Die Sporthalle Stadtmitte in Kirchheim und die Europahalle in Karlsruhe trennen laut Google Maps 102 Kilometer - die Basketballteams der beiden Städte trennten nach 40 Minuten Zweitligaduell am Samstagabend 16 Punkte und in der aufgrund zahlreicher Corona-Spielabsetzungen (siehe Infoartikel) nur wenig aussagekräftigen Tabelle fünf Plätze. Karlsruhe ist nach dem 91:75-Erfolg Vierter, die Knights Neunte.
Dabei wollten die Kirchheimer im Baden-Württemberg-Derby eigentlich den dritten Sieg in Serie einfahren. Doch auch die Karlsruher hatten nach einem gleichfalls siegreichen Doppelspieltag viel Selbstvertrauen getankt. Dass es ein Spiel auf Augenhöhe werden würde, zeigte sich bereits im ersten Viertel. Den Rittern gelang es im Vergleich zu den Spielen gegen Leverkusen und Tübingen nicht, Druck in der Defensive zu entwickeln. Die Karlsruher Guards schienen immer einen Schritt schneller zu sein und erzielten teilweise einfache Korbleger. Dafür stellte die Offensive der Ritter die Lions häufiger vor Probleme. Besonders Max Mahoney konnte kaum gestoppt werden. Der Amerikaner in Diensten der Knights hatte nach den ersten Minuten bereits zehn Punkte eingesammelt.
Mit einem 24:20-Zwischenstand aus Sicht der Gäste ging es in den zweiten Abschnitt. Die Kirchheimer fanden immer besser in die Partie und stoppten die Angriffe der Karlsruher regelmäßig. Bis auf acht Punkte erhöhte sich der Vorsprung der Schwaben. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit lief allerdings Karlsruhes Adam Pechacek heiß. Zwei Dreier und einen Korbleger später war der Kirchheimer Vorsprung zum Pausentee nahezu egalisiert (41:40) - eine entscheidende Phase des Spiels, denn der Frust über den Karlsruher Run steckte tief in den Kirchheimer Köpfen.
Kaum zufällig, kamen beide Teams mit völlig unterschiedlicher Körpersprache zurück aufs Parkett. Die Karlsruher übernahmen sofort das Kommando, gingen folgerichtig in Führung. Max Mahoney, der sich kämpferisch gegen den Rückstand wehrte, musste mit Foulproblemen früh auf die Bank und die Ritter waren mehr und mehr mit sich selbst beschäftigt. Gerade in der Offensive stockte der Motor gewaltig, was die Lions zu vielen Schnellangriffen einlud, die die Defensive der Gäste nicht mehr stoppen konnte.
Mit 69:56 aus Karlsruher Sicht ging es in den Schlussabschnitt, in dem es die Ritter nochmals wissen wollten. Innerhalb von nur zwei Minuten kamen die Teckstädter heran. Das 18-jährige Nachwuchstalent Aleksa Bulajic, der neben Max Mahoney mit Kampfgeist und Wille glänzte und mit zwölf Punkten den zweitbesten Kirchheimer Wert erzielte, verkürzte auf 66:69 - die Ritter waren drauf und dran, das Spiel zu drehen, ehe der bis dato mit 21 Punkten in nur 16 Minuten nicht zu kontrollierende Mahoney nach seinem fünften Foul - ein Bruch, den die Lions gnadenlos ausnutzten. Immer wieder fanden die Hausherren nun die Lücken in der Kirchheimer Defensive und erhöhten den Vorsprung durch einen 18:2 Lauf auf 87:68. Das Spiel war entschieden.
„Wir hatten einen guten Start und konnten bis auf Pechacek die Karlsruher kontrollieren“, analysierte Kirchheims Coach Igor Perovic, „aber während des gesamten Spiels haben wir nicht die Würfe kreiert, die wir haben wollten. Unsere besten Schützen hatten zu wenig Wurfoptionen. In der Defensive waren wir in der zweiten Halbzeit zu soft. Karlsruhe hat physischer und schneller gespielt.“ cs