die magere Wurfausbeute. Die fehlende Entschlossenheit im Eins-gegen-Eins, „darüber werden wir reden müssen“, sagt der Coach.

Allerdings erst am Donnerstag, denn bis dahin hat die Mannschaft offiziell frei. Ein seit Längerem ausgehandelter Kurzurlaub, den der Trainer angesichts des bevorstehenden spielfreien Wochenendes auch nach dem Samstag nicht mehr kippen wollte. Freie Zeit, die vor allem einem willkommen sein dürfte: Till Pape fuhr von Hagen direkt weiter mit der Familie in seine Heimatstadt Paderborn. Dort steht für ihn heute ein Arzttermin im Kalender. Am Samstag musste der 21-Jährige, der gut gestartet war, nach einem Zweikampf mit Knieschmerzen vom Feld. „Im Moment deutet vieles auf eine harmlose Prellung hin“, sagt sein Trainer. „Trotzdem wollen wir sichergehen.“

Parra, der dem schwachen Saisonstart vor Wochen noch mit Härte begegnete, zeigt sich überraschend nachsichtig: „Wir haben sieben gute Spiele mit drei Siegen hinter uns“, meint er. „Deshalb kann man jetzt nicht alles, was vorher gut war, schlechtreden.“ Dass der Traditionsklub aus Hagen nicht hingehört, wo er im Moment steht, darüber sind sich fast alle Fachleute einig. Doch Gleiches wird von fast allen Mannschaften behauptet, die in der Tabelle im Moment weit unten stehen.

Erst die Pause, dann der Stress

Das bevorstehende spielfreie Wochenende stößt bei Klubs und Trainern in der Pro A auf Kritik. Die Verschnaufpause ist teuer erkauft, denn anschließend erwartet die Mannschaften eine Englische Woche mit drei Spielen innerhalb von sieben Tagen. Glück für die Knights: Die Reisekilometer unter der Woche halten sich in Grenzen. Nach dem Heimspiel am 7. Dezember gegen Ehingen erwartet am darauffolgenden Mittwoch Gegner Tübingen die Ritter, bevor es dann am Wochenende nach Rostock geht.

Keinerlei Verständnis zeigt Knights-Coach Mauricio Parra für die Terminplanung. „In der BBL hat man es auch geschafft, den Spielplan zu ändern“, sagt Parra. Das kommende Wochenende war vom DBB zu Saisonbeginn als Länderspieltermin reserviert worden. Nachdem der Termin nicht benötigt wurde, hat die BBL ihren Spielplan angepasst, die zweite Liga behielt die Pause bei. Für viele deshalb unverständlich, da in der Pro A vier Spieltage mehr als zuletzt im Programm stehen, weil in diesem Jahr 17 statt der üblichen 16 Mannschaften dort vertreten sind. bk