Basketball

Die Angst vor dem großen Mann

Basketball Die Knights schaffen es nicht, sich in Jena für einen guten Auftritt zu belohnen. Schuld daran ist auch die momentane Schwäche unterm Korb. Von Bernd Köble

Kein Bajass zur Fasnet, sondern ein Trainer in Aktion: David Rösch hatte an der Seitenlinie in Jena buchstäblich alle Hände voll
Kein Bajass zur Fasnet, sondern ein Trainer in Aktion: David Rösch hatte an der Seitenlinie in Jena buchstäblich alle Hände voll zu tun.Foto: Christoph Worsch

Nicht jeder Sieg ist ausnahmslos gut und nicht jede Niederlage grundschlecht. Seit Samstag ist die Relativitätstheorie des David Rösch um eine Facette reicher: Nicht jeder, der ein Spiel verliert, muss ein Verlierer sein. Für Mirsad Haziri war der Abend in der Jenaer Sparkassen-Arena nah am Optimum. Zwei Minuten und 19 Sekunden lang öffnete ihm Headcoach David Rösch das Fenster. Lange genug, um sich mit der zweitbes­ten Dreier-Quote aller Kirchheimer an diesem Abend ins Register einzutragen. Bei den ersten beiden Versuchen flatterten noch die Nerven. Der dritte saß. Danach war Schluss. Spiel verloren, Respekt gewonnen.

Nicht schlecht für einen 18-Jährigen, der normalerweise für den VfL in der Oberliga aufläuft und am Samstag sichtlich nervös sein Debüt bei den Profis gab. Als Platzhalter für Topscorer Jalan McCloud, der Haziris Sternstunde erst ermöglicht hatte. Ohne das vierte Foul des US-Guards hätte der Junge aus dem Kosovo den Abend dort verbracht, wo er ihn immer verbringt: auf der Bank.

Haziri war aber nicht der Einzige, der mit der 83:94-Niederlage gegen den Tabellendritten leben konnte. „In Anbetracht der Ausgangslage muss ich vor meiner Mannschaft den Hut ziehen“, fand David Rösch. Gemeint war die Tatsache, dass ihm in Jena wieder zwei wichtige Puzzleteilchen fehlten. Wie sehr, das wurde in der Schlussphase deutlich, als die ordnende Hand eines Dajuan Graf im Spielaufbau und die Entschlossenheit eines Tim Koch in der Defensive fehlten. Graf war am Donnerstag im Training umgeknickt und wurde noch geschont, Koch war erkältet. Bis zu Beginn des Schlussviertels waren die Knights dennoch nah dran an der Überraschung, lagen beim Stand von 65:64 nach einer beherzten Aufholjagd im dritten Abschnitt sogar in Führung. „In der entscheidenden Phase waren wir nicht effektiv genug“, musste Rösch feststellen. Da wurden wieder Bälle vertändelt und der freie Mann nicht gefunden. „Trotzdem sollte uns diese Leistung motivieren“, findet der Trainer.

Die beiden Ersatz-Spielmacher Nico Brauner und Jalan McCloud erledigten ihren Job gut. Dafür bekamen weder Keith Rendleman noch Andreas Kronhardt Jenas einzigen Big Man in den Griff. Alex Herrera, immerhin drittbester Rebounder der Liga, konnte unter den Körben nach Belieben schalten und walten. Seine 27 Punkte und zehn Rebounds stehen symbolisch für das, was an diesem Abend den Unterschied ausmachte. Dabei hätte man gerade an dieser Stelle vor Spielbeginn die Achillesferse der Thüringer verorten können. Schließlich fehlten neben Topscorer Dennis Nawrocki mit Oliver Mackeldanz und Lars Lagerpusch auch beide Center. „Warum wir es zurzeit nicht schaffen, die Großen zu kontrollieren, darauf müssen wir eine Antwort finden“, sagt David Rösch. Bis Donnerstag ist die Findung vertagt. Das spielfreie Wochenende beschert der Mannschaft einen Kurzurlaub, „um die Köpfe frei zu bekommen“, wie der Coach sagt. Danach kommt Leverkusen - mit Top-Center Dennis Heinzmann.

Ein Seewolf mischt die Liga auf

Dirk Bauermann wird in dieser Saison in Rostock wohl kaum mehr als großer Heilsbringer in die Annalen eingehen. Dafür ist seine Bilanz mit vier Niederlagen in acht Spielen seit seinem Dienstantritt Anfang des Jahres zu durchwachsen. Stattdessen wird man sich an den Namen Bauermann in der Pro A aus anderem Grund wohl noch länger erinnern: Als der, der Zach Lofton über den großen Teich an die Ostsee gelotst hat.

Zach Lofton hat erst vier Spiele für die Seawolves absolviert und ist schon der Hingucker in der zweiten Liga. Der 27-jährige Shooting Guard, der es für die Detroit Pis­tons auf immerhin drei Spielminuten in der NBA gebracht hat, steht inzwischen bei 30,3 Punkten pro Spiel im Schnitt. Am Samstag schenkte er dem designierten Meister aus Chemnitz gleich 39 ein. Das ist knapp die Hälfte der Gesamtausbeute seines Teams. Geholfen hat es trotzdem nichts, denn bei den Niners punkteten gleich sechs Spieler zweistellig. Danach musste auch Bauermann erkennen: Basketball ist eben doch ein Mannschaftssport. bk