Basketball

Die Übergangslösung schlägt ein

Basketball Der zweite Sieg im zweiten Spiel unter dem Interimstrainer-Duo Brian Wenzel und Chris Schmidt hat den Kirchheim Knights Selbstbewusstsein für das morgige Heimspiel gegen Rostock beschert. Von Peter Eidemüller

Er lebe hoch: Andi Kronhardt schnappt sich Tübingen-Matchwinner Jalan McCloud, der mit Interimstrainer Brian Wenzel abklatscht.
Er lebe hoch: Andi Kronhardt schnappt sich Tübingen-Matchwinner Jalan McCloud, der mit Interimstrainer Brian Wenzel abklatscht. Foto: Tanja Spindler

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - ob Sepp Herberger seinerzeit etwas mit Basketball am Hut hatte, ist unklar. Sein auf den Fußball gemünzter Spruch passt für die Zweitligakorbjäger aus Kirchheim aktuell jedenfalls wie der Ball durch die Reuse. Keine 72 Stunden nach dem überraschend abgezockten 103:97-Erfolg bei den favorisierten Tigers Tübingen erwartet die Knights die nächste Abzweigung auf dem Weg ins gesicherte Tabellenmittelfeld. Die Rostock Seawolves, am Dienstag 84:74-Überraschungssieger gegen den Tabellenzweiten aus Bremerhaven, gastieren am morgigen Samstag ab 19 Uhr in der Sporthallte Stadtmitte.

Der Tabellenzehnte von der Ostsee hat die letzten drei Partien gewonnen, nötigt den Kirchheimer Verantwortlichen aber nicht nur deshalb gehörigen Respekt ab. „Das ist eine brandgefährliche Truppe“, warnt Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt, „sie haben zwar etwas gebraucht, um in Fahrt zu kommen, aber jetzt sind sie voll da. Ihre momentane Tabellensituation täuscht über die tatsächliche Qualität in der Mannschaft hinweg.“

Dass sich diese Erkenntnis vor dem Hintergrund der Leistung vom vergangenen Mittwoch auch auf die Knights übertragen lässt, scheint naheliegend. In Tübingen zeigte der Tabellenelfte den bislang über weite Strecken der Saison vermissten Biss in der Defensive gepaart mit selbstbewussten Offensivaktionen. Bestes Beispiel: Jalan McCloud. Der 24-jährige Guard, bis zum Auftritt in Tübingen bei einem Punkteschnitt von 14,9, war mit 34 Punkten nicht nur Topscorer der Partie. Mit drei eiskalt verwandelten Dreiern binnen 52 Sekunden brachte McCloud die Kirchheimer knapp zwei Minuten vor Spielende auf die Siegerstraße. „Was er heute offensiv abgeliefert hat, war großes Kino“, lobte Interimstrainer Brian Wenzel den Amerikaner, der von zwölf Dreier-Versuchen acht versenkte und hinterher das Kollektiv beschwor: „Für uns ging es heute darum, als Team zusammenzuhalten“, sagte McCloud.

„Raushauen, was im Tank ist“

Anders als der Spruch von Sepp Herberger ist dies nicht als Floskel zu verstehen - die Kirchheimer stehen nach dem krankheitsbedingten Aus von Mauro Parra schließlich seit einer Woche ohne etatmäßigen Headcoach da. Ob, wann und unter welchen Umständen der Spanier auf die Trainerbank zurückkehren wird, ist unklar. Fest steht nur, dass die Knights im Heimspiel morgen gegen Rostock erneut von Brian Wenzel und Chris Schmidt betreut werden - bei einem Sieg hätte das Interimsduo mit sechs Punkten aus drei Partien übrigens die gleiche Erfolgsbilanz wie Parra zuvor nach elf Spielen. „Das wird eine sehr schwierige Partie“, weiß Schmidt, „aber wir wollen alles raushauen, was noch im Tank ist.“

Der Talentschuppen von der Ostseeküste

In der Pro A mischen die Rostocker seit 2018 mit. In ihrer Premierensaison hatten die Seawolves als Tabellenfünfter überraschend die Playoffs erreicht, waren dort im Viertelfinale mit 1:3 an Hamburg gescheitert. Ziel für diese Saison ist das erneute Erreichen der Playoffs.

Der Kader der Rostocker ist gespickt mit vielen talentierten Akteuren. Unter den Körben dominieren die bundesligaerfahrenen Mitch Jost und Tom Alte. Mit Kalidou Diouf steht den „Seewölfen“ ein junger, aber extrem talentierter Center zur Seite. Der 25-jährige erzielt durchschnittlich 14,5 Punkte pro Spiel - der Top-Wert im Kader der Seawolves. Ähnlich wie die Knights mit Dajaun Graf, haben auch die Rostocker ihren letztjährigen Point Guard, Tony Hicks, in der laufenden Saison nachverpflichtet. Seit seiner Rückkehr an die Ostsee erzielt der 25-jährige Amerikaner elf Punkte pro Spiel. tb/cs