Basketball

Die Knights bestehen den Stresstest

Basketball Wenig Glanz aber zwei Punkte: Das neue Team muss sich im Regelbetrieb finden und macht das in Baunach erstaunlich abgeklärt. Von Bernd Köble

Gut akklimatisiert: Knights-Neuzugang Corban Collins ist ohne Anlaufschwierigkeiten in die Pro A gestartet. In Baunach war der 2
Gut akklimatisiert: Knights-Neuzugang Corban Collins ist ohne Anlaufschwierigkeiten in die Pro A gestartet. In Baunach war der 23-Jährige Guard bester Kirchheimer.Foto: Tanja Spindler

Manchmal scheint die Zeit still zu stehen. Die neue Saison in der Pro A ist einen Spieltag alt und Kirchheims Basketballer stehen dort, wo sie die alte beendet haben: auf Platz vier. Dabei dürfte das, was sich am Samstag eine Spielhälfte lang im fränkischen Baunach zugetragen hat, schon deutlich kaltblütigere Trainer als Anton Mirolybov zur Weißglut getrieben haben. Am Kraterrand des Vulkans blieb alles still an diesem Abend, auch wenn es innen drin gebrodelt haben mag. Schließlich war das Ziel nach vierzig Minuten erreicht: gewonnen - egal wie.

Erwartbar, wenig verwunderlich, zumindest kein Grund für tief greifende Besorgnis. So sah Kirchheims neuer Coach den schwachen Beginn seiner Mannschaft, die bis zum Ende des zweiten Viertels gegen die Bamberger U20 zeitweilig einem 18-Punkte-Rückstand hinterherlief. Dass Verletzungspech eine geordnete Vorbereitung in Kirchheim torpediert hatte, war in dieser Phase schwer zu übersehen. Bei Mirolybov wog die Erleichterung deshalb mehr auf als sonst. „Keiner von uns wusste, was uns hier erwartet.“ Was für ihn entscheidend war an diesem Abend: Seine Mannschaft zog sich, ohne am Spielsystem etwas zu ändern, an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel. „Wir haben ab dem dritten Viertel nichts anders gemacht“, meint Mirolybov, „nur vieles besser.“ In anderen Worten: Die Knights kamen nach der Pause mit dem Messer zwischen den Zähnen zurück aus der Kabine. Den Schalter umlegen, ohne nervös zu werden - die Routine von Spielern wie Andreas Kronhardt oder Keith Rendleman zahlte sich jetzt aus. Die andere Hälfte des Spiels glich dann einer Kurzfassung der Mirolybovschen Lehre. Der Titel: Aggressivität in der Verteidigung als Schlüssel zum Offensiverfolg.

Mitten drin ein Rookie, der erst vier Tage zuvor in Kirchheim eingetroffen war. Corban Collins erzielte 26 Punkte, traf dreiviertel aller Würfe aus dem Feld. Der 23-jährige Neuzugang vom College befeuert in Kirchheim bereits die Hoffnungen auf einen Glücksgriff. Dass der US-Guard mit derart wenig Anlauf auskam, verblüffte viele, auch wenn Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt gleichermaßen knapp wie nachvollziehbar feststellt: „Dass er stark ist, wussten wir, sonst hätten wir ihn ja nicht geholt.“

Collins passt übrigens ganz gut zum Thema Sturm und Drang am Auftaktspieltag: Das Durchschnittsalter der Topscorer aller 16 Mannschaften in der Pro A lag zu Beginn bei 24,6 Jahren. Nur Vechtas 31-jähriger Center Jannik Freese drückte den Schnitt. Mit Baunachs Tibor Taras und Ulms Spielmacher Marcell Pongo in Diensten der Orange Academy spielten sich zwei 20-Jährige in den Vordergrund.

Dass Collins auf der Knights-Tournee nicht zum „One Hit Wonder“ wird, hoffen viele in Kirchheim, nicht nur sein Trainer. „Gegen Trier müssen wir besser sein“, sagt Mirolybov. Er weiß, dass sich eine erneut schwache Startphase gegen deutlich abgezocktere Gladiators kaum wird ausbügeln lassen. Christoph Schmidt wird da noch deutlicher: „Mit einer ähnlich schwachen ersten Hälfte wäre das Spiel schon zur Pause gelaufen.“ Für den neuen Trainer ist der erste Heimauftritt am Samstag ein besonderer Moment: „Ich bin sehr gespannt auf die Atmosphäre in der Halle“, sagt der Finne. „Da habe ich nur Gutes gehört.“