Basketball
Die Fans leiden, die Liga zögert

Basketball Eine Saison ohne Zuschauer stellt hart gesottene Anhänger der Knights auf eine harte Probe. In der Pro A denken die Verantwortlichen bereits laut über einen Verzicht auf die Play-offs nach. Von Bernd Köble

Für Fans ist es die Höchststrafe. Ihre Mannschaft reitet auf einer Erfolgswelle und sie müssen abtauchen. Harte Zeiten für die, die mal als „gelbe Wand“ in der Liga für Schlagzeilen sorgten und die in normalen Zeiten die Kirchheimer Halle in einen brodelnden Hexenkessel verwandeln. Robin Storm steht bei den Knights-Supporters an der Front. Seit vielen Jahren hat er kein Basketball-Heimspiel mehr verpasst. Jetzt steigt sein Adrenalinpegel nicht mehr nur bei Dunkings, sondern auch dann, wenn im Livestream daheim vor dem Fernseher mal wieder der Ton wegbleibt oder das Bild plötzlich zu wackeln beginnt.

Zusammenstehen für ein gemeinsames Ziel, das heißt im Moment vor allem, sich die Finger wund zu tippen. Mehr als 50 Mitglieder zählen zum engsten Kreis, der sich vor jedem Spiel in einer Whatsapp-Gruppe versammelt. Es sind die treuesten der Treuen. Die mit der schwarz-gelben Seele, die den Slogan unter dem Ritter-Logo wörtlich nehmen: Mehr als ein Spiel. Im Moment ist es nur ein Spiel ohne Fans, und das dauert im Basketball exakt 40 Minuten netto. Sich einfach wünschen, dass diese Saison schnell zu Ende geht, ist keine Lösung. Dafür spielen die Knights im Moment schlicht zu erfolgreich. Was am meisten fehlt? „Das ganze Drumherum. Das Familiäre in der Halle, die Gespräche mit Spielern, eben das ganze Paket“, sagt Robin Storm. Statt dem Bad in der Menge, bleibt nur das Bier nach dem Spiel mit seinem WG-Mitbewohner.

Wie umgehen mit einer Saison, in der nichts ist, wie es sein sollte? Vor dieser Frage stehen auch Klubs und Ligavertreter. In der Geschäftsstelle der 2. Basketball-Bundesliga in Köln macht man sich Gedanken, wie die Saison beendet werden könnte, sollten die Infektionszahlen weiterhin hoch bleiben. Riskiert man die Play-offs mit einem eng getakteten Spielplan und nimmt in Kauf, dass Mannschaften durch Quarantäne ganz aus der Wertung fallen? Spielt man das Jahr ohne Finalrunde zu Ende und vergibt an die beiden Führenden in der Tabelle das Aufstiegsrecht? Oder kommt es gar wie im vergangenen Frühjahr zu einem vorzeitigen Saisonabbruch? „Wir müssen uns mit allen Szenarien beschäftigen“, sagt Zweitliga-Geschäftsführer Christian Krings. „Bis zur heißen Saisonphase im April haben wir zum Glück noch etwas Luft.“

Ein Verzicht auf die Play-offs wäre auch für Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt ein Weg, der denkbar wäre. „Wichtig ist, dass man zumindest die Option klar ausspricht“, findet er. „Dann könnten die Klubs, die noch nachverpflichten, entsprechend planen, und es entstünde kein Wettbewerbsnachteil.“ Greift der Lockdown, kommen Impfungen voran oder drohen Rückschläge durch Virus-Mutationen? „In einigen Wochen werden wir mehr wissen“, sagt Schmidt, der zum engeren Kreis der Corona-Task-Force in der zweiten Liga zählt. „Wir stehen noch nicht unter Zeitdruck.“

Auch den Fans dürfte es diesmal egal sein. Finalrunden-Atmosphäre käme in den eigenen vier Wänden ohnehin kaum auf. „Natürlich wünscht man sich die Play-offs“, sagt Robin Storm. „Schließlich will man seine Mannschaft auf Top-Niveau spielen sehen.“ Doch auch ihm ist klar: „Sicherheit geht diesmal vor.“